# taz.de -- AfD versucht Slime-Konzert zu verhindern: „Ganz Hamburg hasst die… | |
> Die AfD wollte das Slime-Konzert beim Hafengeburtstag per Antrag in der | |
> Bürgerschaft verbieten lassen. Damit ist sie nicht durchgekommen. | |
Bild: Das traditionelle „Schlepperballett“ zum 827. Hafengeburtstag | |
Hamburg ist eine Stadt der Szenen und Klüngel, das hat mit den | |
abgezirkelten Kaufmannsfamilien zu tun, aber auch mit der SPD und dem Tanz | |
ums Geld, der eine linke Gegenbewegung stark gemacht hat. Trotzdem gibt es | |
in Hamburg ein Stadtfest, bei dem alle mitmachen. Hafengeburtstag heißt es | |
und besteht wie andere Stadtfeste aus Fressbuden, Open-Air-Bühnen und | |
Infoständen. | |
Der Beitrag der linken Szene ist eine Bühne vor den Hafenstraßenhäusern, | |
auf der am Sonntagabend die Hamburger Punkband Slime spielte. Slime, das | |
sind fünf MusikerInnen mit schwarzer Oberbekleidung und viel | |
Lebenserfahrung. Insbesondere Gitarrist Christian Mevs könnte vom Typ her | |
auch Musiker der Hamburger Philharmoniker sein. | |
Die Bierstände sind in linksautonomem Schwarz-Rot gehalten und auf dem | |
Areal vor der Bühne stehen ein Riesenrad, ein Kettenkarussell und eine | |
Wurstbraterei. Auf der Hafenmauer sitzen schwarz gekleidete Leute mit | |
Sonnenbrille und blondierten Haaren, links winken Urlauber von den | |
Kreuzfahrtschiffen auf der Elbe. | |
Es ist ein harmonisches Bild, das sich hier bietet: Alle sind im Hafen | |
unterwegs, jeder hat seinen Platz, jeder macht seins. Der Hamburger AfD war | |
das im Fall von Slime nicht recht. Per Antrag in der Bürgerschaft wollte | |
sie das Konzert verbieten lassen. Hamburg, so heißt es da, dürfe | |
„extremistischen Gruppierungen, die den Staat, seine Verfassung und seine | |
Rechtsordnung durch ihre Hassparolen diskreditieren und zur Gewalt | |
insbesondere gegen unsere Polizei aufrufen, kein Forum mehr bieten“. | |
Gemeint waren damit vor allem die Songs „Bullenschweine“ und „Deutschland… | |
beide aus dem Jahr 1980. Zu beiden Songs gibt es bereits gerichtliche | |
Entscheidungen: „Bullenschweine“ wurde 2011 von der Bundesprüfstelle für | |
jugendgefährdende Medien indiziert, „Deutschland“ wurde 2000 vom | |
Bundesverfassungsgericht als Kunst im Sinne des Grundgesetzes eingestuft. | |
Der AfD-Antrag wurde von SPD, CDU, Linken und Grünen geschlossen abgelehnt. | |
Am Sonntagabend spielten Slime „Bullenschweine“ nicht, „Deutschland“ ab… | |
schon. Einen Anti-AfD-Song gab es auch: [1][„Sie wollen wieder schießen | |
dürfen“]. Dazu regnete es einige „FCK AFD“-Aufkleber. Zuschauer | |
skandierten: „Ganz Hamburg hasst die AfD!“ Ein paar Bengalos wurden | |
entzündet. Aber Letztere gab es vor allem bei den Songs, die Slime dem FC | |
St. Pauli gewidmet haben. | |
Slime haben vom linksautonomen Parolenpunk über bierseligen Schunkelpunk | |
bis zu einem Album mit Texten des Dichters Erich Mühsam vieles gemacht – am | |
Sonntagabend gibt es aus allen Schaffensperioden etwas. | |
Als die Schiffe dazwischenhupen, fordern die Fans: „Lauter!“ Aber lauter | |
geht nicht, und Zugabe gibt es auch keine, die Band macht überpünktlich | |
Schluss. Alle halten sich an die Regeln. Denn alle haben ihren Platz in der | |
Stadtgesellschaft und wollen ihn nicht verlieren. | |
9 May 2016 | |
## LINKS | |
[1] https://www.youtube.com/watch?v=vN6GRuB2L4Y | |
## AUTOREN | |
Klaus Irler | |
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