# taz.de -- Studie zu Kunststoffen in Pflegeprodukten: Gutes Plastik, böses Pl… | |
> Das Umweltbundesamt wirft Greenpeace mangelnde Differenzierung in seiner | |
> Umfrage vor. Es geht um Mikroplastik in Kosmetika. | |
Bild: Jährlich gelangen 500 Tonnen Mikroplastik aus Kosmetikartikeln ins Meer | |
Berlin taz | Wer Plastikmüll ins Wasser wirft, verschmutzt die Umwelt, das | |
ist klar. Wer sich mit Seife die Hände wäscht – vielleicht auch. Denn in | |
vielen Kosmetika und Pflegeprodukten ist Mikroplastik enthalten – winzige | |
Kunststoffteilchen, die kleiner als fünf Millimeter sind. | |
Von Kläranlagen werden sie nicht oder kaum herausgefiltert und gelangen so | |
in die Flüsse und ins Meer. Wassertiere halten sie für Nahrung – in | |
Muscheln, Garnelen und Fischmägen wurden sie schon gefunden. „Es ist nur | |
eine Frage der Zeit, bis die Teilchen auch im Fischfleisch nachweisbar | |
sind“, ist sich Greenpeace-Meeresexperte Thilo Maack sicher. „Plastik | |
gehört aus Vorsorge nicht in die Kosmetik.“ | |
Eine weitere Gefahr: Schadstoffe, die im Wasser gelöst sind, bleiben | |
besonders gut an den kleinen Plastikteilchen kleben. Deshalb befürchten | |
Umweltschützer, dass sich die Gifte so in der Nahrungskette anreichern | |
könnten. | |
Greenpeace, Teile der SPD, Grüne, Linke, Umwelt- und | |
Verbraucherschutzverbände fordern deshalb, keine Kunststoffe mehr in | |
Kosmetikartikeln zu verwenden. [1][Laut einer Umfrage im Auftrag von | |
Greenpeace finden das auch über 80 Prozent der Verbraucher]. | |
## „Kunststoffe je nach Stoff anders betrachten“ | |
Doch dass Greenpeace alles Plastik in einen Topf wirft, stört Marcus Gast, | |
Mikroplastik-Experte beim Umweltbundesamt (UBA): „Die notwendige | |
Differenzierung zwischen festem Mikroplastik und synthetischen Polymeren | |
ließ die Fragestellung nicht zu“, sagt er. Manche synthetischen Polymere | |
sind wasserlöslich. „Das ist ein bunter Blumenstrauß an unterschiedlichen | |
Kunststoffen, die man je nach Stoff anders betrachten muss“, so Gast. Es | |
gebe etwa synthetische Polymere, die helfen, Wasser in Kläranlagen zu | |
reinigen. | |
Das Amt fordert, keine schwer abbaubaren Stoffe in die Umwelt gelangen zu | |
lassen. „Dabei spielt es keine Rolle, ob das synthetische Polymere oder | |
Chemikalien im klassischen Sinne sind“, so Gast. Greenpeace sieht das | |
anders: „Auch die unschädlichen Plastikverbindungen haben in | |
Kosmetikartikeln nichts verloren“, so Experte Maack. | |
Eine Studie des UBA hat herausgefunden, dass jährlich 500 Tonnen | |
Mikroplastik aus Kosmetikartikeln ins Meer kommen. Aus anderen Quellen, | |
beispielsweise aus dem Abrieb von Autoreifen, ist es viel mehr: bis zu | |
111.000 Tonnen. Auch diese Quellen müssten mehr Beachtung finden, so Gast. | |
„Im Gesamtvergleich ist das Mikroplastik aus Kosmetikprodukten natürlich | |
eine kleine Menge“, gibt Greenpeace-Experte Maack zu. „Aber es ist eine | |
Gesetzeslücke, die geschlossen werden muss.“ | |
6 Jan 2017 | |
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## AUTOREN | |
Friederike Meier | |
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