# taz.de -- Kommentar Leitkultur-Debatte der CSU: Und ewig grüßt der Christki… | |
> Leitkultur steht zwar mehrfach im CSU-Programm, nicht aber, was damit | |
> gemeint ist. Und wegen Schweinebraten muss man die Verfassung nicht | |
> ändern. | |
Bild: Deutsche Leitkultur? Ach nee, nur der Christkindlmarkt in München | |
Sollte irgend jemand gehofft haben, die CSU würde doch noch damit | |
rausrücken, was sie mit dem ominösen Begriff der Leitkultur genau meint, so | |
wurde er [1][beim Parteitag] in München endgültig enttäuscht. Dabei hatte | |
die Partei schon Anfang des Jahres großspurig gefordert, eben jene | |
Leitkultur müsse unbedingt in die bayerische Verfassung. Offenbar ohne zu | |
wissen, was darunter zu verstehen ist. Genauso gut hätte sie fordern | |
können, die bayerische Wrdlbrmpfdigkeit in die Verfassung aufzunehmen. | |
Dann hieß es: November. Auf dem Parteitag würde man das neue | |
Grundsatzprogramm vorstellen und darin [2][die Leitkultur] erklären. Von | |
wegen. Der Begriff steht zwar mehrfach im Programm. Aber eine Definition? | |
Fehlanzeige. Stattdessen bringt die Partei ein paar Beispiele, die man | |
schon von der Debatte um ein von der CSU gefordertes Integrationsgesetz | |
kennt: Zuwanderer dürften Frauen nicht den Handschlag verweigern, sie | |
müssten akzeptieren, dass man hierzulande Schweinefleisch isst. Und die | |
Christkindlmärkte dürften nicht in Winterfeste umbenannt werden. | |
Soll Bayern allen Ernstes seine Verfassung ändern, weil Seehofer und seine | |
Leute Angst davor haben, zugewanderte Muslime könnten ihnen Schweinsbraten | |
und Glühwein verbieten? Mit Verlaub: Das ist lächerlich. In Wirklichkeit | |
will die Partei gar keine Wertedebatte oder eine Diskussion darüber, was | |
unsere Gesellschaft zusammenhält. Es geht ihr schlicht um einen | |
Kampfbegriff, den sie gegen die gefürchtete multikulturelle Gesellschaft | |
auffahren kann. Was unter Multikulti zu verstehen ist, weiß die CSU | |
interessanterweise ganz genau: Parallelgesellschaften und Ghettos. Ein | |
Neben- und Gegeneinander der Kulturen. | |
Natürlich ist das Schwadronieren über die Leitkultur – allen | |
entgegengesetzten Beteuerungen zum Trotz – eine nur mittelsubtile | |
Pauschalverdächtigung vor allem der muslimischen Flüchtlinge und | |
Zuwanderer. Wer hofft, auf diese Weise die vermeintlichen Patrioten und | |
selbsternannten Retter des Abendlandes in die Arme der CSU zurückholen zu | |
können, treibt ein gefährliches Spiel. Wer Grundgesetz und bayerische | |
Verfassung ernst nimmt, braucht keine Leitkultur. Im Giftschrank der | |
Schwesterpartei war die Leitkultur deshalb gut aufgehoben. Und dort sollte | |
die CSU sie nun schnell wieder verschwinden lassen. Den Schlüssel hat sie | |
hoffentlich noch. | |
6 Nov 2016 | |
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## AUTOREN | |
Dominik Baur | |
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