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# taz.de -- Islamistischer Angriff in Bangladesch: 20 Geiseln getötet
> Über Stunden hielten Islamisten in Dhaka zahlreiche Menschen gefangen,
> bis die Armee die Geiselnahme beendete. 20 Geiseln sind tot, darunter vor
> allem Ausländer.
Bild: Sicherheitskräfte nach der Geiselname in Dhaka
Berlin taz | Bei einer Geiselnahme durch Islamisten in Bangladeschs
Hauptstadt Dhaka sind knapp dreißig Menschen gestorben, darunter sechs
Terroristen, zwei Polizisten und zwanzig Geiseln. Am frühen Samstagmorgen
hatten Armee, Paramilitärs und Polizei die mehrstündige Geiselnahme in
einem spanischen Restaurant im Villenviertel beendet.
Mindestens drei der toten Geiseln sind Bangladescher, der Großteil sind
allerdings Ausländer. Unter ihnen sind auch mehrere Kinder. Zuvor hatte die
Polizei erklärt, 13 Geiseln gerettet zu haben. Offenbar wurde auch einer
der Angreifer lebend gefasst.
„Der Einsatz ist beendet. Die Lage ist vollständig unter Kontrolle“, sagte
Armeesprecher Rashidul Hasan. In sozialen Medien übernahm der Islamische
Staat (IS) die Verantwortung für die Tat und postete Bilder von Leichen im
Café. Seit Herbst 2015 begeht die Miliz in Bangladesch Morde, meistens sind
dies aber Angriffe auf einzelne Personen. Bei den Tätern handelt es
offenbar nicht um aus Syrien eingereiste Kämpfer, sondern örtliche
dschihadistische Gruppen, die sich dem IS angeschlossen haben und von
diesem anerkannt werden.
Sieben Männer sollen am Freitagabend mit Schwertern, Maschinenpistolen und
selbstgebastelten Bomben das Restaurant gestürmt haben. Dabei riefen sie
auf Arabisch „Gott ist der größte“. Bei einem ersten Befreiungsversuch
durch die Polizei starben zwei Beamte und 20 wurden verletzt. Daraufhin
wurden Sondereinsatzkommandos, Paramilitärs und schließlich Soldaten
hinzugezogen. Durch die Nacht versuchten sie Kontakt zu den Geiselnehmern
aufzunehmen. Schließlich griff die Armee das Gebäude mit gepanzerten Wagen
an.
## Folter für Koranunkundige
Neben Bangladeschern waren unter den Geiseln sieben Italiener, berichtet
die italienische Agentur Ansa. Nach Angaben aus Tokio waren möglicherweise
auch Japaner betroffen. Das Auswärtige Amt hatte kurz nach dem Zugriff
keine Hinweise darauf, dass Deutsche betroffen sein könnten.
Befreite Geiseln [1][sagten der Tageszeitung The Daily Star], dass
Bangladescher von den Tätern verschont wurden und sogar Essen erhielten.
Die Täter hätten die Geiseln aufgefordert, den Koran zu rezitieren. Wer
dies nicht konnte, sei gefoltert worden. Den Angaben zufolge waren die
Islamisten bereits um 11 Uhr Nachts „mit den Ausländern fertig“ – die
Formulierung lässt offen, ob damit gemeint ist, dass sie zu diesem
Zeitpunkt bereits tot waren. Fünf Terroristen seien verwundet gewesen und
„wahrscheinlich“ gestorben, sagten die Zeugen. Die Befreiungsoperation der
Armee fand um 7:40 Uhr morgens statt.
Seit 2013 begeht neben dem IS auch ein örtlicher Ableger von Al-Kaida
Morde, vornehmlich an säkularen Bloggern und Journalisten. Insgesamt haben
beide Gruppen in den vergangenen Jahren gut 30 Menschen ermordet. Zuletzt
wurde am vergangenen Freitag ein Hindu-Priester im Südwesten des Landes
getötet.
Die Regierung leugnet hartnäckig die Anwesenheit beider Gruppen und beruft
sich meist darauf, dass keine ausländischen Kämpfer unter ihnen seien. In
den vergangenen Wochen geriet sie zunehmend unter Druck und nahm bei
landesweiten Razzien knapp 12.000 Menschen fest. Opposition und
Menschenrechtsgruppen kritisierten, dass die Festnahmen pauschal waren und
häufig gegen politische Gegner gerichtet.
Korrektur 02.07. 17.10 Uhr: In einer früheren Version dieses Artikels hieß
es, alle getöteten Geiseln seien Ausländer. Dies basierte auf einer
[2][später richtiggestellten] Erklärung der Bangladeschischen Armee.
Tatsächlich sind mindestens drei bangladeschische Geiseln beim Angriff
gestorben.
2 Jul 2016
## LINKS
[1] http://www.thedailystar.net/city/those-who-cited-quran-verse-were-spared-12…
[2] http://www.thedailystar.net/city/confusion-over-death-bangladeshi-citizens-…
## AUTOREN
Lalon Sander
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