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# taz.de -- AfD will Theaterstück verhindern: Scharf auf Verbote
> Die AfD versucht erneut, ein Theaterstück zu verhindern. Mit „Illegale
> Helfer“ feiere das Potsdamer Hans Otto Theater „Gesetzesbrecher“.
Bild: Sollte laut AfD nicht aufgeführt werden: Szene aus „Illegale Helfer“
Berlin taz | In Berlin hat die AfD einen juristischen Streit mit der
Schaubühne Anfang des Jahres verloren. Unter anderen wollte Beatrix von
Storch erwirken, dass ihr Bild nicht in der [1][Inszenierung „Fear“ von
Falk Richter] gezeigt werden kann. Das Stück, das sich mit der Sprache, der
Rhetorik und dem Weltbild der AfD auseinandersetzt, benennt auch die
Akteure der rechten Politik. Die Versuche, auf gerichtlichem Weg eine
Zensur zu erlangen, sind gescheitert.
Jetzt wendet sich die AfD-Fraktion im Stadtrat der Stadt Potsdam gegen eine
Inszenierung, die am 9. Juni in Potsdam Premiere haben wird: „Illegale
Helfer“ von Maxi Obexer. In einer [2][Pressemitteilung] fordern sie unter
der Überschrift „Hans Otto Theater feiert Gesetzesbrecher“ das Hans Otto
Theater auf, „sein Programm noch einmal zu überdenken“.
Vor einem Jahr veröffentlichte die taz einen [3][Ausschnitt aus dem Stück],
das zehn Personen sprechen lässt, die beschlossen haben, Geflüchteten und
Abgeschobenen zu helfen, ihnen Verstecke anzubieten und sie zu beraten,
auch wenn sie selbst dadurch gegen Gesetze verstoßen. Die Autorin hat vier
Jahre lang in der Schweiz, Österreich und Deutschland dafür recherchiert
und damit literarisch eine Arbeit fortgesetzt, die sie schon über zehn
Jahre lang beschäftigt.
Damals schrieb sie ein Stück über die Insel Lampedusa, „Das Geisterschiff�…
das auch als Hörspiel vom WDR produziert wurde. Das Thema der Geflüchteten
und die Hürden, die ihrer Ankunft in den Weg gelegt werden, hat die Autorin
seitdem nicht mehr losgelassen, sie hat es in einem Roman, „Wenn
gefährliche Hunde lachen“, in Recherchen und als Lehrende weiterverfolgt.
## „Es geht um den Raum des persönlichen Gewissens“
Für ihr Stück „Illegale Helfer“ erhielt sie den Eurodrampreis 2016. Es
wurde als WDR-Hörspielproduktion von vielen ARD-Stationen gesendet. Grade
weil hier Personen zu Wort kommen, die sich in einer Zone bewegen, die oft
auch nur durch das Schweigen funktioniert, öffnet der Text einen wichtigen
Blick auf eine sonst verdeckte Wirklichkeit. Denn es provoziert Fragen
danach, warum denn illegal ist, was diese Helfer tun, und stößt damit einen
wichtigen Diskurs an.
Das Hans Otto Theater in Potsdam ist die erste Bühne, die das Stück in
Deutschland zeigt. Der Intendant des Theaters, Tobias Wellemeyer, hält denn
auch an der Inszenierung fest. „Maxi Obexer legt den Fokus auf die innere
moralische Entscheidung jedes Einzelnen – wann ist der Punkt da, wo ich
überzeugt bin, helfen zu müssen“, sagt er über „Illegale Helfer“. „J…
der Debatte über Gesetze, die die Politik führt und führen muss, geht es
hier um den Raum des persönlichen Gewissens. Theater ist geradezu
verpflichtet, diese dramatische und moralische Debatte zu führen. Sie ist
quasi die Grundidee des öffentlichen Theaters – Drama und Demokratie sind
historisch zur selben Zeit entstanden: Die Debatte der persönlichen
Gewissensentscheidung im Drama, im Theater ist eine zentrale Errungenschaft
der europäischen Kulturgeschichte.“
Dass sie auf Verbote und Zensur aus sind, lässt die AfD nun immer
deutlicher sehen, zuletzt durch den [4][gescheiterten Antrag, den Auftritt
der Hamburger Punkband Slime beim Hafengeburtstag zu verhindern].
16 May 2016
## LINKS
[1] /Fear-an-der-Schaubuehne-Berlin/!5245158
[2] http://www.afd-fraktion-potsdam.de/presseinformation-hans-otto-theater-feie…
[3] /Theaterstueck-ueber-Fluechtlinge/!5010969
[4] /AfD-versucht-Slime-Konzert-zu-verhindern/!5299442
## AUTOREN
Katrin Bettina Müller
## TAGS
Schwerpunkt AfD
Theater
Schwerin
Schaubühne Berlin
Islamismus
Tagung
Slime
Schaubühne
Junge Alternative (AfD)
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