| # taz.de -- Kommentar Schädliche Stoffe in Kosmetik: Duschspaß mit Plastik | |
| > Winzige Plastikkügelchen in Kosmetik sind unnötig, ungesund und belasten | |
| > die Umwelt. Doch die Hersteller bekommen zu wenig Druck. | |
| Bild: Lecker Plastikpeeling: Fühlt sich gut an, ist aber böse | |
| Mit was würden wir uns duschen, eincremen, pudern und seifen, wenn niemand | |
| versuchen würde, der Kosmetikindustrie in die Labore zu schauen? Vermutlich | |
| wäre alles Mögliche drin, was irgendwie angenehm auf der Haut prickelt, | |
| egal was für Folgen die Inhalte für die Umwelt oder langfristig für den | |
| Menschen haben. | |
| Das Spiel ist seit Jahren das gleiche: In der Werbung wirbt die | |
| Kosmetikindustrie meist mit sexistischem Mist dafür, dass man sich beim | |
| Duschen mit irgendeinem neonfarbenen Glibber einreiben soll. In die | |
| Produkte kommt rein, was per Gesetz noch nicht verboten ist: Nanopartikel, | |
| hormonell wirksame Stoffe, Plastik. | |
| Es gibt in der EU die Chemikalienverordnung Reach, nach der die Risiken | |
| chemischer Stoffe in der EU schon seit Jahren ausführlich geprüft werden | |
| müssen. Insofern sind Kosmetika heute deutlich sicherer als früher. | |
| Trotzdem reagieren die meisten Hersteller auf mögliche Risiken erst, wenn | |
| sie dazu gezwungen werden. | |
| Das zeigt das aktuelle Beispiel Mikroplastik. Greenpeace hat [1][per | |
| Umfrage ermitteln lassen], dass sich drei Viertel der Deutschen ein Verbot | |
| von Mikroplastik in kosmetischen Produkten wünschen. Klar kommt in | |
| Greenpeace-Umfragen immer das raus, was Greenpeace sich vorher schon | |
| gewünscht hat, aber das macht jede Interessengruppe so. Auch haben sich die | |
| Umweltschützer wenig Mühe gegeben, zwischen den anschaulichen, festen | |
| Kunststoffkügelchen und anderen, wasserlöslichen Stoffen zu unterscheiden, | |
| die möglicherweise die Umwelt nicht belasten. | |
| Der Ansatz aber ist richtig: Öffentlichkeit schaffen für ein wichtiges | |
| Umweltproblem. Mikroplastik ist nicht unmittelbar gefährlich für den | |
| Menschen, aber in vielen Formen nachweislich schlecht vor die Umwelt. Sie | |
| ist unnötig und landet in der Nahrungskette. | |
| Statt einfach schnellstmöglich auf die Kunststoffe zu verzichten, hat sich | |
| die Industrie bereits 2013 Zeit bis 2020 erkauft und der Bundesregierung | |
| versprochen, bis dahin freiwillig Ersatz zu suchen. Daraus wird nur was, | |
| wenn Umweltverbände Druck machen – und Konsumenten mitziehen. | |
| Der BUND bietet etwa [2][einen Einkaufsführer] mit kritischen Produkten an | |
| oder die App ToxFox. Mit ihr lassen sich Kosmetikartikel scannen, um Infos | |
| zu giftigen Schadstoffen zu erhalten. Bald soll auch angezeigt werden, ob | |
| Mikro- und Nanoplastik enthalten sind. Die App „Beat the Microbead“ kann | |
| das heute schon. Und: Biokosmetik ist generell frei von Mikroplastik. | |
| Die Große Koalition jedenfalls hat das Thema Mikroplastik längst von der | |
| Tagesordnung gestrichen. | |
| 6 Jan 2017 | |
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| [1] http://www.greenpeace.de/presse/presseerklaerungen/greenpeace-umfrage-vier-… | |
| [2] https://www.bund.net/fileadmin/user_upload_bund/publikationen/meere/meere_m… | |
| ## AUTOREN | |
| Ingo Arzt | |
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