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# taz.de -- Folter in der „Colonia Digdidad“: Der BND wusste lange Bescheid
> Das geht aus einer Kleinen Anfrage der Linken im Bundestag hervor. Bis
> 1987 hat die Bundesregierung Menschenrechtsverletzungen ignoriert.
Bild: Grausige Touristenattraktion: der Friedhof der ehemaligen Sektensiedlung …
Santiago de Chile dpa | Der Bundesnachrichtendienst (BND) will erstmals
1966 von „KZ-ähnlichen“ Methoden in der von Deutschen gegründeten
Sektensiedlung Colonia Dignidad in Chile erfahren haben. Das geht aus einer
Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linken-Fraktion vom
Mittwoch hervor. Allerdings will der BND dies nur aus örtlichen
Presseberichten erfahren haben. In der Antwort des Staatssekretärs im
Auswärtigen Amt, Stephan Steinlein, wird zudem eingeräumt, dass die
Regierung bis 1987 Menschenrechtsverletzungen ignoriert und sich schützend
vor die Colonia Dignidad gestellt habe.
Unter der autoritären Führung des aus Siegburg ausgewanderten Paul Schäfer
war die Colonia Dignidad ab 1961 eine stark gesicherte Siedlung, in der es
auch zu systematischem Kindermissbrauch kam. Zudem folterte Chiles
Geheimdienst dort während der Diktatur von Augusto Pinochet Oppositionelle.
Schäfer wurde 2006 zu langer Haft verurteilt – er starb 2010 im Gefängnis.
Die 1991 in „Villa Baviera“ umbenannte Anlage, die heute mit bayerischer
Folklore Touristen anlockt, liegt rund 350 Kilometer südlich der Hauptstadt
Santiago.
Für einen Eklat sorgte jüngst die Anwesenheit des als Mittäter zu einer
Bewährungsstrafe verurteilten Reinhard Zeitner beim Empfang der Deutschen
Botschaft für Bundespräsident Joachim Gauck in Chile.
Aus Sicht des Linken-Fraktionsvizes Jan Korte ist das ein klarer Beleg für
den immer noch nicht erfolgten „konsequenten Bruch mit der Colonia Dignidad
und ihrer Nachfolgeorganisation Villa Baviera“. Die Umstände der Einladung
müssten aufgeklärt werden „und Konsequenzen haben“. Auch ein weiteres
früheres Colonia-Mitglied war dort präsent.
## Genaue BND-Rolle unklar
Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hatte im April die Akten des
Auswärtigen Amtes zu der Sektensiedlung vorzeitig für die Öffentlichkeit
freigegeben, aber die BND-Rolle ist weiterhin unklar. Korte kritisierte
eine bisher unzureichende Berücksichtigung der chilenischen Folteropfer.
„Wer seit spätestens 1966 von den Verbrechen weiß und sich bis 1987 (…)
schützend vor die Täter gestellt hat, hat allen Grund sich zu schämen und
zu entschuldigen.“
Mit Blick auf die Historikerkommission (UHK) zur Untersuchung der
Geschichte des BND und seiner Vorläuferorganisationen von 1945 bis 1968
plant die Bunderegierung nicht, den Zeitraum der Untersuchung zu erweitern,
um auch das Kapitel Colonia Dignidad und das BND-Wissen darüber untersuchen
zu lassen. Auch das Verhältnis zur argentinischen Militärdiktatur
(1976-1983) ist nicht restlos aufgearbeitet. Beim BND gibt es dazu nach
Angaben der Bundesregierung noch rund 40 Akten, mit Verschlusssachen
verschiedener Geheimhaltungsstufen bis „VS-Geheim“.
28 Jul 2016
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