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# taz.de -- „Die Partei“-Chefin über ernsten Protest: „Turbo-Politik vom…
> Satire mit ernsten Mitteln: Die Partei hat in Göttingen Mahnwachen
> angemeldet, um etwa an Hitlers Geburtstag Plätze zu blockieren.
Bild: Bei der Partei mit dabei: Martin Sonneborn
taz: Frau Haas, müssen Ihre WählerInnen jetzt befürchten, dass Die Partei
zu einer ernsthaften Partei verkommt?
Heide Haas: Natürlich waren wir schon immer eine ernsthafte Partei. Ich
weiß gar nicht, wie die Ernsthaftigkeit in Zweifel gezogen werden könnte.
Wir hatten auch in Kooperation mit den Piraten einen gemeinsamen
Bundespräsidentschaftskandidaten. Ich glaube, wir sind sehr ernst zu
nehmen.
Entschuldigung. Dann zu den ernsten Themen. Sind Mahnwachen, wie Sie sie
jetzt in Göttingen veranstalten, nicht was für Schnarchnasen?
Nein, die Mahnwache ist ein höchst effizientes Instrument für Turbopolitik
vom Feinsten, so wie wir sie betreiben. Das Besondere ist, dass sie nicht
genehmigungspflichtig sind. Das gibt uns, als ordentlicher politischer
Partei, einen Spielraum, genau das zu machen, was wir machen wollen.
Und das wäre?
Mit unserer aktuellen Reihe „Göttingen neu besetzen“ wollen wir Göttingen
wieder positiv besetzen. Das hat damit zu tun, dass der positive Charakter
politischer Veranstaltungen meistens für die WählerInnen nicht ersichtlich
ist. Das wollen wir ändern.
Geht es auch darum, Orte zu blockieren, damit Rechte sie nicht nutzen
können?
Wir haben uns diese Plätze frühzeitig gesichert, weil wir gesehen haben,
dass an gewissen Tagen der Göttinger Bahnhofsplatz, aber auch der
Albaniplatz, also der Platz der Bücherverbrennung, bei den Rechten sehr
begehrt sind.
Macht so etwas nicht schon die grüne Jugend?
Wir haben uns diese Plätze eindeutig als erste Partei reserviert. Aber wir
kooperieren gerne mit vielen – auch mal mit der grünen Jugend!
Seit wann fühlt sich die Partei Die Partei für Antifa-Themen zuständig?
Die Partei Die Partei fühlt sich generell für das gesamte Spektrum der
Politik zuständig. Wir sind die extreme Mitte und das bleiben wir auch.
Wenn wir mit allem fertig sind, wird es links und rechts von Die Partei
nichts mehr geben.
Jan Böhmermann macht jetzt auch auf seriös auf Twitter. Müssen wir uns
Sorgen um den Zustand der Satire machen?
Auf keinen Fall. Die Satire ist in einem besseren Zustand denn je. Je
kruder die politischen Konstellationen sind, desto besser geht es der
Satire. Ich glaube auch, dass Satire ihre gesellschaftlichen Aufgaben heute
besser erkennt und wahrnimmt.
Welche Aktionen stehen jetzt bei Ihnen an?
Unter anderem haben wir dieses Jahr eine Bundestagswahl geplant, die wir
bestreiten werden. Natürlich mit unglaublich guten Ergebnissen, wie zuvor
noch nie gesehen.
Wieso so optimistisch?
Wir hatten im letzten Jahr einen stärkeren Zulauf als die AfDings. Die
hatten 4.000 neue Mitglieder, wir hatten 4.251. Dazu viele Neugründungen
von Verbänden, auch im Raum Niedersachsen.
Welche Aktionen sind noch im Rahmen der Reihe „Göttingen neu besetzen“
geplant?
Als weitere Termine haben wir für dieses Jahr noch den 20. April, den 1.
Mai, den 17. August und den 9. November angemeldet. Für den 20. April haben
wir schon Anfragen glücklicher Eltern, die den Geburtstag ihrer Kinder mit
uns feiern wollen. Da haben wir natürlich nichts gegen, denn wir glauben
auch, dass Kinder unsere Zukunft sind.
Erwarten Sie Konfrontationen mit Nazis?
So viele derart verwirrte Leute gibt es hier nun auch wieder nicht. Man
muss nicht von den zwei, drei Leuten, die hier rumrennen, erwarten, dass
die mit einer Art Flashmob unsere Veranstaltung besetzen.
Wie viele TeilnehmerInnen erwarten Sie?
Wir haben beim Ordnungsamt für alle Veranstaltungen eine Teilnehmerzahl von
18 bis 88 angegeben. Am 20. April gehen wir aber davon aus, dass noch mehr
Leute auch aus anderen Bundesländern kommen. Den 89. werden wir nicht
wegschicken, das wäre zu hart. Aber es dürfen dann nur 88 Leute auf das
Gruppenfoto.
Wie kann man sich eine Mahnwache der Partei Die Partei vorstellen?
Wir sind laut und haben sehr viele Redebeiträge, da sind wir sehr geübt,
weil wir regelmäßig Redenschwingerabende inszenieren. Das sieht so aus,
dass ein Parteimitglied oder ein befreundetes anderes Wesen eine Rede hält,
die dann von den Anwesenden bewertet wird, zum Beispiel nach Inhaltsleere.
Aber sie muss natürlich auch mobilisieren können.
Sie kündigen gute Laune und positive Agitation an. Was gibt es denn
überhaupt zu feiern und woher diese gute Laune?
Gerade in schwierigen Zeiten darf man das Feiern nicht verlernen, gerade
auch in der Politik. Wir sehen uns hier als modernen Dienstleister für die
Wähler. Wir reagieren nicht nur, sondern stürmen nach vorn und machen
Sachen die kein anderer macht.
Gibt es Schnaps?
Wie Sie wissen, sind wir dank der Bundestagsverwaltung auf Bundesebene
gerade in einer heiklen und unsicheren finanziellen Lage. Dadurch können
wir unseren Wählerinnen und Wählern oder Mahnwachenbesuchern und
Mahnwachenbesucherinnen keine großen Freibierbestände sichern. Wir befinden
uns aber mit Brauereien in Verhandlung für Spenden.
Was ist da genau los mit der Bundesverwaltung?
Die Partei Die Partei hat als Reaktion auf den Goldverkauf einer überaus
obskuren Splitterpartei, die sich schon wie der Machthaber im Lande
aufführt,
… AfD …
… selber einen Geldverkauf gestartet, um dadurch die Parteienfinanzierung
auszureizen. Die Regelung, die dem zugrunde lag, wurde inzwischen gekippt.
Jetzt soll die Partei Die Partei sogar Strafzahlungen leisten.
Und die AfD wird nicht bestraft?
Genau. Die obskure Partei scheint damit davonzukommen. Allerdings gehen wir
bereits juristisch dagegen vor.
17 Feb 2017
## AUTOREN
Katharina Schipkowski
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