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# taz.de -- Rechtspopulist in grünen Gefilden: Herrn Sarrazin mal reden hören
> Ein Verein hat den umstrittenen Bestsellerautor zur Lesung nach Kröpelin
> eingeladen. Die Vorstandsleitung bilden Mitglieder der Grünen.
Bild: Sarrazin hat viele Fans – auch bei den Grünen gibt es scheinbar welche…
Hamburg taz | Eigentlich gilt Thilo Sarrazin nicht zuletzt für Grüne als
rotes Tuch. Nicht wenige sehen in ihm schlicht einen geifernden Rassisten.
Aber der frühere Berliner Finanzsenator mit dem SPD-Parteibuch hat auch
seine Fans. So sieht der Mitgründer des neurechten Instituts für
Staatspolitik, Götz Kubitschek, in ihm einen „Rammbock“ für seine
völkischen Ideen. Der Herausgeber des Rechtsaußenmagazins Compact, Jürgen
Elsässer, schwärmt über Sarrazin als „süßeste Versuchung für die altern…
BRD“.
Jetzt ist der umstrittene Bestsellerautor für Dienstagabend als Gast bei de
DROM im mecklenburg-vorpommerschen Kröpelin angekündigt. Der eingetragene
Verein versteht sich als „Gesellschaft zur Förderung von Kultur, Bildung
und Gemeinwesen in der Regiopole Rostock“. Das Bemerkenswerte: den
leitenden Vorstand stellen Mitglieder von Bündnis 90/Die Grünen.
Auf Einladung von de DROM soll Sarrazin ab 20 Uhr aus seinem im vergangenen
Jahr erschienenen Buch „Wunschdenken: Europa, Währung, Bildung,
Einwanderung – warum Politik so häufig scheitert“ lesen. 570 Seiten stark,
handelt es sich um eine intellektuell eher schlichte Schrift, die über
weite Strecken wie eine ausführlichere Version des AfD-Grundsatzprogramms
klingt – ein typischer Sarrazin halt.
„Rund 100 Gäste erwarten wir“, sagt Hubertus Wunschik der taz. Der
Vereinsvorsitzende mit dem grünen Parteibuch gibt sich verwundert über die
Fragen nach der eigentümlichen Veranstaltung. „Wir lassen uns nicht in die
rechte Ecken stellen, wir sind kein rechter Verein“, sagt Wunschik, der von
2008 bis 2014 Bürgermeister in Kröpelin war.
Seine Stellvertreterin Christine Borgwald ist ebenfalls bei den Grünen
aktiv. Für ihre Partei sitzt sie im Kreistag des Landkreises Rostock. Der
Fraktionschef der Grünen moderiert die Abendveranstaltung: Klaus-Michael
Bull.
„Miteinander zu diskutieren gehört zu Demokratie“, sagt Wunschik. Sarrazin
käme aus der Mitte der Gesellschaft, seine Thesen seien in der Mitte der
Gesellschaft, schiebt er nach. Als Verein hätte de DROM auch einen
Bildungsauftrag, sagt er weiter. Dieser beinhalte, Raum für kontroverse
Debatten zu ermöglichen.
Zu der Veranstaltung, beteuert Wunschik, würden keine Rechtsextremen
erscheinen. Aus den Vorbestellungen könnte er sehen, dass aus der Mitte des
Bildungsbürgertums die Gäste kommen würden. „Sie wollen hören was Sarrazin
zu sagen hat und mit ihm reden“, sagt er.
30 May 2017
## AUTOREN
Andreas Speit
## TAGS
Rechtspopulismus
Bündnis 90/Die Grünen
Thilo Sarrazin
Medien
Schwerpunkt AfD
Götz Kubitschek
AfD Hamburg
Thilo Sarrazin
Lesestück Meinung und Analyse
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