# taz.de -- Verhandlungen mit der Atomkommission: Konzerne jammern und profitie… | |
> Die AKW-Betreiber sollen die Kosten der Endlagerung über Zahlungen in | |
> einen Fonds tragen. Geschwächt sind sie dadurch nicht, ihre Aktien | |
> steigen. | |
Bild: Was kommt nach dem Abschalten? Das Endlager | |
Berlin taz | Es waren offenbar harte Verhandlungen, in denen die Mitglieder | |
der Atom-Finanzkommission bis zuletzt von den AKW-Betreibern unter Druck | |
gesetzt wurden. „Wir mussten die Handys weit weg legen, um nachts mal | |
schlafen zu können“, sagte der ehemalige CDU-Politiker Ole von Beust als | |
einer der drei Kovorsitzenden der Kommission, als am Mittwochnachmittag der | |
Abschlussbericht der Kommission vorgelegt wurde. | |
Das 19-köpfige Gremium mit VertreterInnen aus Politik, Wissenschaft, | |
Wirtschaft und Gesellschaft hatte im Auftrag des | |
Bundeswirtschaftministeriums an einem Vorschlag gearbeitet, wie der Rückbau | |
der Atomkraftwerke und der Endlagerung des Atommülls sicher finanziert | |
werden kann. Dafür haben die Betreiber zwar Geld zurückgestellt. Doch es | |
ist unsicher, ob diese Summe reicht; zudem bestehen Zweifel, ob die | |
Unternehmen überhaupt noch existieren, wenn die Gelder – teils erst in | |
vielen Jahrzehnten – benötigt werden. | |
Trotz anfänglich großer Meinungsunterschiede einigte sich die Kommission am | |
Ende einstimmig. Die Unternehmen sollen für den Rückbau der Atomkraftwerke | |
zuständig bleiben, aber die Verantwortung für Zwischen- und Endlagerung des | |
Atommülls auf den Staat übertragen. Im Gegenzug sollen sie nicht nur die | |
dafür gebildeten Rücklagen an einen staatlichen Fonds übertragen, sondern | |
zudem einen Aufschlag von 35 Prozent, der das Risiko von Zinsänderungen | |
oder Kostensteigerungen abdecken soll. Über die Höhe dieses Aufschlags war | |
bis zuletzt gestritten worden. „Das ist eine gute und faire Lösung“, sagte | |
Ole von Beust. | |
Auch der Kovorsitzende Jürgen Trittin, der schon als grüner Umweltminister | |
den Atomkonsens mit der Industrie ausgehandelt hatte, zeigte sich | |
zufrieden. „Es ist uns gelungen, das finanzielle Risiko für die | |
Gesellschaft, das sonst immer mehr gestiegen wäre, zu verringern“, sagte | |
er. „Vollständig vermeiden lässt es sich nicht.“ | |
## Aktiensprung nach oben | |
Trittin, von Beust und der dritte Vorsitzende Matthias Platzeck (SPD) | |
rechnen aufgrund des einstimmigen Votums damit, dass die Regierung den | |
Vorschlag unverändert umsetzt. „Im Lauf des Sommers sollte es einen | |
Gesetzentwurf geben“, sagte Trittin. | |
Allerdings hoffen die AKW-Betreiber offenbar immer noch, besser | |
davonzukommen als von der Kommission vorgeschlagen. In einer gemeinsamen | |
Erklärung betonten Eon, RWE, EnBW und Vattenfall, sie seien zwar | |
grundsätzlich mit dem Vorschlag einverstanden. Aber: „Die äußerste Grenze | |
ihrer Leistungsfähigkeit“ werde mit der „Höhe des sogenannten | |
Risikoaufschlags allerdings überschritten“, behaupten die Unternehmen. Das | |
sehen ihre Aktionäre offenbar anders. Die Kurse von RWE und Eon machten | |
einen deutlichen Sprung nach oben, als die Einigung der Kommission bekannt | |
wurde. | |
Umweltverbände reagierten gespalten auf die Einigung. Der WWF, der in der | |
Kommission vertreten war, erklärte, zumindest sei der Steuerzahler vor | |
einem möglichen Totalausfall bewahrt worden. Die Anti-Atom-Initiative | |
Ausgestrahlt meint hingegen, der Vorschlag sei ein „ausgesprochen | |
schlechtes Geschäft für alle SteuerzahlerInnen“. | |
27 Apr 2016 | |
## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
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