# taz.de -- Grüne SpitzenkandidatInnen für 2017: Es darf nur zwei geben | |
> Vier Parteipromis wollen die Grünen im Wahlkampf 2017 zum Sieg führen. | |
> Wer passt zu wem? Der ultimative taz-Test. | |
Bild: Aus vier mach zwei: die BewerberInnen für die grüne Doppelspitze | |
DieGrünen suchen ein Spitzenduo. Die Ökopartei findet Basisdemokratie | |
klasse, deshalb wird sie ihre beiden SpitzenkandidatInnen in einer Urwahl | |
von den knapp 60.000 Mitgliedern bestimmen lassen – so, wie sie es schon | |
2013 getan hat. Zur Wahl stehen Katrin Göring-Eckardt und Anton Hofreiter, | |
die beiden Fraktionsvorsitzenden. Außerdem interessieren sich Parteichef | |
Cem Özdemir und der Schleswig-Holsteiner Robert Habeck für die | |
Spitzenplätze. | |
Beiso vielen Namen kann man leicht den Überblick verlieren. Unser Test | |
hilft, sich zu orientieren. Beantworten Sie einfach die Fragen und notieren | |
Sie sich die Buchstaben, die hinter Ihrer Antwort stehen. Der Buchstabe, | |
der am Ende am häufigsten auf Ihrem Zettel steht, repräsentiert die | |
KandidatIn, die am besten zu Ihnen passt. Auflösung unten. | |
Was ist Ihr Lebensmotto? | |
1.Du kannst nicht tiefer fallen als in Gottes Hand. (A) | |
2.„All in.“ Der alte Pokerspruch. (D) | |
3.Der Dschungel, durch den ich mich nicht schlage, muss erst noch wachsen. | |
(C) | |
4.Legalize it. (B) | |
Jede Frisur ist Ausdruck der Persönlichkeit. Auf welchen Style stehen Sie? | |
1.Metallica. Sad but True. (C) | |
2.Drei-Millimeter-Koteletten haben so was Rebellisches. (B) | |
3.Anton Hofreiters Frisur finde ich cool. Aber ich bin eine Frau. (A) | |
4.Out-of-Bed-Look. Haarspitzen mit Gel zurechtzupfen, an der Luft trocknen | |
lassen, fertig. Dauert keine halbe Stunde. (D) | |
Und wie sind Sie modisch aufgestellt? | |
1. Hosenanzug à la Merkel. Das sieht so schön mächtig aus. (A) | |
2. Sakko, Batikhemd und Jeans. Das rockt. (D) | |
3. Anzug und Hemd, selbstverständlich. Dafür darf die Krawatte auch mal | |
freche schräge Streifen haben. (B) | |
4. Habituelle Fragen werden generell überschätzt. (C) | |
Ab in den Urlaub: Wo entschleunigen Sie am liebsten? | |
1.Urlaub? Ich war neulich beruflich in Bad Urach. (B) | |
2.Achtsamkeit ist mir sehr wichtig. Da gibt es dieses Spa-Hotel in | |
Thüringen … (A) | |
3.Eine Bergtour durch die Cordillera Blanca in Peru. Interessante Botanik, | |
klare Luft, ordentlich Höhenmeter. Herrlich. (C) | |
4.Schleswig-Holstein. Der echte Norden. (D) | |
Schwerzu sagen, welches soziale Netzwerk gerade „in“ ist. Wo posten Sie | |
gerne? | |
1.Hm. Wenn ich mit jemandem reden will, rufe ich ihn in der Regel an. (C) | |
2.Instagram. Da gibt’s abgefahrene Bilder von Bauerndemos und von mir | |
selbst. (D) | |
3.Facebook, Twitter, Homepage: Eigentlich mache ich alles, um im Gespräch | |
zu bleiben. (A und B) | |
Ökoist wichtig, aber ein Auto ist auch nett. Was fahren Sie? | |
1.Volvo-Kombi – wegen der Familie. (D) | |
2.Ein schönes, wertiges Lastenrad. Da passt jede Menge selbst gemachtes | |
Quittengelee vorne rein. (A) | |
3.Einen gebrauchten Golf. (C) | |
4.Bei der Arbeit: einen schwarzen A6. Der Rest geht niemanden etwas an. (B) | |
Als Kind hatte jeder seine Tricks in der Schule. Was haben Sie gesagt, wenn | |
Sie die Antwort nicht wussten? | |
1.Ich singe ein Lied, zum Beispiel von Frieden und so. (A) | |
2.Ich rate. Kann nur schiefgehen. (D) | |
3.Ich stelle die Frage an sich infrage. (C) | |
4.Ich schäme mich – und schwöre, noch fleißiger zu lernen. (B) | |
Stilfragen sind gut und schön – jetzt geht'sum politische Inhalte. Welche | |
Themen finden Sie wichtig? | |
1.Energiewende, Klimawandel, ganz viel Öko. Gutes Essen. Ach ja, und | |
soziale Gerechtigkeit. (C) | |
2.Die sozialökologische Transformation der Gesellschaft. Gerechtigkeit. | |
Gutes Essen. (A) | |
3.Die ökosoziale Transformation. Bildungsgerechtigkeit. Faire | |
Landwirtschaft und gutes Essen. (B) | |
4.Öko. Bildung. Gute Landwirtschaft. Fair produziertes Essen. (D) | |
DieGrünen sind natürlich toll, so ganz grundsätzlich. Aber was ist für Sie | |
das Wichtigste an dieser Partei? | |
1.Ihre Haltung. (A und B) | |
2.Sie zeigt Haltung. (A und C) | |
3.Sie hat eine klare Haltung. (B und D) | |
4.Ganz klar: Haltung! (C und D) | |
Undwo müssen die Grünen noch zulegen? | |
1.Mehr Eigenständigkeit. (B) | |
2.Mehr knallgrüne Themen. (C) | |
3.Deutschland gut finden. (D) | |
4.Orientierung bieten. (A) | |
*** | |
Die Auflösung: | |
A – Katrin Göring-Eckardt: Ihr Tonfall ist nachdenklich, ab und zu scheint | |
in ihren Reden leise Ironie durch. Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt, | |
49, ist das Verwöhnaroma unter den Grünen-Promis. Sie wird mit großer | |
Sicherheit Spitzenkandidatin im Bundestagswahlkampf 2017. Die Grünen suchen | |
ein quotiertes Duo, Göring-Eckardt ist die einzige weibliche Bewerberin – | |
hat also ihren Platz so gut wie sicher. Die Spitzenkandidaten haben im | |
Falle einer grünen Regierungsbeteiligung Zugriff auf Ministerämter, das | |
Ganze ist also wichtig. Die Frage ist: Wer wird der Mann an Göring-Eckardts | |
Seite? | |
B – Cem Özdemir: Özdemir, 50, ist ein politischer Vollprofi. Seit 2008 | |
Parteichef, spielt er schon lange vorne bei den Grünen mit. Er ist der | |
prominenteste männliche Bewerber und kann sich gute Chancen auf den | |
Spitzenplatz ausrechnen. Özdemir stammt aus kleinen Verhältnissen und hat | |
eine klassische Aufstiegskarriere hinter sich. Seine Eltern kamen Anfang | |
der 60er als türkische Gastarbeiter nach Baden-Württemberg. Sein Vater war | |
Fabrikarbeiter, seine Mutter Änderungsschneiderin. | |
C – Anton Hofreiter: Er ist der Typ „bayerischer Grantler“. Fraktionschef | |
Anton Hofreiter, 46, steht zu seinem Dialekt und redet sich gerne in Rage, | |
wenn er im Bundestag wieder mal über die Landwirtschaftspolitik der | |
Bundesregierung herzieht. Hofreiter ist der einzige Promi vom linken | |
Parteiflügel, der sich für die Spitzenkandidatur bewirbt. Der promovierte | |
Biologe ist hart im Nehmen, hat er sich doch schon mit gebrochenem Knöchel | |
durch den peruanischen Bergregenwald geschleppt. | |
D – Robert Habeck: Schleswig-Holsteins Energiewendeminister Robert Habeck, | |
46, positioniert sich als risikobereiter Außenseiter in dem Rennen um die | |
Spitzenplätze. Habeck hat kluge Bücher geschrieben, zum Beispiel zu linkem | |
Patriotismus – und er kann einen Grünen-Parteitag in ein paar Minuten | |
schwindlig reden. Allerdings fehlt ihm bundespolitische Erfahrung und er | |
ist jenseits der Landesgrenzen von Schleswig-Holstein wenig bekannt. Die | |
Herausforderung für ihn wird sein, sich in einem kurzen „Wahlkampf“ | |
Grünen-Mitgliedern bekannt zu machen. | |
18 Apr 2016 | |
## AUTOREN | |
Ulrich Schulte | |
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