# taz.de -- Fotograf in Bangladesch festgenommen: Nach kritischem Interview ent… | |
> Der preisgekrönte Fotograf Shahidul Alam stellte sich auf die Seite der | |
> protestierenden Schüler in Bangladesch. Kurz darauf kam er in Haft. | |
Bild: Als Aktivist in Bangladesch bekannt: Shahidul Alam (Mitte) | |
Bangkok taz | Es ist nicht das erste Mal, dass der 63-jährige Shahidul Alam | |
in Konflikt mit dem Staat geraten ist. „Aber es ist das erste Mal, dass man | |
ihn schlichtweg entführt hat“, berichtet ein ehemaliger Schüler des | |
international renommierten Fotografen aus Bangladesch, der am Sonntagnacht | |
von mindestens 20 Männern aus seinem Haus in Dhaka abgeführt wurde. „Wir | |
sind sehr besorgt“, sagt der junge Mann der taz weiter, der angesichts der | |
angespannten Situation lieber anonym bleiben möchte. | |
In den Straßen der Hauptstadt [1][protestieren derzeit zehntausende junge | |
Bangladescher gegen die Regierung]. Nachdem zuvor bereits Studenten gegen | |
Privilegien bei der Vergabe von Regierungsjobs auf die Straße gingen, | |
schlossen sich nach dem Verkehrstod zweier Kinder auch die Schüler an, die | |
dafür das korrupte und chaotische Verkehrssystem verantwortlich machen. | |
„Die Regierung dachte, man könnte die Proteste einfach niederschlagen. Aber | |
dieses Mal hat sie sich verschätzt“, erklärte Alam dem Nachrichtensender | |
Al-Dschasira kurz bevor man ihn abführte. | |
Am Montag wurde Shahidul Alam vor Gericht präsentiert. Die Polizei wirft | |
ihm vor, online Gerüchte verbreitet zu haben und damit gegen Bangladeschs | |
Telekommunikationsgesetz verstoßen zu haben. „Man hat versucht ihn im | |
Gefängnis gewaltsam zu einem Geständnis zu bewegen“, bestätigte Alams | |
Anwalt Jyotirmoy Barua der taz. Als Alam selbst kurz für Journalisten zu | |
sehen war, rief er ihnen zu: „Man hat mich geschlagen, mein blutiges Hemd | |
gewaschen und mir wieder angezogen.“ | |
Die Geheimdienste und Polizeikräfte in Bangladesch sind dafür berüchtigt, | |
unbequeme Gegner wie den international renommierten Fotografen verschwinden | |
zu lassen. Die in Dhaka ansässige Menschenrechtsorganisation Odhikar zählte | |
seit Januar 20 solcher Verhaftungen und rechnet angesichts der | |
Parlamentswahlen im Dezember mit einer weiteren Zunahme. | |
## „Bilder können Wandel herbeiführen“ | |
Shahidul Alam ist eine prominente Figur in Bangladesch. Der mit Preisen | |
ausgezeichnete Fotograf, dessen Werke vom Museum of Modern Art in New York | |
bis zum Centre Pompidou in Paris ausgestellt waren und der mehrfach Teil | |
der World Press Photo Jury war, ist ein liberaler Vordenker in Bangladesch. | |
Er gründete eine Agentur, ein Festival und ein Institut für Fotografie. Er | |
half ein Kollektiv von Fotografinnen zu gründen und organisierte | |
Ausstellungen, die im religiös-konservativen Bangladesch Tabuthemen wie | |
Homosexualität thematisierten. | |
„Ich hatte selbst schon mehrfach Ärger. Ich bin nur deshalb noch am Leben, | |
weil meine Freunde immer sehr schnell zur Stelle waren“, sagte Shahidul | |
nachdem er im vergangenen Jahr burmesischen Kollegen in seinem Haus selbst | |
Zuflucht vor dem bangladeschischen Geheimdienst geboten hatte. | |
Menschenrechtsgruppen und Journalistenvereinigungen weltweit forderten | |
Alams sofortige Freilassung. Julie Trébault von PEN America sagte in einer | |
Stellungnahme: „Es geht hier nicht nur um einen einzelnen Angriff, sondern | |
um den generellen Versuch kritische Stimmen in Bangladesch einzuschüchtern | |
und zum Schweigen zu bringen.“ | |
Zum zehnjährigen Jubiläum seiner Fotoschule sagte Alam 2008: „Bilder können | |
sozialen Wandel herbeiführen. Es geht darum jungen Leuten Gedankenanstöße | |
zu geben und sie zum kritischen Denken anzuregen.“ Viele der Journalisten, | |
die das Geschehen auf den Straßen Dhakas derzeit dokumentieren, sind | |
Schüler von Shahidul Alam. | |
7 Aug 2018 | |
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## AUTOREN | |
Verena Hölzl | |
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