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# taz.de -- 30 Jahre Bundesumweltministerium: Die Welt retten, egal wer regiert
> Große Umwelt-Erfolge in der Vergangenheit, große Klima-Probleme in der
> Gegenwart. Das Bundesumweltministerium wird 30.
Bild: Der erste Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) durchquerte im Septemb…
Berlin taz | So viel Einigkeit ist nicht selbstverständlich, wenn
PolitikerInnen von CDU, SPD und Grünen gemeinsam auf einer Bühne stehen.
Doch das Umweltministerium schweißt offenbar zusammen.
Beim 30-jährigen Geburtstag des Hauses findet die amtierende SPD-Ministerin
Barbara Hendricks am Montag für alle ihre AmtsvorgängerInnen lobende Worte.
Für Kanzlerin Angela Merkel, die den Klimaschutz vorangebracht habe. Für
Grünen-Urgestein Jürgen Trittin, der den ersten Atomausstieg durchgesetzt
hat.
Für SPD-Chef Sigmar Gabriel, der vor allem die ökonomischen Chancen des
Umweltschutzes gesehen habe. Für Klaus Töpfer, der es mit seinem mit Sprung
in den Rhein zu weltweiter Bekanntheit brachte und dem Thema als
UN-Umweltchef treu blieb. Für Kanzleramtschef Peter Altmaier, der den
Konsens über die neue Endlager-Suche schaffte.
Sogar für den glücklosen CDU-Mann Norbert Röttgen findet Hendricks ein paar
nette Worte. Er ist vor allem für die umstrittene Laufzeitverlängerung der
Atomkraftwerke in Erinnerung geblieben – „nicht mein größter persönlicher
Erfolg“, wie er heute selbytkritisch einräumt.
## Klare Mission
Diese Einigkeit liegt für Altmaier an der klaren Mission des
Umweltministeriums: „Die Rettung der Welt, egal wer regiert.“ Und damit ist
das Haus durchaus vorangekommen: In den frühen Jahren – thematisch von
Robbensterben, saurem Regen und Ozonloch dominiert – wurde die deutsche
Wirtschaft auf Ökokurs getrimmt. Das reduzierte nicht nur die sicht- und
riechbaren Schadstoffe, sondern wirkte auch als Konjunkturprogramm für die
Anlagenbauer, von Schwefelfiltern bis zu Kläranlagen. Unter Töpfer schaffte
das Ministerium schließlich mit dem „Grünen Punkt“ zumindest den Einstieg
in die Kreislaufwirtschaft, die Ressourcen und Energie schont.
Seit den neunziger Jahren rückten das Klimathema und internationale
Umweltprobleme in den Fokus des Ministeriums und der Öffentlichkeit:
Deutschland wurde zu einem wichtigen Finanzier des globalen Klimaschutzes,
aber auch anderer internationaler Öko-Anstrengungen.
## Bedeutung geschmälert
Wichtigster Beitrag der Deutschen zur globalen Energiewende ist aber wohl
die Nachfrage nach Wind- und vor allem Solaranlagen, die weltweit einen
Markt schufen und die Preise für die Ökotechniken massiv nach unten
trieben. Dass das Umweltministerium die Zuständigkeit für diesen Bereich
ans Wirtschaftsressort abgeben musste, hat die Bedeutung des Hauses zuletzt
deutlich geschmälert.
Und auch der Blick in die Zukunft ist nicht frei von Sorgen: Die
Zuständigkeit für den Klimaschutz hat das Ministerium behalten, doch hier
droht Deutschland sein selbst gestecktes Ziel für das Jahr 2020 zu
verfehlen – auch weil andere Ressorts nicht mitziehen. Eine
klimafreundlichere Verkehrs- und Landwirtschaftspolitik ist nicht in Sicht,
und das Wirtschaftsministerium leistet Widerstand gegen den notwendigen
Ausstieg aus der Kohle.
An dieser Stelle blitzte zumindest ein wenig Streit auf: „Wir können uns
nicht international für unser Klimaengagement feiern lassen und zu Hause
alles beim Alten lassen“, mahnte Hendricks mit Blick auf Gabriel und
Merkel.
Doch von der Kanzlerin kam kein klares Signal, dass sie noch immer zur
Mission Weltrettung steht. Die nationale Umsetzung der Klimaziele bleibe
„ein schwieriger Weg“, sagte sie lediglich. Und: „Wir müssen noch ganz
schön arbeiten.“
6 Jun 2016
## AUTOREN
Malte Kreutzfeldt
Bernhard Pötter
## TAGS
Schwerpunkt Atomkraft
Solarenergie
Barbara Hendricks
Norbert Röttgen
Bundesumweltministerium
Atomausstieg
Schwerpunkt Klimawandel
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Bundesumweltministerium
Atommüll
Radioaktivität
Braunkohle
Erneuerbare Energien
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