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# taz.de -- Kommentar Nazis im Justizministerium: Im Kern braun
> Dass Nazis nach 1945 nicht einfach aus dem öffentlichen Leben
> verschwanden, ist bekannt. Aber wie stark sie weiter wirkten, ist
> erschreckend.
Bild: Die Rosenburg am Venusberg in Bonn: offenbar von innen noch brauner als g…
Das Ausmaß der NS-Infiltration im Bundesjustizministerium übersteigt alle
bisherigen Befürchtungen. Ja, wir wussten schon lange, dass die NS-Elite in
der jungen Bundesrepublik neuen Unterschlupf fand. Aber dass mehr als die
Hälfte der Leitungspositionen in diesem Ministerium in der Hand alter
NSDAP-, SA- oder SS-Kameraden war – das ist schon ein Hammer. War also nur
die juristische Hülle der Bundesrepublik demokratisch, der Kern aber weiter
braun angefärbt?
Dafür spricht einiges, wie der jetzt vorgestellte Bericht über die
Nazi-Verstrickungen der Behörde zeigt. Viele Historiker verstehen die
Frühzeit der Bundesrepublik als ein Erfolgsmodell, weil es gelungen sei,
die NS-Eliten im demokratischen Sinne so zu beeinflussen, dass sie in
Theorie und Praxis nicht länger ihrer Ideologie anhingen. Es seien
geläuterte Nazis gewesen, die dem Land nichts Böses mehr tun wollten. An
dieser These bestehen erhebliche Zweifel. Viele der Ex-Nazis im
Justizministerium verfolgten weiter ihre alten Vorstellungen.
Zunächst einmal kümmerten sich diese Herrschaften um sich selbst und
ihresgleichen: Sie sorgten dafür, dass Tausende NS-Schreibtischtäter einer
Bestrafung entgingen. Ihnen haben wir zu verdanken, dass nur ein einziger
NS-Richter jemals für seine Taten zur Rechenschaft gezogen worden ist.
Zudem aber hatten diese angeblichen Demokraten ihre Feindbilder fest im
Blick: Die Opfer von einst, Sinti und Roma, Kommunisten oder Homosexuelle,
blieben auch im neuen Staat verfolgt und landeten zwar nicht mehr im
Konzentrationslager, aber doch hinter Gittern.
Alles sehr bedauerlich, aber lange her, mag da mancher denken. Tatsächlich
sind die NS-Bürokraten von damals heute längst verstorben. Viele ihrer
damals jungen Opfer aber leiden bis heute unter den Strafen, die sie in der
Bundesrepublik erhalten haben. Erst wenn sie rehabilitiert sind, wenn der
Staat Abbitte bei ihnen geleistet und eine Entschädigung gezahlt hat, ist
das Kapitel der Nazi-Juristen wirklich abgeschlossen.
11 Oct 2016
## AUTOREN
Klaus Hillenbrand
## TAGS
NS-Verfolgte
NS-Straftäter
NS-Forschung
NS-Justiz
Nachkriegszeit
NS-Straftäter
Gewerkschaft GEW
Schwerpunkt Nationalsozialismus
Auschwitz-Prozess
Geheimdienst
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