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# taz.de -- Kommentar Kehrtwende von VW: Das Ende des Diesels
> Die Nachrichten im Vorfeld der VW-Hauptversammlung sind atemberaubend.
> Für die Wolfsburger fangen die turbulenten Zeiten gerade erst an.
Bild: Schnupfen? – Matthias Müller, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG,…
Wenn Volkswagen hustet, fürchtet Niedersachsen eine Grippewelle, und ganz
Deutschland muss sich warm anziehen. Am Mittwoch steht in Hannover die
Hauptversammlung des wichtigsten europäischen Autokonzerns an – und die
Nachrichten im Vorfeld sind atemberaubend. Zunächst sind da [1][die
staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen] wegen Marktmanipulationen gegen den
Ex-VW-Chef Martin Winterkorn sowie einen amtierenden Spitzenmanager.
Zudem stellt der amtierende Konzernchef Matthias Müller eine Technologie in
Frage, die das Rückgrat des Unternehmens ist: den Pkw-Dieselmotor. Beide
Nachrichten haben das Zeug, den Wolfsburger Konzern tüchtig
durcheinanderzuwirbeln – mit allen Konsequenzen für Standorte,
Arbeitsplätze und Steuereinnahmen.
Die Ermittlungen wegen Marktmanipulationen beziehen sich auf den Umgang des
Managements mit der Affäre um die Betrugssoftware in Dieselmotoren, die die
Abgaswerte verfälscht. Der Vorwurf: Das Management hätte den Betrug, der
den Aktienkurs maßgeblich beeinflusst, früher publik machen müssen.
Für den Konzern ist dabei weniger die individuelle strafrechtliche
Würdigung des Verhaltens seines Ex-Chefs von Bedeutung. Wichtiger sind die
finanziellen Folgen. Wird Winterkorn, zu was auch immer, verurteilt,
steigert das die Chancen auf Schadenersatz, den institutionelle Anleger von
VW für erlittene Kursverluste verlangen.
Damit würde der Abgasskandal immer teurer. Einfache Rechnung: Die vielen
Milliarden, die VW zur Aufarbeitung seines Skandals aufbringen muss, fehlen
an anderer Stelle. Zum Beispiel für Zukunftsinvestitionen.
## E-Autos sind eine Herausforderung
Für diese aber bräuchten die Wolfsburger jede Million, wenn sie jetzt das
Ende des Diesels verkünden. Denn die Alternative, das Elektroauto, ist noch
lange nicht massentauglich. Es ist schlicht zu teuer und hat eine zu
geringe Reichweite.
Dennoch muss sich VW dieser Herausforderung stellen, um nicht die
Entwicklung zu verschlafen. Sollten amerikanische oder chinesische Konzerne
in der Lage sein, massentaugliche E-Autos zu bauen, werden die Regierungen
ihrer Staaten über kurz oder lang Diesel- oder Benzin-Pkw aus ihren Städten
verbannen. Dann wäre es aus mit den Exporterfolgen von Volkswagen.
Auch der Entwicklung eines selbstfahrenden Autos, die nichts anderes ist
als ein sinnloser technologischer Krieg mit den superreichen Konzernen aus
dem Silicon Valley, kann VW nicht aus dem Weg gehen. Kein Autofahrer
braucht solche Pkws – aber wenn es den Amerikanern gelingt, sie
alltagstauglich zu machen, wird es einen so großen Hype darum geben, dass
jeder Konzern alt aussieht, der sie nicht im Portfolio hat.
In Wolfsburg fangen die turbulenten Zeiten gerade erst an.
21 Jun 2016
## LINKS
[1] /Verdacht-der-Marktmanipulation/!5314686/
## AUTOREN
Richard Rother
## TAGS
Selbstfahrendes Auto
Dieselskandal
Volkswagen
Matthias Müller
Diesel
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