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# taz.de -- V-Mann „Corelli“ im NSU-Komplex: Erst ein Handy, jetzt vier Sim…
> Der Verfassungsschutz findet bei sich erneut Unterlagen des Ex-Spitzels
> „Corelli“. Er gehört zu den strittigsten V-Leuten im gesamten Fall.
Bild: Die Aktenordner beim OLG München zum NSU-Prozess
BERLIN taz | Immer wieder „Corelli“. Die Fehlerserie des
Verfassungsschutzes im Fall des früheren V-Manns Thomas Richter reißt nicht
ab. Nun tauchten, zwei Jahre nach seinem Tod, vier bisher unbekannte
Sim-Karten des Spitzels in Räumen des Geheimdienstes auf. Nach
taz-Informationen fanden sich diese in dienstlichen Unterlagen des früheren
V-Mann-Führers von „Corelli“.
Erst Mitte Mai war publik geworden, dass der Verfassungsschutz im
vergangenen Sommer [1][ein Handy von „Corelli“ in einem Panzerschrank
entdeckt hatte] – obwohl dieser zuvor angeblich bereits vier Mal durchsucht
worden war. Weitere Monate dauerte es, bis das Amt das Handy ausgewertet
und die zuständigen Stellen informiert hatte. Auf dem Handy befanden sich
die Kontakte namhafter Neonazis.
„Corelli“ gehört zu den strittigsten V-Leuten im NSU-Komplex. 18 Jahre
diente er dem Bundesverfassungsschutz als Top-Quelle, war bundesweit in der
rechtsextremen Szene vernetzt. Die Frage ist bis heute: Hätte das Amt über
ihn früher auf das untergetauchte Trio stoßen können?
Denn 1998 fand sich Thomas Richter auf einer Kontaktliste des späteren
NSU-Mitglieds Uwe Mundlos. Und bereits 2005 – sechs Jahre vor dem
NSU-Auffliegen – übergab der V-Mann dem Verfassungsschutz eine CD mit dem
Titel „NSU/NSDAP“. Auch diese CD blieb unausgewertet und wurde erst im
Herbst 2014 vom BKA in den Räumen des Geheimdienstes gefunden.
Richter selbst war ein halbes Jahr zuvor überraschend an einer unerkannten
Diabetes verstorben. [2][Zur Aufklärung der Rolle „Corellis“ hatte der
Bundestag einen eigenen Sonderermittler eingesetzt]: den Grünen Jerzy
Montag. Dieser konnte keine Kontakte von Thomas Richter zum Trio
nachweisen. Nach dem jüngsten Handy-Fund hatte der
NSU-Untersuchungsausschuss im Bundestag einen erneuten Bericht des
Verfassungsschutz angefordert. Mit den vier bisher unbekannten Sim-Karte
gibt es nun die nächste Volte. Der Ausschuss wurde darüber noch am
Dienstagabend über den Fund informiert.
## Inhalt unbekannt
Nach taz-Informationen nutzte Richter zwei der Sim-Karten bis zu seiner
Enttarnung im Herbst 2012. Die weiteren beiden soll er im Anschluss
verwendet haben, um nach seinem Umzug ins Ausland mit seinem V-Mann-Führer
weiterzukommunizieren. Der Inhalt der SIM-Karten ist noch unbekannt, sie
werden derzeit vom BKA ausgewertet.
Der NSU-Untersuchungsausschuss im Bundestag reagierte verärgert. Ihr fielen
zu den „Corelli“-Funden inzwischen die Worte Vertuschung und Täuschung ein,
sagte Linken-Obfrau Petra Pau. Der Ausschuss will sich nach der Sommerpause
dem Fall „Corelli“ widmen.
Im Untersuchungsausschuss in NRW steht der Ex-Spitzel schon diese Woche auf
der Tagesordnung. Befragt werden etwa Mediziner zu Richters Tod. Nicht
aussagen wird dagegen „Corellis“ einstiger V-Mann-Führer – ihm verweiger…
der Bundesverfassungsschutz eine Aussagegenehmigung.
1 Jun 2016
## LINKS
[1] /Neue-NSU-Panne/!5304017
[2] /Bundestag-setzt-NSU-Sonderermittler-ein/!5031696
## AUTOREN
Konrad Litschko
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