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# taz.de -- Liebe zum Auto: Das Ende der Monogamie
> Seit Kurzem gibt es eine Milliarde Pkws weltweit. Höchste Zeit zum
> Schlussmachen! Aber wie bloß? Eine Beziehungstypologie.
Bild: Eine Geliebte zu haben, beeindruckt andere Machos, geht aber ins Geld
Wahrscheinlich war es vor einigen Wochen, als die Menschheit die Schwelle
überschritt: Es gibt jetzt mehr als eine Milliarde Autos auf der Welt, wie
der Verband der Deutschen Automobilindustrie ausgerechnet hat. So viele wie
noch nie. 2050 werden es mindestens 2,5 Milliarden, sagt die Internationale
Energieagentur. Wer Alternativen sucht, stößt auf ein Problem: ein
Jahrhundert automobiler Freiheit und damit die Leidenschaft fürs Fahren
tief in der DNA unserer Gesellschaft verankert. Kann man Autos weiter
lieben und trotzdem alles besser machen? Fünf Beziehungstypen und ihre
Zukunftsaussichten:
## Jugendliebe
Beziehungstyp: Seit dem Abi seid ihr unsterblich verliebt – dein erstes
Auto und du. Wird deine Kiste klapprig, spuckt sie Öl: Du bleibst ihr treu.
Dass du bei Gesprächen über wechselnde Partner nicht mitreden kannst, ist
dir egal. Der Erste kann auch der Beste sein.
PartnerIn: VW Bulli
Zukunft: Die meisten Jugendlieben enden mit einer schmerzhaften Trennung.
Du wirst dich zögerlich an ein nachhaltigeres Modell binden, denn nie
wieder willst du so verletzt werden.
## Serielle Monogamie
Beziehungstyp: Am Anfang vernebelt der frische Duft des Kennenlernens dir
die Sinne. Doch alle paar Jahre lässt dieses Gefühl nach. Ihr streitet euch
häufig – bis du diese Leere spürst. Sie lässt sich nur mit einem Neuwagen
füllen, glaubst du.
PartnerIn: Toyota Yaris
Zukunft: Denk mal darüber nach, wonach du eigentlich suchst. Vielleicht
wird eure Bindung tiefer, wenn du in deinem Gegenüber mehr entdeckst: etwas
das ihn wirklich antreibt. Strom? Keine Ahnung, ob du darauf stehst.
## Zweckbeziehung
Beziehungstyp: Wenn deine Freunde sich erkundigen, sagst du knapp „Es
läuft“ und wechselst das Thema. Weil es Wichtigeres in deinem Leben gibt
als die Beziehung. Ganz ohne Auto kannst du aber auch nicht. Schließlich
funktioniert ihr im Alltag gut zusammen – auch ohne Orgasmen.
PartnerIn: Opel Astra
Zukunft: Als ihr euch trennt, musst du nicht einmal weinen. Brauchst du
wirklich einen Partner? Schon mal über Polyamorie nachgedacht?
## Affäre
Beziehungstyp: Auf der Straße bekommst du für deine neueste Trophäe
anerkennende Blicke. Manchmal auch verachtende – aber das ist sicher nur
Neid. Das heiße Erlebnis macht dich schwach. Es fühlt sich so anders an als
mit dem Familienwagen, deiner Ehefrau.
PartnerIn: Porsche Cayenne
Zukunft: Wegen der Steuern auf Benziner wird die Geliebte teurer. Du
arbeitest also immer mehr. Manchmal bricht die Lust noch hervor, aber oft
bist du zu einfach zu müde, eine Runde zu drehen.
## Polyamorie
Beziehungstyp: Über deine Freunde und ihre Fixierung auf Monogamie lachst
du nur. Warum sollte man nicht mehrere Beziehungen zeitgleich führen können
und dabei das bekommen, was einem gut tut? Die Carsharing-App ist dein
Tinder. So lernst du ständig neue Typen kennen.
PartnerIn: Smart, Mini Cooper, Deutsche-Bahn-Räder
Zukunft: Klar, deine Großmutter kann deinen Lebensstil nicht verstehen.
Aber dein Glück überzeugt mit den Jahren immer mehr deiner Freunde.
In der Titelgeschichte der taz.am wochenende macht sich der taz-Redakteur
Ingo Arzt auf die Suche nach Gründen für die Leidenschaft fürs Fahren – und
ihren Konsequenzen. Bei einer Probefahrt im Tesla spricht mit den
Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber über dessen Faszination für
Beschleunigung. Und er trifft Leonie Müller, eine Studentin, die quasi im
ICE wohnt. Sein Fazit: Die Liebe ist ein Problem – kann aber auch ein
Schlüssel zur Lösung sein.
10 Jun 2016
## AUTOREN
Philipp Adolphs
## TAGS
Mobilität
Mobilitätswende
Beziehung
Opel
Autoindustrie
Tinder
Tesla
Selbstfahrendes Auto
Elektromobilität
Niedersachsen
Autoindustrie
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