# taz.de -- Unicef über Boko Haram: Minderjährige Selbstmordattentäter | |
> Die radikalislamische Terrorgruppe lässt Kinder Attentate verüben. | |
> Zwischen Januar und März schickte sie 27 von ihnen in den Tod. | |
Bild: Boko Haram missbraucht immer häufiger Minderjährige als Selbstmordatten… | |
DAKAR dpa | Die radikalislamische Terrorgruppe Boko Haram setzt für ihre | |
Selbstmordanschläge in der Region um den Tschadsee verstärkt Kinder ein. | |
Die Zahl der minderjährigen Selbstmordattentäter habe sich in den ersten | |
drei Monaten dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 27 | |
verdreifacht, teilte das UN-Kinderhilfswerk Unicef am Mittwoch in einem | |
neuen Bericht mit. Die [1][afrikanische Krisenregion] umfasst Teile | |
Nigerias, des Nigers, des Tschads und Kameruns. | |
Die Zahl 27 minderjähriger Selbstmordattentäter entspreche fast der des | |
gesamten Jahres 2016, als 30 Kinder Bombenanschläge verüben mussten, sagte | |
Marie-Pierre Poirier, Unicef-Regionaldirektorin für West- und | |
Zentralafrika. Sie sprach vom „schlimmsten“ möglichen Missbrauch von | |
Kindern in dem Konflikt. Unicef appellierte an Boko Haram und das Militär, | |
Maßnahmen zu ergreifen, um den Schutz der Kinder zu gewährleisten. | |
Seit 2009 kämpfen die sunnitischen Extremisten aus dem Nordosten Nigerias | |
für einen islamischen Gottesstaat und sollen seitdem mehr als 14 000 | |
Menschen getötet haben. Die Bombenanschläge tragen ihre Handschrift, sie | |
bekennen sich allerdings so gut wie nie dazu. | |
[2][Seit Nigerias Militär mit Hilfe der Nachbarländer verstärkt gegen die | |
Hochburgen von Boko Haram vorgeht], hat die Gruppe ihre Taktik geändert und | |
setzt deutlich mehr Selbstmordattentäter ein. Unicef zitierte in dem | |
Bericht unter anderem das Schicksal von Amina, die auf einer Insel im | |
Tschadsee lebt und mit 16 Jahren einen Selbstmordanschlag für Boko Haram | |
auf einem Marktplatz verüben sollte und dabei beide Beine verlor. Diese | |
Kinder „sind Opfer, keine Täter“, sagte Poirier. | |
## Fast 1500 Minderjährige eingesperrt | |
Im April 2014 hatten die Extremisten von Boko Haram international für | |
Empörung gesorgt, [3][als sie mehr als 276 Schulmädchen aus Chibok im | |
Nordosten Nigerias entführten], von denen immer noch viele verschwunden | |
sind. Experten halten es für möglich, dass auch einige von ihnen zu | |
Selbstmordanschlägen gezwungen wurden. | |
In dem Bericht kritisiert Unicef auch die hohe Zahl von Kindern, die wegen | |
ihrer mutmaßlichen Verbindung zu bewaffneten Gruppen an | |
Militärkontrollposten festgehalten und für längere Zeit in Gewahrsam | |
genommen würden. 2016 seien fast 1500 Minderjährige in den vier Ländern der | |
Krisenregion zeitweise eingesperrt gewesen, knapp 600 warteten noch auf | |
ihre Freilassung. | |
12 Apr 2017 | |
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