# taz.de -- Verkauf des Dragoner-Areals: Schäuble in Schwierigkeiten | |
> Der Bund hat ein Problem: Beim Verkauf des Kreuzberger Dragoner-Areals | |
> hinter dem Mehringdamm wurde geschlampt. | |
Beim Verkauf des Dragoner-Areals an einen Wiener Investor hat die | |
Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) alle kaufmännische Vorsicht | |
außer Acht gelassen. Im Anschluss an einen Rundgang über das Gelände | |
erklärte Finanzstaatssekretärin Margaretha Sudhof (SPD), dass im | |
Kaufvertrag zwischen dem Bund und dem Investor kein sogenannter | |
Gremienvorbehalt vereinbart worden sei. „Für den Käufer ist der Kaufvertrag | |
deshalb zivilrechtlich wirksam“, so Sudhof. Dennoch kann er nicht in Kraft | |
treten, weil der Bundesrat seine Zustimmung verweigert hat. | |
Normalerweise steht in Grundstücksverträgen, dass sie erst gültig sind, | |
wenn die zuständigen Gremien zugestimmt haben. „In Berlin sind alle | |
Grundstücksverkäufe durch das Land genehmigungspflichtig“, erklärt | |
Staatssekretärin Sudhof. Wirksam werden die Verträge aber erst, wenn auch | |
das Abgeordnetenhaus grünes Licht gegeben hat. | |
Im Fall des Dragoner-Areals, für den der Käufer bereits 36 Millionen an den | |
Bund überwiesen hat, mussten sowohl der Haushaltsausschuss des Bundestags | |
als auch der Finanzausschuss des Bundesrats zustimmen. Letzterer hat den | |
Verkauf auf Initiative von Berlins Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen | |
(SPD) gestoppt. Auch andere Bundesländer hatten sich dem Vorstoß Berlins | |
angeschlossen. | |
Warum die Bima einen solchen Vertrag aufgesetzt hat, kann sich Sudhof nicht | |
erklären. „Vielleicht hat es damit zu tun, dass im Bundesrat in der | |
Geschichte der Bundesrepublik noch nie ein Verkauf gestoppt wurde.“ Nun | |
aber haben die Bima und mit ihm auch Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) | |
ein Problem. „Würde die Bima von dem Vertrag zurücktreten, würden womögli… | |
Schadenersatzforderungen auf den Bund zukommen“, so Margaretha Sudhof | |
Das erklärt auch, warum die Bima und der Bund den Kaufvertrag mit der | |
„Briefkastenfirma“ in Wien (Sudhof) noch nicht rückabgewickelt haben. Bei | |
dem Rundgang, den der Städtepartnerschaftsverein Friedrichshain-Kreuzberg | |
organisiert hat, ließ Sudhof auch durchblicken, dass das Dragoner-Areal | |
Gegenstand eines kommenden Hauptstadtvertrags zwischen Berlin und dem Bund | |
werden kann. In einem Paket könne der Bund dafür ein Ausgleichsgrundstück | |
bekommen. Auf dem 4,7 Hektar großen Areal will das Land 500 Wohnungen | |
bauen. | |
In Zusammenarbeit mit Bezirk und Anwohnerinitiaven sollen auch das Gewerbe | |
und die Kreuzberger Mischung erhalten bleiben. Finanzminister Schäuble | |
hatte im Bundestag bereits angekündigt, einer „einvernehmlichen Lösung“ | |
zuzustimmen. | |
Unter den Teilnehmern des Rundgangs waren auch viele Kommunalpolitiker aus | |
der Kreuzberger Partnerstadt Wiesbaden. „Ich finde es gut, dass Berlin den | |
Widerstand gegen die Bima organisiert hat“, sagte die SPD-Abgeordnete Elke | |
Wansner. Ihre grüne Kollegin Gabriela Schuchalter-Eicke fügte hinzu: „Die | |
Verkaufspraxis der Bima betrifft nicht nur Berlin, sondern viele Kommunen.“ | |
Sowohl die SPD als auch die Grünen setzen sich auf Bundesebene dafür ein, | |
dass Bundesgrundstücke künftig nur zum Verkehrswert verkauft werden – und | |
die Kommunen ein Vorkaufsrecht bekommen. Finanzminister Schäuble lehnt das | |
bislang ab. | |
10 Oct 2016 | |
## AUTOREN | |
Uwe Rada | |
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