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# taz.de -- Aus Le Monde diplomatique: Von Island lernen
> Kurz vor der Parlamentswahl steht die Piratenpartei an der Spitze der
> Wählergunst. Sie gilt wahlweise als libertär oder rätekommunistisch.
Bild: In Island kann man es sich gut gehen lassen: Banken wurden verstaatlicht,…
Bei schräg einfallendem Sonnenlicht und einer frischen Meeresbrise trafen
Anfang September Vertreter aller politischen Parteien Islands in einem Zelt
vor der Universität von Reykjavík zusammen. Keine Polizei, keine
Anfeindungen, alles blieb ruhig. Die Kandidaten für die Parlamentswahl am
29. Oktober erläuterten ihre Ziele. Über die Zukunft der Verfassung wurde
dabei leidenschaftlicher diskutiert als über die Zuwanderung; der
Wohnungsbau weckte mehr Interesse als die Steuersätze. Auch Themen wie
Datenschutz oder Klimawandel spielten bei den Gesprächen eine wichtige
Rolle. Und die Krise … Welche Krise?
Unter den Gletschern der Vulkaninsel brodelt immer noch die Lava der
Finanzkatastrophe von 2008. Im April 2016 fegte der geballte Volkszorn
Ministerpräsident Sigmundur Davíð Gunnlaugsson wegen seiner Verwicklung in
die von den Panama Papers aufgedeckten Geschäfte innerhalb von 48 Stunden
aus dem Amt. Auch Präsident Ólafur Ragnar Grímsson wurde von Enthüllungen
über das in einer Steueroase versteckte Geld seiner Frau eingeholt. Nach
zwanzig Jahren an der Macht konnte er im Juni dieses Jahres nicht mehr
kandidieren. Wenige Wochen vor der Wahl sorgen die Umfragen für eine
Überraschung: Sie sehen die Piratenpartei (Píratar) an der Spitze der
Wählergunst.
Vor acht Jahren, in den ersten Oktobertagen 2008, erlebten die 320.000
Einwohner Islands einen Albtraum: Die drei größten Banken des Landes, deren
Vermögenswerte dem Neunfachen des Bruttosozialprodukts entsprachen, brachen
zusammen. Die an der Börse gehandelten Unternehmen verloren über Nacht 90
Prozent ihres Werts, auch ein Teil der privaten Ersparnisse ging in Rauch
auf. Der Staat intervenierte massiv: Die Verstaatlichung der Banken, die
Einlagengarantie für die Einheimischen und eine strenge Kapitalkontrolle
verhinderten das soziale Chaos und die Pleite der größten Unternehmen.
Heute verzeichnet Island einen Haushaltsüberschuss, deutlich zurückgehende
Staatsschulden, ein Wachstum von mehr als 3 Prozent und eine
Arbeitslosenquote von 2,7 Prozent. Es gehört weltweit zu den Ländern mit
dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen und hat die höchste Beschäftigungsrate der
Industrieländer mit 84,7 Prozent der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter
(zum Vergleich: in der Eurozone liegt die Beschäftigungsrate bei 64,5
Prozent, in Griechenland bei 50,8 Prozent).
## Erfolgreiche Kontrolle des Finanzsystems
Der seinerzeit von Ministerpräsident Geir Haarde herbeigerufene
Internationale Währungsfonds (IWF) leistete bis 2011 Finanzhilfe. Am Ende
mussten die IWF-Ökonomen zugeben, dass Islands Erfolgsgeschichte vor allem
den Eingriffen in das Finanzsystem zu verdanken ist – in erster Linie der
Entscheidung der Regierung, den isländischen Einlegern den Vorzug gegenüber
den Aktionären zu geben und sich nicht für die Verluste der Banken in die
Pflicht nehmen zu lassen. Man hatte in Island die Bankenkrise völlig anders
angepackt als in Irland.
Nachdem die „Kochtopfrevolution“ die damals regierende konservative
Unabhängigkeitspartei (in einer Koalition mit den Sozialdemokraten) aus dem
Amt gejagt hatte, setzte die im April 2009 gewählte linke Mehrheit
(Sozialdemokraten und Links-Grün) Sparmaßnahmen durch. Sie bemühte sich
jedoch, die Kreditlast für Privatpersonen zu beschränken, indem sie
Immobilienschulden strich, die den Wert des Grundeigentums überstiegen, und
Steuereinnahmen nutzte, um die Auswirkungen der Rezession auf die privaten
Haushalte abzumildern.
Die Sozialprogramme für Geringverdiener wurden ausgebaut (zwischen 2008 und
2009 stiegen die Zahlungen an Familien und in die sozialen
Sicherungssysteme, mit Ausnahme der Renten, von 15 Prozent des BIPs auf
19,5 Prozent). Zugleich wurden die höchsten Einkommen deutlich stärker
besteuert (für die reichsten 10 Prozent stieg die Einkommensteuer zwischen
2008 und 2010 von 24 Prozent auf 31,8 Prozent). Der Weg aus der Krise wurde
also nicht nur durch die schnelle Rückkehr des Wachstums und eine sinkende
Arbeitslosigkeit, sondern auch durch eine Verringerung der Ungleichheit
gebahnt.
„Wir haben Privatisierungen abgelehnt und viele Qualifizierungsmaßnahmen
für Leute angeboten, die ihre Arbeit verloren hatten“, sagt die damalige
Bildungsministerin Katrín Jakobsdóttir, die heute Vorsitzende der
Links-Grünen Bewegung ist. Ihrer Meinung nach war es entscheidend, dass man
die Möglichkeit hatte, die Isländische Krone abzuwerten – und dass Island
nicht Mitglied der EU ist: „Die Europäische Zentralbank ist in ihrer
Wirtschaftspolitik zu sehr auf die Bekämpfung der Inflation fixiert.
Angesichts der extrem hohen Arbeitslosigkeit in Griechenland, Spanien oder
Portugal wächst in der Bevölkerung die Wut über die Sparmaßnahmen. Und das
kann in eine sehr gefährliche Richtung gehen. Wir meinen, dass die
Wirtschaftspolitik sich wieder mehr auf den Keynesianismus besinnen
sollte.“
## Die Sehnsucht nach Gerechtigkeit wuchs
Jahrzehntelang hatten die Isländer Verfechter von Deregulierung und
Bankenprivatisierung in die Parlamente gewählt, weil sie hofften, damit
reich zu werden. Nun standen sie vor den Abgründen der Finanzökonomie. Ihr
Erfolgsstreben und der unter den Bedingungen einer unwirtlichen Insel
geformte Pioniergeist traten in den Hintergrund, während die Abscheu gegen
Betrug und die Sehnsucht nach Gerechtigkeit wuchsen.
„Vielen Menschen, die alles verloren hatten, konnte es nicht schnell genug
gehen mit der Strafverfolgung. Aber die Verfolgung von Finanzkriminalität
ist wesentlich komplizierter als die von anderen Straftaten“, erinnert sich
Ragna Árnadóttir, die auf dem Höhepunkt der Krise Justizministerin wurde
und heute stellvertretende Direktorin der Staatlichen Elektrizitätswerke
ist. Die Erfahrungen jener Monate beschäftigen sie offenbar immer noch.
„Wenn die Menschen nicht mehr an das System glauben, muss das System einen
Weg finden, das Vertrauen zurückzugewinnen. Ob uns das gelungen ist, weiß
ich nicht.“
Immerhin brachten die Ermittlungen von Staatsanwaltschaft und Polizei
mehrere Bankmanager ins Gefängnis und führten zur Verurteilung von
Ministerpräsident Geir Haarde (allerdings ohne Strafe). Der Europäische
Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg, bei dem Haarde Berufung
eingelegt hat, hat bis heute nicht entschieden, ob er das
Berufungsverfahren eröffnet. Die meisten Banker sind längst wieder gut im
Geschäft. Und im Zusammenhang mit den Enthüllungen durch die Panama Papers
ermitteln bislang nur die Steuerbehörden.
„Wir haben nicht alles umgesetzt, was die Menschen von uns erwartet haben,
vor allem nach dem aufschlussreichen Bericht der parlamentarischen
Untersuchungskommission, über das, was in der Politik und im Bankensektor
schiefgelaufen ist“, erklärt Birgitta Jónsdóttir, Symbolfigur der
Piratenpartei, die gern den Vorsitz im Althing, im Parlament, übernehmen
würde. Die Künstlerin, WikiLeaks-Aktivistin und Umweltschützerin ist 2009
mit der Bürgerbewegung in die Politik gekommen. Seitdem sitzt sie im
Parlament, 2012 hat sie die Piratenpartei mitgegründet. „Zum Beispiel haben
wir immer noch keine Trennung zwischen den klassischen Geschäftsbanken und
den Kasinobanken. Die Erarbeitung der neuen Verfassung war ein schöner
Moment. Wir haben einen guten Verfassungsentwurf, der eine konsequente
Gewaltenteilung sowie Transparenz und Verantwortlichkeit vorsieht, aber
trotz der Annahme durch das Referendum blockiert unser Parlament seit 2013
das Inkrafttreten.“
## Zuflucht für Whistleblower
Im Juni 2010 erreichte Jónsdóttir im Parlament die einstimmige Annahme
einer „Initiative zur Modernisierung der Medien“, die Island zu einem
Paradies der Meinungsfreiheit und einer Zuflucht für Whistleblower machen
sollte: „Auch so ein unvollendetes Projekt. Die Durchführungsbestimmungen
müssen vom Parlament erst noch beschlossen werden. Die Technologien
entwickeln sich so schnell, und wir kommen mit den Gesetzen nicht
hinterher.“
Die Rückkehr der Konservativen an die Macht im April 2013 hat den
politischen Neuanfang gestoppt. Die Linke hatte es nicht geschafft, die
Hoffnung auf mehr Demokratie und die Lösung konkreter Probleme – Beispiel
Wohnungsmangel – zu erfüllen. Sie musste vor allem für ihre
europafreundliche Haltung und die Entschädigung der ausländischen Sparer
büßen.
Seit den 2000er Jahren hatten die sozialdemokratische Allianz und die
Isländische Arbeiterföderation – die größte Gewerkschaft des Landes – f…
die Einführung des Euro gekämpft, um Währungsschwankungen zu vermeiden.
Kristján Guy Burgess, Generalsekretär der Gewerkschaft, erklärt: „Als wir
2009 den Beitritt zur EU in Angriff nahmen, hielten wir es für möglich, ein
gutes Abkommen zu erreichen, trotz so extrem schwieriger Themen wie dem
Schutz unserer Fischerei und Landwirtschaft. Heute fehlt uns immer noch
eine nachhaltige Lösung des Währungsproblems, um die Kapitalkontrolle
aufheben zu können. Dass wir die Isländische Krone abwerten konnten, war
während und nach dem Crash sicher ein Vorteil, aber ihre Volatilität war
auch eine Ursache für die Krise, weil sie Zinssatzspekulationen zugelassen
hat, gegen die auch unsere Zentralbank nicht vorgegangen ist.“
Nachdem am 7. Oktober 2008 die Direktbank Icesave, eine Landsbanki-Tochter,
bei der auch rund 400.000 britische und niederländische Sparer Geld
angelegt hatten, Insolvenz anmelden musste, verlor die Bevölkerung das
Vertrauen in die Regierung. Großbritannien und die Niederlande forderten
die Einlagen ihrer Staatsbürger zurück. Unter dem Druck der EU erklärte
sich die isländische Regierung offen für einen Kompromiss, der für die
Steuerzahler sehr teuer geworden wäre. Daraufhin versuchte Staatspräsident
Grímsson – unter Missachtung seiner Neutralitätspflicht – die Empörung d…
Bevölkerung gegen die Briten und Niederländer zu richten, mit Erfolg.
Zweimal, im März 2010 und im April 2011, lehnten die Wählerinnen und Wähler
in Referenden ein vom Parlament beschlossenes Abkommen ab, dem Grímsson
zuvor seine Unterschrift verweigert hatte.
## Naive Spekulanten entschädigt
Die Europäische Kommission beharrte darauf, die Isländer zur Kasse zu
bitten, und brachte den Fall vor das Internationale Gericht der Europäische
Freihandelsassoziation (Efta), das am 28. Januar 2013 gegen die EU
entschied. Das Gericht war der Meinung, der isländische Staat habe die
Regeln des Europäischen Wirtschaftsraums nicht verletzt, indem er nicht für
die Einlagen ausländischer Staatsbürger bürgte. Inzwischen wurden diese
naiven Spekulanten allerdings durch den Verkauf von Vermögenswerten der
Landsbanki doch teilweise entschädigt.
Die Fortschrittspartei (Mitte-rechts, ursprünglich bäuerlich) und die
Unabhängigkeitspartei versprachen, die Entschuldung der Privathaushalte zu
unterstützen, und stellten sich hinter den Staatspräsidenten, der
Referenden gegen das Parlament einsetzte. Damit konnten sie bei den Wählern
punkten und wieder an die Macht kommen.
Dass Island sich relativ schnell von der Krise erholt hat, hat auch mit
anderen Gegebenheiten zu tun: Aufgrund der Erwärmung der Ozeane ziehen
inzwischen riesige Makrelenschwärme Richtung Norden und landen in den
Netzen der isländischen Fischer. Und als 2010 wegen der Aschewolke des
Vulkans Eyjafjallajökull der Flugverkehr über mehrere Tage unterbrochen
war, wurde Island auf einmal zum beliebten Reiseziel für Abenteurer.
Seitdem hat der Tourismus sogar noch die Fischerei als bisher wichtigsten
Wirtschaftszweig überholt. Geysire, Wasserfälle, Polarlichter und andere
Naturschauspiele ziehen inzwischen so viele Touristen an, dass die
Flughäfen an ihre Kapazitätsgrenzen kommen.
Auch in Island haben die meisten Parteien Vorwahlen eingeführt. Die
konservativen Wähler versammelten sich Anfang September in dem edlen,
modernen Gebäude, in dem die Unabhängigkeitspartei ihre Zentrale hat, um
die Kandidaten für die 63 Sitze im Parlament zu küren. Vor dem Haus standen
teure Autos, die Damen trugen Schmuck und elegante Schuhe, die Herren
tadellose Anzüge und teure Uhren – fast wie auf einer Karikatur. Im
Festsaal erinnern große Porträts an die beherrschende Rolle der Partei im
politischen Leben seit der Unabhängigkeit 1944.
## Libertär und rätekommunistisch
Die Konservativen hatten erkannt, dass sich die ärmeren Wähler nach dem
Ärger mit Griechenland und dem Euro eher von den Befürwortern eines
EU-Beitritts (vor allem Sozialdemokraten) abwenden würden als von ihnen –
obwohl sie gerade Steuersenkungen für die Reichen beschlossen hatten. Die
Parteiführung, euroskeptisch im Interesse ihrer betuchten Klientel (vor
allem der Reeder), schrieb im März 2015 an die Europäische Kommission,
Island wolle „nicht mehr als Beitrittskandidat betrachtet werden“.
Damit löste sie jedoch neue Aufregung aus. Zwar will die Mehrheit der
Wähler keinen Beitritt, aber die Regierung hatte ein Referendum
versprochen. Der Bruch dieses Wahlversprechens hatte eine Abspaltung
innerhalb der Konservativen und die Gründung der neuen, europafreundlichen
Mitte-rechts-Partei Viðreisn zur Folge – und die könnte bei der Bildung der
nächsten Regierung das Zünglein an der Waage sein. Die Piratenpartei als
Verfechter der direkten Demokratie legte während der Affäre in Umfragen auf
mehr als 40 Prozent zu, fiel dann aber wieder auf 20 bis 30 Prozent zurück.
Eine gänzlich andere Atmosphäre als im Haus der Konservativen herrscht bei
der Piratenpartei. Eine violette Fahne flattert in einem halbfertigen
Gewerbegebiet über einem Haus mit engen Büros auf zwei Ebenen und Blick auf
das Meer (und die Wale). Drinnen kleine Piratenwimpel, Piratenbierkrüge,
eine Spielecke mit Piratenschiff, ein Regal voller Gesellschaftsspiele. Das
Durchschnittsalter der Kandidaten: um die dreißig. Sind sie bereit für die
Macht? „Wir sind bereit, die Macht neu zu verteilen“, antwortet Björn Leví
Gunnarson, der als Informatiker im Bildungswesen arbeitet. „Wir haben eine
internationale Verantwortung: Wir müssen Hoffnung wecken, dass es eine
andere Politik geben kann“, ergänzt der junge Politikwissenschaftler Viktor
Orri Valgarðsson.
Sind sie links oder rechts? Falsche Frage! „Wir sind antirassistisch,
internationalistisch, für den nordischen Wohlfahrtsstaat, für den Zugang zu
Bildung und Gesundheitswesen, unabhängig von Einkommen oder Wohnort“,
antwortet Valgarðsson. „Wir wollen die Monopole und den Protektionismus
überwinden. Wir kämpfen gegen Korruption und Betrug, aber wir glauben
nicht, dass es die Aufgabe des Staats ist, die Welt egalitärer zu machen.
Das bedeutet für mich: Wenn ein Reicher auf ehrliche Weise reich geworden
ist, ist das okay.“ Seine Mitstreiter setzen etwas andere Akzente, aber im
Prinzip gilt die Partei wahlweise als „libertär“ – wegen ihres Eintretens
für weitreichende Wirtschaftsfreiheit – oder als „rätekommunistisch“ –
wegen ihrer Verteidigung der direkten Demokratie.
## Für ein bedingungsloses Grundeinkommen
Ein Hauptprojekt der Piraten ist das bedingungslose Grundeinkommen,
allerdings nicht die Version à la Milton Friedman mit einer negativen
Einkommensteuer, sondern in einer mehr solidarischen, linken Version.
Daneben geht es vor allem um den Kampf für Internetneutralität und den
Schutz der persönlichen Daten.
Die Konservativen haben bereits angekündigt, dass sie nicht mit den Piraten
regieren wollen. Möglich scheint hingegen eine Koalition aus Piratenpartei,
der neuen Zentrumspartei Viðreisn, den Sozialdemokraten und der
Links-Grünen Bewegung. Es wäre eine Koalition, in der viele Streitpunkte
vorprogrammiert sind, angefangen vom Verhältnis zu Europa über die Frage
der Umverteilung bis hin zum wirtschaftlichen Protektionismus und dem
Nato-Austritt, für den sich die Links-Grünen wiederholt ausgesprochen
haben.
Deren Parteivorsitzende Katrín Jakobsdóttir gilt im Fall eines
Machtwechsels als Favoritin für den Posten der Ministerpräsidentin. Sie hat
keine Angst vor den neuen Parteien: „Wie überall in Europa wird auch in
Island die politische Landschaft sehr unbeständig. Aber wir müssen uns zum
Glück nicht mit rechtsextremen Parteien herumschlagen. Die Piraten äußern
die Ablehnung des Systems auf ihre Art. Das ist in Ordnung, das sind Leute,
mit denen wir arbeiten können. Natürlich sind wir uns nicht einig, wenn es
um Steuerpolitik oder Staatsausgaben geht. Aber bei der Aufnahme der
Flüchtlinge, bei der Demokratie, den Menschenrechten und der Transparenz
ziehen wir am gleichen Strang. Ich mache mir trotzdem Sorgen, weil überall
das Gefühl wächst, zwischen links und rechts gebe es eigentlich keinen
Unterschied. Für mich war er nie so groß wie heute: Überall kann man sehen,
wie die Ungleichheit zunimmt.“
Aus dem Französischen von Claudia Steinitz
28 Oct 2016
## AUTOREN
Philippe Descamps
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