| # taz.de -- Islamisten in Nigeria: Boko Haram schon wieder besiegt | |
| > Erneut verkündet Präsident Buhari den Sieg über die Miliz: Ihr | |
| > Hauptquartier im Sambisa-Wald ist gefallen. Aber viele Kämpfer sind | |
| > längst woanders. | |
| Bild: Krieg vorbei? Weihnachtsmann auf nigerianisch | |
| Cotonou taz | Mission erfüllt! In Nigeria scheint Präsident Muhammadu | |
| Buhari mächtig in Feierlaune zu sein, hat er doch passend zu Weihnachten | |
| den Sieg über Boko Haram verkündet. Vergangenen Freitag meldete die Arme, | |
| sie habe den letzten Rückzugsort der islamistischen Terrormiliz im | |
| Sambisa-Wald erobert, das „Camp Zero“. | |
| Buhari, so heißt es, sei „extrem stolz auf die Truppen“. Nun müsse weiter | |
| nach den entführten Mädchen von Chibok – noch immer befinden sich 218 der | |
| anfangs 276 Schülerinnen in Geiselhaft – gesucht werden. | |
| Das Problem: Genau vor einem Jahr hatte Buhari schon einmal den Sieg über | |
| Boko Haram verkündet. „Technisch besiegt“, hieß es 2015. Tatsächlich hab… | |
| damals wie heute Anschläge zahlenmäßig abgenommen, und die Gruppe hat | |
| längst nicht mehr die Stärke von vor etwa zwei Jahren, vor Buharis Wahl zum | |
| Präsidenten. | |
| Anfang 2015 kontrollierte die Miliz zahlreiche Landkreise im | |
| nordostnigerianischen Bundesstaat Borno und die meisten Regionen der | |
| Provinz waren völlig unpassierbar. Die Rückeroberung des Sambisa-Waldes in | |
| den Bergen an der Grenze zu Kamerun galt lange Zeit als entscheidend, um | |
| Boko Haram zu besiegen. | |
| ## Rückzug Richtung Tschad-See | |
| Mittlerweile ist klar, dass sich viele Kämpfer einfach in Richtung | |
| Tschadsee sowie an die Grenze zum Nachbarland Niger zurückgezogen haben. | |
| Das Tschadseebecken ist zwar kein riesiges zusammenhängendes Waldgebiet, | |
| doch ähnlich schwer zugänglich, da sich auch dort jahrzehntelang niemand um | |
| Infrastruktur gekümmert hat. | |
| Auch internationale Hilfsorganisationen beklagen weiterhin, dass ländliche | |
| Regionen im äußersten Nordosten Nigerias nicht erreichbar sind. | |
| Rund um den Tschadsee sind nach aktueller Einschätzung des | |
| UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR weiterhin knapp 2,2 Millionen Menschen | |
| vertrieben. Über eine schnelle Rückkehr wird zwar gerne gesprochen, vor Ort | |
| geht davon aber kaum jemand aus. Außerdem ist nicht klar, wie für mehr | |
| Sicherheit in entlegenen Gebieten gesorgt werden soll. | |
| ## Schwere Kämpfe zwischen den Boko-Haram-Flügeln | |
| Unklar ist auch, welcher Flügel von Boko Haram besiegt worden sein soll. | |
| Nach monatelangen Auseinandersetzungen hatte sich die Gruppe im August | |
| offiziell gespalten. Laut Beobachtern soll es anschließend zu schweren | |
| Kämpfen untereinander gekommen sein. | |
| Für Nigerianer dürfte der Flügel um den bisherigen Anführer Abubakar Shekau | |
| – der andere unter Abu Musab al-Barnawi sieht sich als Teil des | |
| Terrornetzwerks „Islamischer Staat“ (IS) – gefährlich bleiben, verüben | |
| seine Anhänger doch wieder vermehrt Selbstmordanschläge. Damit bleibt er | |
| eine Gefahr. | |
| Gezeigt hat das ein Anschlagsversuch am Montagmorgen auf dem Viehmarkt in | |
| Maiduguri. Bei dem Versuch, sich in die Luft zu sprengen, starb laut Armee | |
| eine Selbstmordattentäterin. Eine zweite konnte verhaftet werden. | |
| Niemand geht davon aus, dass diese Angriffe in absehbarer Zeit enden. | |
| 27 Dec 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Katrin Gänsler | |
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