# taz.de -- Großeinsatz in Bangladesch: Tausende Festnahmen | |
> Im Rahmen einer Aktion gegen islamistisch motivierte Angriffe nimmt die | |
> Polizei 12.000 Menschen fest. NGOs und die Opposition kritisieren den | |
> Einsatz. | |
Bild: Mit den Festnahmen will die Regierung Handlungsfähigkeit beweisen | |
DHAKA dpa | In Bangladesch sind bei einem landesweiten | |
Anti-Extremismus-Einsatz mehr als 12 000 Menschen festgenommen worden. Rund | |
200 von ihnen seien Mitglieder radikaler islamistischer Gruppen, teilte die | |
Polizei am Sonntag mit. Vertreter von Opposition und | |
Menschenrechtsorganisationen kritisierten den einwöchigen Großeinsatz. | |
Seit Anfang 2013 leidet das muslimische Land Bangladesch mit seinen rund | |
160 Millionen Einwohnern unter einer Serie islamistisch motivierter | |
Angriffe. Opfer sind Religionskritiker, Intellektuelle und Angehörige | |
religiöser Minderheiten. Die Angriffe laufen meist nach einem ähnlichen | |
Muster ab: Eine Gruppe vermummter Männer schlägt und sticht mit Messern und | |
Macheten auf ihr Opfer ein und flieht unerkannt, meist auf Motorrädern. | |
Zu den meisten Attacken bekannten sich islamistische Organisationen wie | |
Al-Kaida und der Islamische Staat (IS) oder lokale Organisationen, die mit | |
ihnen verbunden sind. | |
Die Regierung bestreitet jedoch, dass der IS in Bangladesch aktiv ist. Sie | |
macht unter anderem die oppositionelle islamistische Partei Jamaat-e-Islami | |
verantwortlich. Deren Generalsekretär nannte den jüngsten Großeinsatz in | |
einer Mitteilung unmenschlich und illegal. Zahlreiche Mitglieder seiner | |
Partei seien ohne Grundlage festgenommen worden, sagte er. Auch die nicht | |
als islamistisch eingestufte Oppositionspartei BNP erklärte, mehr als 2000 | |
der Verhafteten stammten aus ihren Reihen. | |
## Freilassung gegen Bestechungsgelder? | |
In Medienberichten werden Polizisten beschuldigt, Festgenommene nur gegen | |
Bestechungsgelder wieder freizulassen. Asaduzzaman Khan Kamal, | |
Heimatminister von Bangladesch, widersprach vor Journalisten beiden | |
Anschuldigungen: „Wir haben niemanden illegal oder aus politischen Gründen | |
verhaftet.“ | |
Nichtregierungsorganisationen bezeichnen es zwar als notwendig, dass | |
Bangladesch stärker gegen sein Problem mit Islamisten vorgeht, kritisieren | |
aber die Wahllosigkeit der Razzien. „Die Behörden sind gegen die üblichen | |
Verdächtigen vorgegangen, anstatt fokussiert zu ermitteln“, sagte Brad | |
Adams, Asienchef von Human Rights Watch. „Das vermittelt wenig Vertrauen, | |
dass die Morde aufhören oder dass nun geregelte Verfahren folgen.“ | |
Noch während des Großeinsatzes meldete die Polizei am Donnerstag die | |
nächste Attacke: Unbekannte hatten einen hinduistischen Dozenten einer | |
Universität in Südbangladesch mit Macheten angegriffen. Er überlebte den | |
Angriff verletzt. | |
19 Jun 2016 | |
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