# taz.de -- Hamburg: Kontoverse um Fernbahnhofsumzug: „Armutszeugnis für die… | |
> Die Bürgerinitiative Prellbock möchte den Umzug des Altonaer Bahnhofs zum | |
> Diebsteich verhindern. Sie fürchtet, dass die Leute dann aufs Auto | |
> umsteigen | |
Bild: Noch Verkehrsknotenpunkt, bald Wohnbaugebiet: Der Altonaer Fernbahnhof. | |
taz: Herr Jung, warum hängen Sie so am Altonaer Bahnhof? So toll ist der | |
doch gar nicht. | |
Michael Jung: Nach dem Abriss des alten Gebäudes 1979 ist er keine | |
städtebauliche Ikone mehr. Aber er ist hochgradig funktional, weil es der | |
einzige wirklich barrierefreie Bahnhof in Hamburg ist. | |
Aber der neue wird doch auch barrierefrei. | |
Es wird keinen ebenerdigen Zugang zum Gleis geben wie in Altona, sondern | |
man wird immer eine Rolltreppe oder einen Fahrstuhl benutzen müssen. Aber | |
Fahrstühle sind häufig defekt, da sieht man im Rollstuhl alt aus. | |
Was stört Sie noch an den Plänen für den neuen Bahnhof? | |
Er ist zu eng ausgelegt, sodass das gegenwärtige Verspätungsniveau gehalten | |
werden kann – so steht es in den Planungsunterlagen. Das ist schon mal ein | |
Armutszeugnis für die Planer. Die Lage ist auch beengt: Auf der einen Seite | |
sind der Friedhof und Kleingärten, auf der anderen Gewerbe, sodass sich | |
dort kein urbanes Bahnhofsumfeld schaffen lässt. Das hingegen haben wir | |
beim gegenwärtigen Standort. | |
Allerdings ist ein Bahnhof doch auch kein Ort, wo man sich gerne lange | |
aufhält. | |
Der Bahnhof muss aber schnell und fußläufig zu erreichen sein. In Altona | |
sind viele große Neubauprojekte in der Mache. Das heißt, es werden bis zu | |
10.000 weitere Leute in den nächsten fünf bis acht Jahren in den Stadtteil | |
ziehen. Gleichzeitig nimmt man den Bahnhof heraus. Das verträgt sich nicht | |
mit grüner Verkehrspolitik, die zur Bahnnutzung animieren soll. | |
Haben Sie Angst, dass Leute wegen des neuen Bahnhofs aufs Auto umsteigen? | |
Ja, denn der neue Bahnhof ist aus dem Hamburger Westen nicht mit der S-Bahn | |
zu erreichen. Die Leute müssen bis zum Hauptbahnhof fahren und werden die | |
extreme Befüllung dort verstärken. Außerdem nimmt man den Altonaern den | |
Bahnhof weg. | |
Es gibt ja viele Themen in der Stadt, an denen man sich abarbeiten kann. | |
Warum haben Sie sich so auf den Bahnhof eingeschossen? | |
Hier wird Geld verausgabt, das anderswo wesentlich dringender gebraucht | |
würde, um die Verkehrssituation zu verbessern. Außerdem wird die Bahn nach | |
den aktuellen Plänen frühestens im Jahr 2025 die Flächen für den | |
Wohnungsbau der Neuen Mitte Altona freimachen. Der Wohnungsbau wird aber | |
jetzt benötigt. | |
Dafür müsste der Bahnhof ja in jedem Fall weg. | |
Nein, das kann man so organisisieren, dass der Bahnhof modernisiert wird, | |
aber da erhalten bleibt, wo er ist und der Wohnungsbau trotzdem ermöglicht | |
wird. Und zwar schon fünf bis sieben Jahre früher, denn solche riesigen | |
Neubauvorhaben verzögern sich ja immer. | |
Sie werben dafür, bis zum 27. April Einwände gegen das Vorhaben bei der | |
Verkehrsbehörde einzulegen. Was versprechen Sie sich davon? | |
Es ist wichtig als Indikator für die Behörden, dass diese Planungen nicht | |
ungesehen durchgeführt werden können. Sie müssen sich mit den vorgelegten | |
Argumenten auseinandersetzen. Ob das ein Umdenken bewirkt, ist aber | |
fraglich. Dass Bürgerbeteiligung in dem ganzen Verfahren bisher nicht | |
gewünscht und nicht angedacht ist, ist bedauerlich. | |
13 Apr 2016 | |
## AUTOREN | |
Katharina Schipkowski | |
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