# taz.de -- Kommentar EU-Afrika-Gipfel: Schauspiel für Rechtspopulisten | |
> Mit viel Geld und Druck versucht die EU, Menschen von ihren Grenzen | |
> fernzuhalten. Die Folgen sind schon klar: mehr Tote, mehr Internierung. | |
Bild: Ein Zaun reicht nicht, eine Mauer muss her: Merkel mit anderen europäisc… | |
Eine der seltsamsten Eigenschaften der EU ist ihre Doppelmoral. Sie gefällt | |
sich in der Rolle des besseren Teils der freien Welt. Gerade jetzt, wo die | |
Trump-Regierung in Washington ein für liberal gesinnte Menschen abstoßendes | |
Projekt nach dem anderen präsentiert, betont die EU gern die Werte, denen | |
sie sich verbunden fühlt. | |
Aber was die Migrationspolitik betrifft, steht die EU bisher nicht besser | |
da. [1][Europas Mauer heißt Mittelmeer], und an ihr sind allein im letzten | |
Jahr 25 Mal so viele Menschen gestorben wie entlang der Grenze zwischen den | |
USA und Mexiko. Europa könnte daraus die Konsequenzen ziehen und es anders | |
machen. | |
[2][Doch sie tut das Gegenteil.] Einmal mehr bittet die EU in diesen Tagen | |
die ärmsten Staaten der Welt zum Gipfel nach Malta und versucht sie auf die | |
Sicherung der europäischen Grenzen einzuschwören – mit viel Geld und mit | |
Druck. Angela Merkels Deutschland ist die treibende Kraft in diesem | |
Prozess. Dessen Folgen zeichnen sich bereits jetzt schon ab: mehr Tote, | |
mehr Internierung. | |
All das nimmt Brüssel in Kauf, in vorauseilendem Gehorsam vor den | |
Rechtspopulisten. Drei Treffen in nur einer Woche – und jedes Mal werden | |
die Flüchtlinge aus Afrika als größte Gefahr für Europa dargestellt. Obwohl | |
2016 nicht mehr als etwa 180.000 Menschen kamen. Dieses politische | |
Schauspiel dürfte Populisten wie Geert Wilders, dem Front National und der | |
AfD eher nützen als schaden. | |
Bislang reagieren die meisten afrikanischen Staaten reserviert. Für sie | |
gehören Entwicklung und Migration zusammen. Die reichen Industriestaaten | |
profitieren ja auch seit Jahrhunderten von den Vorteilen der Migration und | |
des freien Verkehrs. Gegenüber den Afrikanern aber macht die EU nun die | |
gegenteilige Logik auf: Entwicklung oder Migration. Entweder ihr macht für | |
uns eure Grenzen zu, auf eurem eigenen Kontinent – oder wir helfen euch | |
nicht mehr. | |
Beim ersten Valletta-Gipfel 2015 war die Rede von Partnerschaft und | |
gemeinsamen Interessen. Doch die afrikanischen Staaten monierten, dass ihre | |
Vorschläge für Projekte der Partnerschaft mit der EU abgebügelt wurden. | |
Dabei könnte es „Migrationspartnerschaft“ tatsächlich geben – sichere | |
Fluchtwege, Arbeitsvisa, Flüchtlingskontingente. Das wäre dann tatsächlich | |
der bessere Teil der freien Welt. | |
8 Feb 2017 | |
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## AUTOREN | |
Christian Jakob | |
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