# taz.de -- Klausurtagung der Union: Horst „Drei Drittel“ Seehofer | |
> Auf ihrer Tagung in Kloster Seeon eröffnet die CSU den Wahlkampf. | |
> Parteichef Seehofer warnt seine Leute vor „kindlichen Vorstellungen“. | |
Bild: Aufrufe pflastern Horsts Weg | |
SEEON taz/rtr | Die Rücktrittsforderung war kaum zu halten. Für die | |
Handvoll Merkel-Gegner vor dem Kloster Seeon war es sichtbar anstrengend, | |
dem scharfen Wind trotzend ihr Transparent hochzuhalten. „Merkel Rücktritt | |
sofort“, stand da. | |
Die Botschaft dürften die CSU-Bundestagsabgeordneten auf ihrem Weg zur | |
Klausurtagung dennoch vernommen haben. Denn auch die Tafeln, mit denen die | |
Bäume am Rand der Anfahrtsstraße geschmückt waren, ließen es an | |
Deutlichkeit nicht mangeln. „Viktor handelt, Horst labert“ stand dort etwa, | |
oder „Obergrenze: Null“. | |
Die Erwartungen an die CSU-Spitze sind zu Jahresbeginn offenbar recht hoch | |
– sowohl inner- als auch außerhalb der Partei. Während sich das eine Lager | |
endlich einen Friedensschluss mit der CDU wünscht, gehen den anderen die | |
Seehofer’schen Attacken gegen die Kanzlerin nicht weit genug. Sie fordern | |
eine Fundamentalopposition gen Berlin – offenbar ohne Rücksicht auf | |
Verluste. | |
In der internen Sitzung zum Beginn der Klausur soll Seehofer die Vertreter | |
dieser Ansicht davor gewarnt haben, auf eine Niederlage bei der | |
Bundestagswahl zu setzen, um dadurch ein besseres Ergebnis bei der 2018 | |
folgenden Landtagswahl in Bayern zu erzielen. Das sei eine „kindliche | |
Vorstellung“. Verliere die Union die Bundestagswahl im September, werde es | |
ein „größeres Schlachtfest“ für CDU und CSU geben. Die CSU brauche | |
unbedingt eine starke Union in Berlin, sonst werde sie selbst geschwächt. | |
Hintergrund ist die Haltung einiger CSU-Landtagsabgeordneter, die Partei | |
solle gegenüber CDU-Chefin Angela Merkel eine harte Linie fahren – eine | |
rot-rot-grüne Bundesregierung könne der CSU 2018 eher die absolute Mehrheit | |
in Bayern sichern. | |
## Drei Meinungen zu Merkel | |
Der Ministerpräsident selbst soll jüngst allein in seiner Partei drei | |
Strömungen ausgemacht haben. Ein Drittel wolle „Nie mehr Merkel“. Ein | |
Drittel mahne: „Mach mir die Merkel nicht kaputt.“ Ein Drittel sei | |
indifferent. „Wir können auf keine dieser Gruppen verzichten“, so Horst | |
Seehofer. | |
Zum Auftakt der Klausurtagung der CSU-Landesgruppe bekräftigte der | |
Vorsitzende nun noch einmal seine Diagnose: „Das Land ist gespalten. Auch | |
unsere Anhängerschaft hat in verschiedenen Fragen unterschiedliche | |
Positionen.“ | |
An dem Kuddelmuddel ist Seehofer freilich alles andere als unschuldig. So | |
unterließ er zuletzt kaum eine Gelegenheit, die Unterschiede zwischen CDU | |
und CSU hervorzuheben. Den brisantesten, die CSU-Forderung nach einer | |
„Obergrenze“ für Zuwanderer, machte er sogar zur Vorbedingung für eine | |
Koalition im Bund mit der Schwesterpartei. | |
## (K)Ein Treffen mit der CDU | |
Damit nicht genug, stellte der bayerische Ministerpräsident später auch das | |
für Anfang Februar angesetzte Treffen der beiden Parteipräsidien in München | |
in Frage. Bei dieser Zusammenkunft, so der Plan, sollte Angela Merkel als | |
gemeinsame Kanzlerkandidatin ausgerufen werden. | |
Darauf angesprochen, erklärte Seehofer in Kloster Seeon, das Treffen sei | |
weiter geplant, jedoch noch nicht „finalisiert“. So ein Treffen sei nur | |
sinnvoll, wenn man sich gemeinsam präsentiere. „Uns liegt an | |
Geschlossenheit sehr viel.“ Es würde keinen Sinn machen, zusammenzukommen, | |
um unterschiedliche Positionen auszutauschen. „Wir wären ja verrückt.“ | |
Der Ansicht, dass er selbst die Polarisierung der Gesellschaft befördere, | |
wollte sich Seehofer natürlich nicht anschließen. Im Gegenteil, für ihn | |
gebe es für diese Klausur nur ein einziges Motto: Sie müsse ihren Beitrag | |
dazu leisten, „dass die demokratische Gesellschaft in Deutschland wieder | |
zusammenwächst“. | |
4 Jan 2017 | |
## AUTOREN | |
Dominik Baur | |
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