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# taz.de -- Mikroplastik in Kosmetika: Kunststoff auf unserer Haut
> Viele Kosmetika enthalten Kunststoffe. Die Mehrheit der Deutschen fordert
> ein Verbot – auch in der Politik mehren sich die Stimmen dafür.
Bild: Blaue Perlen fürs Peeling
Versuchen Sie mal die Inhaltsstoffe Ihres Duschgels oder Ihrer
Gesichtscreme laut vorzulesen, ohne ins Stocken zu kommen.
Polyethylenterephthalat, Polymethylmethacrylat, Acrylates Crosspolymer oder
– na gut, der ist leicht – Nylon-6.
Es handelt sich dabei um sogenanntes Mikroplastik. Kleine Teilchen oder
flüssige oder wachsartige Kunststoffe, die in Seifen, Duschgels, Peelings,
Puder, Make-up, Lidschatten und diversen anderen Produkten vorkommen.
[1][Das Emnid-Institut hat jetzt im Auftrag von Greenpeace 1.000
Bundesbürger repräsentativ gefragt], was sie davon halten – drei Viertel
wünschen sich, dass die Hersteller darauf verzichten. Über 80 Prozent
fordern eine klare Kennzeichnung, weil kaum einer weiß, was hinter den
Zungenbrechern steckt, siehe Beginn des Textes.
Mikroplastik ist nicht unmittelbar gefährlich für den Menschen. Für die
Umwelt aber sind die Partikel laut Greenpeace ein echtes Problem. Der
Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel schreibt, dass nur ein
Bruchteil der Kunststoffe in der Umwelt aus der Kosmetik stammten.
Hitzeschutz beim Haarstyling oder eine gute Abdeckung bei Make-ups sei ohne
bestimmte Stoffe nicht möglich. Grüne und Die Linke fordern unisono ein
Verbot.
Die Große Koalition setzt auf eine Selbstverpflichtung der Industrie, die
bis 2020 freiwillig auf Mikroplastik verzichten will. Laut des
Umweltverbandes BUND sind die Stoffe aus Zahnpasta etwa schon verschwunden.
[2][Die Verbraucherplattform Codecheck] hatte im Oktober allerdings nach
einem Scan von über 100.000 Produkten ermittelt, dass zirka jedes dritte
untersuchte Gesichtspeeling Mikroplastik enthält. Polyquaternium-7 steckte
beispielsweise in jedem vierten Duschgel. Das Problem ist, dass viele
Hersteller bestimmte Kunststoffe wie etwa Nylon-12 überhaupt nicht als
Mikroplastik anerkennen.
Was also tun? Besser kennzeichnen? Falsch wäre das nicht, sagt Nicole
Maisch, die verbraucherpolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag. „Wir
dürfen die Konsumenten aber nicht überfordern“, sagt sie und verlangt
deshalb ein schlichtes Verbot der Stoffe, ebenso wie Karin Binder, bei der
Linken für Verbraucherschutz zuständig. Selbst aus der SPD ist Kritik zu
hören: Die Sprecherin für Verbraucherpolitik, Elvira Drobinski-Weiß, sieht
Selbstverpflichtung generell problematisch, Unternehmen sollte es jedoch
möglich sein, das Problem Mikroplastik selbst zu lösen. „Wenn wir merken,
dass es keine Veränderung gibt, dann muss ein Verbot schon deutlich vor
2020 auf die Agenda“, sagt sie.
Auch der WWF und die Verbraucherschutzzentrale Hamburg wollen ein Verbot
von mikroskopischen Kunststoffen. „Das wäre im Bereich Kosmetikartikel
relativ einfach umzusetzen, da die Stoffe nicht zwingend notwendig für die
Wirksamkeit der Produkte sind“, sagt ein WWF-Sprecher.
Beim Bund für Umwelt und Naturschutz ist man etwas zurückhaltender: „Ein
gesetzliches Verbot von Mikroplastik wäre das konsequenteste Mittel.
Allerdings sehen wir auch, dass dies nicht ohne Weiteres geht.“ Bestimmte
flüssige Kunststoffe seien in der Natur möglicherweise problemlos abbaubar.
Der BUND bietet seit 2013 die App ToxFox an. Sie prüft Kosmetikartikel auf
giftige Schadstoffe und soll um Mikro- und Nanoplastik erweitert werden.
Die App „Beat the Microbead“ kann das heute schon. Und: Biokosmetik ist
generell frei von Mikroplastik.
5 Jan 2017
## LINKS
[1] http://www.greenpeace.de/presse/publikationen/umfrageergebnisse-plastik-kos…
[2] http://corporate.codecheck.info/wp-content/uploads/2016/10/Codecheck_Mikrop…
## AUTOREN
Ingo Arzt
Daniel Böldt
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