# taz.de -- Kommentar SPD und Ceta: Die Basis für dumm verkaufen | |
> Die SPD-Spitze will an der entscheidenden Stelle Ja zu Ceta sagen, um | |
> später vielleicht nachzubessern. Das ist ein fauler Kompromiss. | |
Bild: Noch lacht er – aber die mangelnde Glaubwürdigkeit könnte zum Problem… | |
Die SPD-Führung scheint ihre Wähler für ziemlich blöd zu halten. Anders | |
lässt sich der Ceta-Antrag des Parteivorstands für den Konvent kaum | |
interpretieren. Denn darin fordert die Parteispitze grünes Licht dafür, dem | |
EU-Kanada-Handelsabkommen im EU-Ministerrat [1][zustimmen zu können.] | |
Nach außen kommunizieren Parteichef Sigmar Gabriel und Co das als einen | |
entscheidenden Schritt, um das Abkommen noch zu verbessern: Nur wenn der | |
EU-Ministerrat zustimme, könnten anschließend im EU-Parlament noch dringend | |
notwendige Ergänzungen und Klarstellungen zum umstrittenen Vertragswerk | |
durchgesetzt werden, erklären die Sozialdemokraten. | |
Das ist, gelinde gesagt, eine erstaunliche Logik. Denn im EU-Ministerrat | |
ist es faktisch ausgeschlossen, dass Ceta ohne Zustimmung aus Deutschland | |
beschlossen wird. Dort besteht daher tatsächlich die Möglichkeit, das | |
Abkommen in der derzeitigen Form zu stoppen und damit Nachbesserungen am | |
eigentlichen Vertrag durchzusetzen. Doch dieses starke Druckmittel wollen | |
die Sozialdemokraten ohne Not aus der Hand geben. Stattdessen soll später | |
im EU-Parlament versucht werden, den fertigen Vertrag noch zu verändern. | |
Abgesehen davon, dass völlig offen ist, wie rechtsverbindlich mögliche | |
Zusatzvereinbarungen zu Ceta am Ende sein würden, ist dort auch die | |
Verhandlungsposition deutlich schlechter. Im EU-Parlament haben die | |
deutschen Sozialdemokraten bekanntlich kein Vetorecht, sondern können am | |
Ende einfach überstimmt werden. | |
Die SPD-Spitze will also an der entscheidenden Stelle „Ja“ sagen, um dann | |
später ein „Aber“ mit unklaren Erfolgsaussichten durchzusetzen. Einige | |
prominente Ceta-Kritiker in der SPD haben sich mit diesem faulen Kompromiss | |
offenbar schon abgefunden. Wenn die Delegierten beim Parteitag sich dem | |
anschließen, dürfen sie sich über mangelnde Glaubwürdigkeit der Partei | |
nicht wundern. | |
6 Sep 2016 | |
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## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
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