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# taz.de -- Kommentar CSU und Rechtspopulismus: Mad Horst
> Die CSU kommt mit der neuen Konkurrenz von rechts nicht klar. Horst
> Seehofers Sowohl-als-auch-Strategie funktioniert nicht mehr.
Bild: Horst Seehofer (M.) mit zwei guten Freunden
Zunächst die gute Nachricht: Aller Wahrscheinlichkeit leidet Horst Seehofer
nicht unter Schizophrenie. Auf flüchtige Beobachter macht der CSU-Chef
vielleicht einen wirren Eindruck, wenn er donnerstags rote Linien für
Koalitionsverhandlungen aufstellt („Keine Regierungsbeteiligung ohne
Obergrenze für Flüchtlinge!“) und samstags das Ende des Streits mit der CDU
über eine Obergrenze für Flüchtlinge verkündet („große konkrete
Schnittmengen!“). Aber keine Sorge: Der Mann weiß, was er da macht.
„Das Sowohl-als-auch rechne ich mir nicht als Schwäche an“, sagte Seehofer
einmal. Für ihn selbst und die CSU als Ganzes ging die Strategie lange auf.
Erst poltern die Christsozialen eine Weile herum, um Stimmen vom rechten
Rand einzusammeln. Am Ende haben sie sich aber noch immer auf ihre
Verantwortung besonnen und die Aufgaben einer Regierungspartei gewissenhaft
umgesetzt.
Nun aber zur schlechten Nachricht: In Zukunft funktioniert diese
Doppelstrategie nicht mehr. Die CSU muss im Wahlkampf 2017 erstmals gegen
eine rechtspopulistische Partei mit realen Erfolgsaussichten antreten.
Wähler vom rechten Rand kann sie nicht mehr mit der üblichen Rhetorik
allein überzeugen, wenn die Konkurrenz mit dem Versprechen lockt, rechte
Politik auch umzusetzen.
Gleichzeitig hat die CSU am Kabinettstisch in Berlin nun elf Jahre lang den
Mitte-Kurs von Angela Merkel mitgetragen. Im Schlepptau der CDU hat sie
eine Reihe konservativer Positionen abgelegt. Die Diskrepanz zwischen
rechter Rhetorik und tatsächlichen Entscheidungen ist weiter gewachsen.
Die Konsequenz: Erstens garantiert das Sowohl-als-auch keine Wahlerfolge
mehr. Zweitens fällt es der CSU schwerer als früher, widersprüchliche
Signale als Ausdruck der Vielfalt einer Volkspartei zu verkaufen. Und
Seehofer? Erscheint mit seinem bewährten Kalkül nicht mehr als gerissener
Strategie, sondern, entgegen der Realität, als Mad Horst aus Ingolstadt.
28 Nov 2016
## AUTOREN
Tobias Schulze
## TAGS
CSU
Horst Seehofer
Rechtspopulismus
Schwerpunkt Angela Merkel
Schwerpunkt Angela Merkel
Schwerpunkt AfD
Rechtspopulismus
CDU/CSU
Rechter Populismus
CDU/CSU
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