# taz.de -- Illegale Hinrichtungen in Bangladesch: 129 Tote bei Anti-Drogen-Kam… | |
> Bei einer „Anti-Drogen-Kampagne“ in Bangladesch wurden 129 Menschen | |
> umgebracht. Viele sollen von Beamten hingerichtet worden sein. | |
Bild: Berüchtigt für außergerichtliche Hinrichtungen: die Elitetruppe RAB | |
Berlin taz | „Er hat doch nichts getan. Warum töten Sie ihn?“, ruft die | |
Frauenstimme immer wieder. Davor hat eine Stimme gefragt: „Haben Sie etwas | |
damit zu tun?“ Eine andere Stimme verneint, eine Pistole wird entsichert, | |
dann fallen Schüsse. Bei einer Pressekonferenz letzte Woche erhebt die | |
Frau, der die Stimme gehört, [1][einen schweren Vorwurf]: Ihr Mann, der | |
Stadtrat Akramul Haque aus der Kleinstadt Teknaf, wurde von Beamten | |
abgeholt und kaltblütig erschossen. | |
Täglich werden derzeit Menschen in Bangladesch von Sicherheitsbeamten | |
erschossen. Seit Wochen läuft eine Antidrogenkampagne, bei der viele | |
Verhaftete den Weg in die Haft nicht überleben: Inzwischen wurden 129 | |
angebliche Drogendealer bei angeblichen Feuergefechten erschossen. Letztere | |
dienen als Deckung für außergerichtliche Hinrichtungen. | |
Die Echtheit des Audiomitschnitts ist nicht offiziell bestätigt, aber er | |
gilt als glaubwürdig. Dies würde belegen, dass es Hinrichtungen gibt. Sie | |
sind politisch und mutmaßlich das Werk des Militärgeheimdienstes DGFI. Denn | |
zu Beginn des Mitschnitts sagt das spätere Opfer, [2][ein DGFI-Major habe | |
ihn abgeholt]. Die Polizeitruppe RAB, die später die Tötung bei einem | |
„Feuergefecht“ meldete, ist [3][für außergerichtliche Hinrichtungen | |
berüchtigt]. | |
Die Regierung dementiert. „Ein, zwei Fehler können immer passieren“, | |
[4][sagt Straßenbauminister Obaidul Qader], zugleich Generalsekretär der | |
regierenden Awami Liga. Haques Tod stelle die Kampagne nicht in Frage. | |
Premierministerin Sheikh Hasina Wajed [5][versprach, Missetaten von Beamten | |
zu untersuchen]. Von den Dealern werde „niemand […] verschont, egal wie | |
einflussreich.“ Doch [6][berichtet die Zeitung Daily Star], dass der | |
mächtigste „Drogenpate“ von Haques Heimatstadt Politiker der Awami Liga sei | |
und während der Kampagne nach Mekka gepilgert sei. | |
So gibt es auch diese Lesart: Die Antidrogenkampagne werde genutzt, um vor | |
den noch in diesem Jahr anstehenden Wahlen die Opposition zu unterdrücken. | |
Dabei wurden bereits [7][mehrere Oppositionspolitiker getötet]. Die letzte | |
Wahl 2014 war von der großen Oppositionspartei BNP boykottiert worden. | |
Seitdem wurde ihre Parteichefin wegen Korruption angeklagt. Die | |
islamistische Oppositionspartei Jamaat-e-Islami wurde wegen Verbrechen im | |
Unabhängigkeitskrieg 1971 verboten. Oppositionspolitiker sind in den | |
letzten Monaten immer wieder mutmaßlich von Behörden entführt worden, ein | |
Phänomen, das [8][Menschenrechtsgruppen als „Verschwindenlassen“ | |
kritisieren]. | |
5 Jun 2018 | |
## LINKS | |
[1] https://www.thedailystar.net/frontpage/murder-it-was-1584580 | |
[2] https://www.facebook.com/tasneem.khalil/videos/10160524921510319/ | |
[3] https://www.hrw.org/report/2011/05/10/crossfire/continued-human-rights-abus… | |
[4] https://www.thedailystar.net/city/some-mistakes-may-occur-during-anti-drug-… | |
[5] https://www.thefinancialexpress.com.bd/national/hasina-takes-tough-stance-o… | |
[6] https://www.thedailystar.net/frontpage/yaba-godfathers-out-teknaf-safety-15… | |
[7] https://www.voanews.com/a/bangladesh-anti-drug-campaign-criticized-by-right… | |
[8] https://www.hrw.org/news/2017/07/06/bangladesh-end-disappearances-and-secre… | |
## AUTOREN | |
Lalon Sander | |
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