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# taz.de -- Nach extremistischer Mordserie: Razzien in Bangladesch
> Bei landesweiten Razzien hat die Polizei in Bangladesch mehr als 3.000
> Menschen festgenommen. Darunter sind 37 Islamisten.
Bild: Totenwache für einen Anfang Juni in Pabna ermordeten Hindu-Priester
Dhaka afp | Nach einer Serie von Morden an Angehörigen religiöser
Minderheiten sowie säkularen Aktivisten und Künstlern in Bangladesch
verschärft die Regierung ihr Vorgehen gegen Islamisten. Bei landesweiten
Razzien seien mehr als 3.000 Menschen festgenommen worden, unter ihnen 37
Islamisten, sagte ein Polizeisprecher an am Samstag. Die Opposition warf
der Regierung vor, mit der Razzia auch politische Gegner mundtot machen zu
wollen.
„Bei dem Sondereinsatz in den vergangenen 24 Stunden haben wir 3155
Menschen festgenommen“, sagte der Polizeisprecher. Darunter seien hunderte
mutmaßliche Kriminelle, die bereits per Haftbefehl gesucht worden seien.
Hinzu kämen hunderte normale Festnahmen. Unter den gefassten Islamisten
seien 27 Mitglieder der verbotenen Gruppe Jamayetul Mujahideen Bangladesh
(JMB).
Bei Polizeiaktionen in den vergangenen Tagen waren bereits fünf
JMB-Mitglieder getötet worden. Die Regierung macht die JMB für die meisten
der rund 50 in jüngster Zeit verübten Morde an Aktivisten, Künstlern,
Wissenschaftlern und Angehörigen der christlichen und hinduistischen
Minderheiten verantwortlich. In den vergangenen Wochen hatte die Welle der
Gewalt einen neuen Höhepunkt erreicht. Erst am Freitag wurde ein Arbeiter
eines Hindu-Klosters bei seinem Morgenspaziergang mit einer Machete
ermordet.
Zu den meisten Angriffen bekannten sich die Dschihadistengruppe Islamischer
Staat (IS) und der südasiatische Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida. Die
Regierung von Ministerpräsidentin Sheikh Hasina macht dagegen örtliche
Islamistengruppen verantwortlich, darunter die JMB.
## Zweifel an Schuld aller Festgenommenen
Bei einem Treffen der regierenden Awami League sagte Hasina am Samstag, die
Polizei werde der Gewalt ein Ende bereiten. „Es wird dauern, aber wenn Gott
will, werden wir sie unter Kontrolle bringen.“ Jeder einzelne Mörder werde
zur Rechenschaft gezogen, „so wie wir es nach dem Chaos 2015 gemacht
haben“, sagte sie mit Verweis auf eine Blockade von Straßen und
Eisenbahnstrecken, bei der Oppositionsanhänger auch Brandsätze auf Busse
und Lastwagen geworfen hatten. Die Blockade führte damals zu einer
Eskalation der Gewalt mit mehr als 120 Toten.
Vertreter der Oppositionsparteien warfen der Polizei vor, im Zuge der
Razzien gegen Islamisten auch gegen politische Gegner vorzugehen. Hunderte
Aktivisten der Opposition seien bei der Polizeiaktion festgenommen worden,
sagte der Generalsekretär der Bangladesh National Party (BNP), Fakhrul
Islam Alamgir, der Nachrichtenagentur AFP. Auch viele gewöhnliche und
unschuldige Menschen seien festgenommen worden.
Kritiker werfen der Regierung vor, durch ihr hartes Vorgehen gegen die
größte islamistische Oppositionspartei Jamaat-e-Islami den Boden für die
Gewalteskalation bereitet zu haben. In Bangladesch, einem offiziell
laizistischen Staat, sind rund 90 Prozent der Menschen Muslime. Acht
Prozent der Bevölkerung sind Hindus.
12 Jun 2016
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