| # taz.de -- AfD fordert mehr Geld für Altonaer Bahnhof: Dürfen wir AfD-Ideen … | |
| > Die Alternative für Deutschland will in der Hamburger Bürgerschaft über | |
| > ein Dach am Bahnhof Diebsteich reden. Ein ernstzunehmender Vorschlag? Pro | |
| > und Contra | |
| Bild: Die AfD sorgt sich jetzt auch um BahnhofsnutzerInnen. Soll sie das? | |
| JA! | |
| Die AfD-Fraktion hat für die Bürgerschaftssitzung am Mittwoch einen guten | |
| Vorschlag eingereicht. Das ist an sich schön, aber ein wenig unangenehm, | |
| weil es links und liberal Denkende in ein Dilemma stürzt. Es wirft die | |
| Frage auf: Wie umgehen mit richtigen Forderungen, die von der falschen | |
| Seite kommen? | |
| Die AfD kritisiert, dass die Bahn den neuen Fernbahnhof am Diebsteich nicht | |
| mit einer Bahnhofshalle versehen will. Stattdessen soll es einzeln | |
| überdachte Gleise und ein Empfangsgebäude zwischen Hochhäusern geben. Vor | |
| 120 Jahren seien von einer ärmeren Gesellschaft Prachtbahnhöfe wie am | |
| Dammtor gebaut worden, wundert sich die AfD – und ausgerechnet heute spare | |
| sich die Stadt die Kosten für eine gleisüberspannende Halle? | |
| Eine solche Position sollte von Linken inhaltlich bewertet werden, auch | |
| wenn sie von einer weit rechts stehenden Partei bezogen wird. Allgemein | |
| gesprochen läuft man als Linker Gefahr, Themen und Befindlichkeiten zu | |
| übersehen, wenn man sie ignoriert, weil sie vom politischen Gegner stammen. | |
| Man wird blind für die Anliegen von Leuten, die auch für das eigene Lager | |
| zu gewinnen wären. | |
| Zudem wäre es weise, politische Gegner nur im Notfall für nicht | |
| satisfaktionsfähig zu erklären. Denn die Demokratie und die neuerdings | |
| wieder verstärkt beschworene offene Gesellschaft leben vom Diskurs. Das | |
| setzt aber voraus, dass der Gegner als Gesprächspartner anerkannt und nicht | |
| als Feind gesehen wird. Geschieht das jedoch nicht, führt das zu tödlichen | |
| Machtkämpfen, wie sie auch heute noch in vielen Gesellschaften zu sehen | |
| sind. Gernot Knödler | |
| NEIN! | |
| Überdachte Bahnhofshalle hin oder her – die AfD bleibt die AfD, und mit der | |
| macht man keine gemeinsame Sache. Ihren Vorschlag gut zu heißen, bedeutet, | |
| die rechtspopulistische Partei und ihre indiskutablen Positionen noch | |
| salonfähiger zu machen. Wer mit der AfD diskutiert, trägt dazu bei, dass | |
| der gesellschaftliche Diskurs immer weiter nach rechts abdriftet. Und das | |
| ist gefährlich. | |
| In der verbalen Auseinandersetzung mit der AfD kann man nur verlieren: Weil | |
| man ihr Raum gibt, ihr eine Bühne, Redezeit und ZuhörerInnen verschafft. | |
| Wer sagt: „Aber es geht ja nur um einen Bahnhof“, blendet den Kontext aus. | |
| Es ist eben nicht egal, wer etwas sagt, in welchem historischen Kontext es | |
| steht, wer adressiert wird und was damit bezweckt werden soll. | |
| Mit dem überdachten Bahnhof hat sich die AfD eine Forderung gesucht, die | |
| außerhalb ihres üblichen Themenfeldes liegt und ausnahmsweise auf den | |
| ersten Blick niemandem direkt schadet. Aber wenn es der AfD nützt, schadet | |
| es eben doch. Wir reden hier schließlich über die Partei, die ihr | |
| politisches Programm, basierend auf einer menschenverachtenden Ideologie, | |
| an „Werten“ wie Nationalismus, Antifeminismus, Rassismus und | |
| Neoliberalismus ausrichtet. Und deren Personal in großen Teilen eng mit | |
| neurechten Netzwerken verbunden ist. Was wollen wir denn mit so jemandem | |
| über einen Bahnhof reden? Da ist doch überhaupt keine Basis für ein | |
| sinnvolles Gespräch. | |
| Wer unbedingt einen überdachten Bahnhof will, wird das selber fordern | |
| müssen. Der AfD sollte man keinen Fußbreit gesellschaftlichen Platz | |
| einräumen. Katharina Schipkowski | |
| 30 May 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Gernot Knödler | |
| Katharina Schipkowski | |
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