# taz.de -- Kommentar Rechtspopulisten im Landtag: Vitaminspritze für die AfD | |
> Es ist unklug, Rechtspopulisten einfach auszugrenzen. Ein Fiasko ist | |
> jedoch das Verbrüderungsverhalten der CDU im Landtag von Sachsen-Anhalt. | |
Bild: Konstituierende Sitzung des Landtags von Sachsen-Anhalt: 25 Mitglieder st… | |
Die Frage, ob man die AfD resolut ausgrenzen soll, darf seit den | |
Landtagswahlen als beantwortet gelten – insbesondere in Sachsen-Anhalt. Die | |
Rechtspopulisten bilden in Magdeburg die zweitstärkste Fraktion. Die | |
politische Klasse kann ein Viertel der Wählervoten nicht ignorieren oder | |
pauschal unter Naziverdacht stellen. | |
Im Schweriner Landtag grenzen die etablierten Parteien die NPD zu Recht | |
komplett aus. Doch dies auch mit der AfD zu tun, ist unklug. Sie ist | |
ideologisch verschwommener – und ein radikales Berührungsverbot der | |
etablierten Parteien wäre für sie wohl eine Vitaminspritze. Denn die | |
Rechtspopulisten inszenieren sich gern als Robin-Hood-Figur, die gegen ein | |
übermächtiges System rebelliert. | |
Auch wenn es Überwindung kostet, ist es daher richtig, die AfD in den | |
Landtagen formal wie eine normale Fraktion zu behandeln. Und politisch mit | |
aller Schärfe zu bekämpfen. | |
Der Erfolg der AfD fußt auf einer doppelten Botschaft: Sie gibt sich gern | |
bürgerlich und lobt in Nazisprech die „Volksgemeinschaft“, so der AfD-Chef | |
in Sachsen-Anhalt, André Poggenburg. Die Aufgabe von Medien und Demokraten | |
ist es, die Kluft zwischen Saubermann-Image und rechtsradikalem Unterbau | |
aufzuzeigen. Das ist eine Chance für die Demokratie. | |
In Sachsen-Anhalt hat die CDU diese Chance auf haarsträubende Weise | |
ausgeschlagen. Im Landtag hat sie einen Politiker der zweitstärksten | |
Fraktion, der AfD, zum Vizepräsidenten des Parlaments gewählt – und dann | |
den Linksparteimann Wulf Gallert widerwillig erst im zweiten Wahlgang | |
nominiert. | |
Das zeigt, dass viele in der CDU-Fraktion mehr Sympathien für einen | |
völkischen Populisten als für einen tadellosen linken Demokraten haben. Das | |
ist ein fatales Signal. Es sind nun nicht die demokratischen Parteien, die | |
einen Keil in die AfD treiben und deren bigottes Spiel bloßlegen – im | |
Gegenteil: Die Rechtspopulisten spalten die Demokraten. Effektiver lässt | |
sich die AfD kaum stärken. | |
Dieses Fiasko geht auf das Konto jenes CDU-Flügels in Magdeburg, der | |
offenbar lieber mit der AfD anbändeln würde, als mit SPD und Grünen | |
regieren zu müssen. Offiziell werden CDU-Granden nicht müde, zu betonen, | |
dass die Union von der AfD eine Mauer trennt. Diese Mauer hat nun einen | |
Riss bekommen. | |
14 Apr 2016 | |
## AUTOREN | |
Stefan Reinecke | |
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