| # taz.de -- „Finis Germania“ von Jury ausgewählt: Ressentiment auf Platz 9 | |
| > „Finis Germania“ hat es in die Top 10 des „Sachbuch des Monats“ | |
| > geschafft. Es ist Zeit, über die Entgrenzung nach rechts im Feuilleton zu | |
| > reden. | |
| Bild: Rolf Peter Sieferle im Jahr 2005 | |
| Das Sag- und Wählbare hat sich in der Bundesrepublik nach weit rechts | |
| verschobenen. Diese Einschätzung geht mit der Erklärung einher, dass der | |
| Hass und die Hetze im Internet diese Entwicklung beschleunige. Dass | |
| Entgrenzungen im Feuilleton ebenso die Rechtsverschiebung befeuern, wird | |
| weniger zügig diskutiert. Eine Nominierung auf [1][der aktuellen Liste des | |
| Sachbuchs des Monats] von NDR und Süddeutscher Zeitung offenbart, dass die | |
| Mitte sich selbstkritisch hinterfragen muss, wenn sie ernsthaft rechten | |
| Ressentiments entgegen treten will. | |
| Auf Platz 9 wählte die 25-köpfige Jury aus renommierten Kulturjournalisten | |
| und Wissenschaftlern von Deutschlandradio über FAZ, Zeit und Spiegel bis | |
| zum Philosophie Magazin Rolf Peter Sieferles „Finis Germania“. | |
| Der Autor, zu dem selbst die FAZ ob seiner „giftigen rechtsradikalen | |
| Bücher“ titelte: „Am Ende rechts“, wählte am 17. September vergangenen | |
| Jahres den Freitod. Dem Verlag, im dem der Band erschien ist, dürfte die | |
| Ehrung die weitere Etablierung in der Mitte ermöglichen. Das Buch ist im | |
| Antaios Verlag des [2][neurechten Publizisten Götz Kubitschek] erschienen. | |
| Im „Kanal Schnellroda“ des „Instituts für Staatspolitik“, das ebenso | |
| Kubitschek mit lenkt, wird der Titel gleich einschlägig beworben. | |
| „Vergangenheitsbewältigung ist das Thema“, sagt Ellen Kositza in den | |
| Podcast und beklagt, dass die Vergangenheit nicht vergehe. Die | |
| „skandalisierte“ Rede von Björn Höcke hätte erneut gezeigt, dass diese | |
| Vergangenheitsbewältigung uns „noch sehr lange, sehr schwer als Klotz am | |
| Bein“ hängen würde. | |
| Sie zitiert aus dem platzierten Buch, das Auschwitz der „letzte Mythos | |
| einer durch und durch rationalisierten Welt“ geworden sei, der jenseits der | |
| Diskussion stehen würde. Aus der Kollektivschuld, gibt Kositza Sieferle | |
| wieder, sei der „Aufruf zur permanenten Buße“ gefolgt. „Vom Schandfleck … | |
| ewigen Nazis“ wäre die Erde erst dann gereinigt, „wenn die Deutschen | |
| vollständig verschwunden“ seien beziehungsweise wenn sie zur abstrakten | |
| Menschheit aufgelöst würden, gibt sie den Autor weiter wieder. | |
| „Ich gebe zu“, sagt Andreas Wang der taz, „dass das Buch die Liste nicht | |
| gerade ziert“. Wang war bis 2010 Redakteur des NDR und ist heute | |
| Vorsitzender der Jury und kommentiert deren Ergebnisse als freier | |
| Mitarbeiter des NDR. Er erklärt, in der Jury hätte es auch „allerlei | |
| Diskussion“ gegeben. Er überlege nun mit der Jury „grundsätzlich darüber… | |
| zu sprechen, „ob einzelne Bücher/Titel bei uns ‚verboten‘ werden sollen, | |
| weil sie allzu rechts, links oder sonst wie ungeliebt sind“. Der Dreiklang | |
| nivelliert die Differenzen – eine unglückliche Diskussionsbasis. | |
| Anmerkung: In einer früheren Version hieß es, Wang sei Kulturredakteur beim | |
| NDR. Das ist in der aktuellen Version richtiggestellt. | |
| 7 Jun 2017 | |
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| [1] https://www.ndr.de/kultur/buch/Sachbuecher-des-Monats-Juni-2017,sachbuchjun… | |
| [2] /Neue-Rechte-und-Medien/!5374860 | |
| ## AUTOREN | |
| Andreas Speit | |
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