| # taz.de -- Neue alte Frühchenstation in Bremen: Neue Babys im Klinikum Mitte | |
| > Das Klinikum Bremen-Mitte bekommt eine neue Station für Frühgeborene. Der | |
| > Neubau ist nach verschärften Hygienestandards geplant. Eröffnung ist | |
| > Mitte 2019. | |
| Bild: In Bremen-Mitte gehen die Lichter wieder an: Frühchen in der Phototherap… | |
| BREMEN taz | Der Senat hat am Dienstag beschlossen, 14 Millionen Euro für | |
| den Ausbau des Eltern-Kind-Zentrums im Klinikum Bremen-Mitte (KBM) | |
| bereitzustellen. Das Krankenhaus bekommt jeweils eine neue Station für | |
| extrem früh geborene Säuglinge und Risikoschwangere. Damit wird es | |
| Oberzentrum für die Versorgung von Frühgeborenen. Gesundheitssenatorin Eva | |
| Quante-Brandt (Grüne) sagte auf einer Pressekonferenz im Rathaus: „Mit der | |
| Aufstockung schaffen wir eine ganzheitliche Versorgung an einem Standort.“ | |
| Neben einem OP-Saal für Kaiserschnitte sind drei neue Kreißsäle geplant, | |
| die für 800–1.000 Geburten jährlich ausreichen sollen. Die Plätze sind | |
| dringend erforderlich: Nach dem Keimskandal 2011 und dem Tod von fünf | |
| Frühgeborenen im KBM wurden mit der dortigen Station fünf von insgesamt 22 | |
| Bremer Kreißsäle geschlossen. Hinzu kommt die steigende Geburtenrate: Gab | |
| es in 2011 noch 6.269 Neugeborene, so wurden 2015 in Bremen 7.279 Geburten | |
| gezählt, Tendenz steigend. | |
| Die Kosten schätzt die Gesundheitsbehörde auf 23 Millionen Euro. Bremen | |
| zahlt 14 Millionen Euro aus bisher unverplanten Investitionsmitteln für den | |
| Haushalt 2018/19. Die übrigen Mittel kommen zu sechs Millionen Euro aus dem | |
| Bund und zu drei Millionen aus der Gesundheit Nord (Geno), dem kommunalen | |
| Klinikverbund. Mehr sei dort nicht zu holen gewesen – „die sind bis zur | |
| Halskrause verschuldet“, sagte Linnert. | |
| Die Station für extrem Frühgeborene soll im Eltern-Kind-Zentrum entstehen. | |
| Risikoschwangere will die Geno in einem zusätzlichen Stockwerk im | |
| Teilersatzneubau versorgen. Die Eröffnung ist für das zweite Quartal 2019 | |
| geplant. | |
| Die alte Frühchen-Station des Klinikums wurde Anfang 2012 geschlossen, | |
| nachdem dort 2011 zehn Frühgeborene an multiresistenten Keimen erkrankt | |
| waren. Drei der damals infizierten Frühchen starben, es wurde umgehend ein | |
| Aufnahmestopp verhängt. Gegen multiresistente Keime helfen keine | |
| Antibiotika. Nach einem Umbau und Neueröffnung der Station 2012 infizierten | |
| sich dort erneut Frühgeborene, wieder starben zwei. Der Leiter des | |
| Klinikums und der Hygienebeauftragte mussten gehen. | |
| Ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss, der sich mit dem Keimskandal | |
| beschäftigte, konnte zwar die ursächliche Quelle der Infektionen nicht | |
| ausmachen, ermittelte in einem 616-seitigen Bericht jedoch erhebliche | |
| Hygienemängel und behördliches Versagen: Der damals zuständige | |
| Hygienebeauftragte hatte nicht die erforderliche ärztliche Qualifikation, | |
| mangelhafte Dokumentation hatte dafür gesorgt, dass der Keimausbruch zu | |
| spät erkannt und an das Gesundheitsamt weitergeleitet worden war. Das | |
| wiederum hatte im Vorfeld unzureichend die Einhaltung der Hygienestandards | |
| kontrolliert. Außerdem habe es zu wenig Pflegepersonal gegeben. | |
| Die Linkspartei kritisierte die Geno sowie den rot-grünen Senat: Die | |
| Infektionen und die Todesfälle seien höchstwahrscheinlich vermeidbar | |
| gewesen. Schuld sei die Fixierung auf betriebswirtschaftliche Ziele. | |
| „Die Hygiene hat sich erheblich verbessert“, sagte demgegenüber die | |
| Geno-Sprecherin Karen Matiszick. Die Einrichtung sei auf Grundlage der | |
| Hygieneempfehlungen des Robert-Koch-Institutes immer wieder nachgebessert | |
| worden. Nach dem Keimskandal habe sich zudem die gesetzliche Hygieneordnung | |
| verschärft. Matiszick sagte: „Inzwischen haben wir einen Facharzt für | |
| Hygiene.“ Außerdem werde in Bremens kommunalen Krankenhäusern mittlerweile | |
| routinemäßig bei Aufnahme von Frühgeborenen auf multiresistente Keime | |
| kontrolliert. | |
| Der gesundheitspolitische Sprecher der Linken, Peter Erlanson, kritisierte | |
| dennoch die Konzentration der Versorgung von Risikoschwangeren an einem | |
| Standort: „Bei einem erneuten Keimvorfall könnte eine Zusammenziehung zu | |
| erheblichen Problemen führen.“ Demgegenüber ist es laut Geno-Sprecherin | |
| Matiszick in dem geplanten Neubau dank mehr Platz sogar leichter möglich, | |
| Folgeinfektionen zu verhindern. | |
| 19 Oct 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Gareth Joswig | |
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