# taz.de -- Kommentar AfD-Programm: Ein Echo aus dunkelster Zeit | |
> Religionsfreiheit in Europa ist ein Erbe der Aufklärung. Der | |
> antimuslimische Rassismus der AfD sollte nicht als „Islamkritik“ | |
> verharmlost werden. | |
Bild: Islam als Krankheit? Das Plakat eines Pegida-Anhängers ist an die Aufkl�… | |
Die Liste der Grausamkeiten ist lang. [1][Die AfD spricht sich] für ein | |
Verbot von Minaretten und Muezzinrufen, von Kopftüchern an Schulen und von | |
Ganzkörperschleiern aus. Sie will Koranschulen und Moscheen stärker | |
kontrollieren und ihre Finanzierung aus dem Ausland untersagen – Auflagen, | |
die keiner anderen Religionsgemeinschaft gemacht werden. Auch ein Verbot | |
der rituellen Schlachtung und der Beschneidung von Kindern, wie sie im | |
Islam und Judentum üblich sind, stehen bei ihrem Parteitag in Stuttgart zur | |
Debatte. | |
Dass einige dieser Ideen schon von Politikern etablierter Parteien | |
vorgebracht wurden, macht sie nicht besser. Umso notwendiger ist es, daran | |
zu erinnern, dass die Religionsfreiheit in Europa ein Erbe der Aufklärung | |
ist und nach Jahrhunderten von Religionskriegen erkämpft wurde. Auch | |
säkulare Linke vergessen das manchmal gerne, insbesondere, wenn sie sich | |
mit Religionen grundsätzlich schwertun. Selbst die Kanzlerin fühlte sich | |
jetzt bemüßigt, angesichts der Forderungen der AfD an Artikel 4 des | |
Grundgesetzes zu erinnern. Denn die Rechtspopulisten wollen das Rad der | |
Geschichte zurückdrehen, oder genauer: sie wollen eine andere Republik. | |
Aiman Mazyek vom Zentralrat der Muslime hat recht, wenn er sich angesichts | |
der Rhetorik des AfD-Vizes Alexander Gauland, der den Islam als | |
„Fremdkörper“ bezeichnet, an dunkelste Zeiten der deutschen Geschichte | |
erinnert fühlt. Zum ersten Mal seit der Nazi-Zeit gibt es in Deutschland | |
wieder eine Partei, die eine religiöse Minderheit denunziert und die | |
Religionsfreiheit einschränken will. Nichts an diesem Satz ist falsch. | |
Selbstverständlich sind Muslime heute nicht den Entrechtungen ausgesetzt, | |
wie sie sich die Nazis mit ihren Nürnberger Rassegesetzen für die jüdischen | |
Bürger ausdachten. Und ein Völkermord droht hierzulande auch nicht. Aber | |
Rassismus beginnt nicht erst beim Völkermord. Es gibt viele Parallelen | |
zwischen den heutigen Ressentiments gegen den Islam und dem Antisemitismus | |
von einst. Der hat ja nicht erst 1933 begonnen, sondern eine lange | |
Vorgeschichte. | |
Zwar sollte man es sich mit der AfD nicht zu leicht machen, indem man die | |
AfD mit den Nazis gleichsetzt. Ihre Ideologie ist anderer Natur: sie | |
verteidigen keine völkisch definierte, sondern eine kulturell imaginierte | |
Volksgemeinschaft. Ihren Rassismus als „Islamkritik“ verharmlosen, wie es | |
viele tun, sollte man aber auch nicht. | |
20 Apr 2016 | |
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## AUTOREN | |
Daniel Bax | |
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