| # taz.de -- Gremium zum Waffenexport: Gabriel lässt sich Zeit | |
| > Der Wirtschaftsminister setzt eine Kommission ein, die über das | |
| > Rüstungsexportrecht berät. Kann sie bis zur Bundestagswahl Ergebnisse | |
| > liefern? | |
| Bild: Katar durfte 2015 zehn Leopard-2-Kampfpanzer kaufen – Gabriel war dageg… | |
| Berlin taz | Sie startet, aber sie startet spät: Sigmar Gabriels Kommission | |
| für eine Reform des Rüstungsexportrechts nimmt im Oktober ihre Beratungen | |
| auf. Wie ein Sprecher des Wirtschaftsministerium der taz mitteilte, soll | |
| das Gremium gemeinsam mit externen Sachverständigen „etwaige | |
| Verbesserungsmöglichkeiten sowie die Frage nach einem Rüstungsexportgesetz“ | |
| erörtern. | |
| Zu Jahresbeginn hatte Gabriel erstmals angekündigt, eine Kommission zum | |
| Thema einzusetzen. Damals hatte der Wirtschaftsminister gerade gestehen | |
| müssen, dass die Bundesregierung 2015 Rüstungsexporte in einer neuen | |
| Rekordhöhe bewilligt hatte – obwohl er selbst im Wahlkampf noch eine | |
| strengere Genehmigungspraxis angekündigt hatte. | |
| Gabriels Begründung für den Rekord: Statt eines einheitlichen | |
| Rüstungsexportgesetzes gebe es in Deutschland mehrere Gesetze, Leitlinien | |
| und Verordnungen zu Thema. Einen Panzerdeal mit Katar hätte er zum Beispiel | |
| gern gestoppt. Die schwarz-gelbe Vorgängerregierung habe dieses Geschäft | |
| aber sowohl nach dem Kriegswaffenkontrollgesetz als auch nach dem | |
| Außenwirtschaftsgesetz bewilligt. Es sei ihm nun nicht mehr möglich | |
| gewesen, diese doppelte Genehmigung zurückzunehmen. | |
| „Das ist einer der Gründe, warum wir eine Expertenkommission mit der | |
| Überprüfung der gesetzlichen Grundlagen beauftragen sollten“, sagte Gabriel | |
| damals. Details zum Gremium sollten folgen, wenn sein Ministerium kurz vor | |
| der politischen Sommerpause den jährlichen Rüstungsexportbericht vorstellt. | |
| Als der Termin anstand, vertröstete Gabriel die Öffentlichkeit noch einmal. | |
| Erst jetzt, zum Ende der Sommerpause, kündigte sein Ministerium den Start | |
| der Beratungen an. | |
| ## Die Union sträubt sich | |
| „Bei diesem Zeitplan ist es völlig utopisch, dass ein Rüstungsexportgesetz | |
| noch in dieser Legislaturperiode Realität wird“, sagt die | |
| Grünen-Abgeordnete Agnieszka Brugger. „Läge Sigmar Gabriel eine strenge | |
| Kontrolle von Rüstungsexporten wirklich am Herzen, hätte er das bereits vor | |
| drei Jahren in Angriff genommen.“ Matthias Ilgen (SPD) sagt dagegen: | |
| „Qualität und Gründlichkeit gehen vor Schnelligkeit. Ich finde, der | |
| Zeitpunkt ist absolut ausreichend.“ | |
| Ob und wann die Vorschläge der Kommission umgesetzt werden, ist aber | |
| tatsächlich fraglich. Einen Zeitplan gibt es laut Ministerium nicht. In | |
| anderen Fällen berieten sich vergleichbare Kommissionen monatelang. Und für | |
| eine Reform müsste Gabriel auch noch seinen Koalitionspartner überzeugen: | |
| Die Union sträubt sich bisher. | |
| Und noch eine Frage bleibt zunächst ohne Antwort: Wer überhaupt in der | |
| Kommission sitzt und wer sie berät. Das Ministerium spricht von Experten | |
| aus „Wirtschaft, Wissenschaft, Forschungsinstituten und Zivilgesellschaft“. | |
| Nach Informationen der taz wurden unter anderem der Bundesverband der | |
| Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (BDSV) sowie die | |
| rüstungskritische Gemeinsame Konferenz Kirche und Entwicklung (GKKE) zu | |
| Anhörungen eingeladen. Auch das renommierte schwedische | |
| Friedensforschungsinstitut SIPRI wird die Kommission beraten. Ob das | |
| Ministerium irgendwann eine komplette Teilnehmerliste veröffentlicht, lässt | |
| ein Sprecher offen. Dies sei „abhängig von der jeweiligen Zustimmung der | |
| externen Sachverständigen“. | |
| 7 Sep 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Tobias Schulze | |
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