| # taz.de -- Linken-Politiker zu Griechenland-Hilfen: „Der IWF hat zwei Gesich… | |
| > Der Internationale Währungsfonds soll gerne aus den Finanzhilfen | |
| > aussteigen, meint Linken-Finanzexperte Axel Troost. | |
| Bild: Wollen keine Kürzungen mehr, egal, unter welchem Label: RentnerInnen in … | |
| taz: Herr Troost, die nächste Tranche der Finanzhilfen für Griechenland | |
| steht auf der Kippe. Wo ist das Problem? | |
| Axel Troost: Der Internationale Währungsfonds hält die Schuldenlast für | |
| nicht tragfähig und droht, sich als Geldgeber zurückzuziehen. Er fordert | |
| unter anderem eine Absenkung des Haushaltsziels und faktisch einen | |
| Schuldenschnitt. Sonst will er keine weiteren Kredite bewilligen. | |
| Das klingt doch nach einer linken Forderung. Warum wollen Sie dann, dass | |
| der IWF aus den Finanzhilfen aussteigt? | |
| Der IWF hat zwei Gesichter. Die makroökonomische Abteilung ist schon lange | |
| zu dem Schluss gekommen, dass die volkswirtschaftlichen Auflagen gegenüber | |
| Griechenland destruktiv sind und negative Folgen haben. Da ist der IWF | |
| progressiver als die europäischen Institutionen. Zugleich verfolgt der IWF | |
| auf mikroökonomischer Ebene eine Politik, die noch neoliberaler ist als die | |
| der EZB und der Europäischen Kommission. Wir waren im Sommer mit dem | |
| Finanzausschuss in Griechenland. Da kamen selbst die Kolleginnen und | |
| Kollegen der CDU ins Schaudern, als der IWF seine Forderungen vortrug. Die | |
| wollten beispielsweise den Mindestlohn noch weiter absenken. | |
| Aber bei den volkswirtschaftlichen Zielen stimmen Sie mit dem IWF überein? | |
| Zum Teil. Der von Herrn Schäuble anvisierte Primärüberschuss des Haushalts | |
| von 3,5 Prozent der Wirtschaftsleistung ist realitätsfern. Das schafft | |
| nicht mal Deutschland. Daher ist eine Absenkung auf maximal 1,5 Prozent, | |
| wie es der IWF fordert, durchaus sinnvoll. Allerdings bin ich gegen einen | |
| Schuldenschnitt. Was wir brauchen, ist eine Schuldenerleichterung. Das | |
| heißt, die Fortschreibung der Kredite über viel längere Zeiträume und mit | |
| einer viel niedrigeren Zinsrate. Dann kann man auch mit der jetzigen | |
| Schuldenlast Griechenlands vernünftig umgehen. | |
| Reicht das, um aus der Krise zu kommen? | |
| Nein, man braucht natürlich sowohl öffentliche als auch private | |
| Investitionen. Erstere wären mit einem angepassten Haushaltsziel und einer | |
| Verlängerung der Schuldtitel möglich. Für private Investitionen braucht es | |
| vor allem Stabilität. Dazu gehört, dass die Debatte über den sogenannten | |
| Grexit, den Austritt Griechenlands aus der Eurozone, endlich aufhört. | |
| Die regierende Syriza-Partei trägt die Sparmaßnahmen trotz eines | |
| gegenteiligen Referendums bisher mit. Ist die Partei vor der Troika | |
| eingeknickt? | |
| Nein, Syriza hat im Rahmen dessen, was möglich war, viel erreicht, um die | |
| Sparpolitik sozial erträglich zu gestalten. Allerdings blieb ihr auch nicht | |
| viel Spielraum, da sie von der Troika schlicht erpresst wurde. Im Grunde | |
| hält Syriza diese Politik jedoch volkswirtschaftlich und sozialpolitisch | |
| für falsch. | |
| Müsste man dann nicht so ehrlich sein zurückzutreten? | |
| Aber was wäre die Alternative? Die etablierten Parteien haben Griechenland | |
| doch erst in die Krise geführt. Im Zweifel ist auch mir daher eine „linke | |
| Austeritätspolitik“ lieber als eine rechte. | |
| Gibt es überhaupt eine linke Austeritätspolitik? | |
| Ja. Ich werde oft belächelt, wenn ich diesen Begriff benutze. Damit ist | |
| aber schlicht gemeint, dass Griechenland die Sparmaßnahmen aufgezwungen | |
| worden sind. Syriza versucht, innerhalb dieser Politik eigene Akzente zu | |
| setzen. Bei der Rentenreform hat man beispielsweise noch umfassendere | |
| Kürzungen, wie sie vom IWF vorgeschlagen wurden, verhindert. Das nenne ich | |
| dann eine linke Austeritätspolitik. | |
| 13 Feb 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Daniel Böldt | |
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