# taz.de -- Initiative für Dezentralisierung: Senat verhandelt über Asylheime | |
> Hamburgs rot-grüne Koalition und die Volksinitiative gegen | |
> Großunterkünfte verhandeln über dezentrale Flüchtlingsunterkünfte und | |
> bessere Integration. | |
Bild: Soll nach dem Willen der Initiativen nicht zu groß sein und Abstand halt… | |
HAMBURG taz | Sanft ist die Tonlage im Rathaus, wenn es um die Initiative | |
„Hamburg für gute Integration“ geht. „Wir wollen sehen, wie wir Brücken | |
bauen können“, sagt SPD-Fraktionschef Andreas Dressel. Es gehe darum, | |
Gemeinsamkeiten zu suchen, ergänzt sein grüner Kollege Anjes Tjarks. | |
Wenn sich die Spitzen der beiden Koalitionsfraktionen am heutigen | |
Dienstagabend mit den Vertrauensleuten der Initiative treffen, ist | |
Verständigung das Ziel. Denn das Anliegen der Ini, nur noch kleine, | |
dezentrale Flüchtlingsunterkünfte zu erlauben, birgt politischen | |
Sprengstoff. | |
Die erst am Freitag gestartete Initiative hat nach eigenen Angaben am | |
ersten Wochenende bereits rund 5.000 Unterschriften gesammelt, 10.000 | |
würden reichen (siehe Kasten). „Es lief sehr gut für uns, die halbe Miete | |
haben wir schon“, sagt Initiativensprecher Klaus Schomacker, „bis zum | |
Ferienbeginn am Wochenende wollen wir genügend Unterschriften zusammen | |
haben.“ | |
## Maximalbelegung: 300 | |
Die Initiative verlangt unter anderem, dass Flüchtlingsheime nur noch mit | |
maximal 300 Menschen belegt werden dürfen. Außerdem sollen die einzelnen | |
Unterkünfte mindestens einen Kilometer voneinander entfernt sein. Als | |
letzten Schritt strebt die Initiative einen Volksentscheid im Herbst 2017 | |
an – was kaum im Sinne der rot-grünen Koalition in Hamburg sein kann. | |
Die Initiative müsse darlegen, „wie das gehen soll, was sie will“, sagt | |
Tjarks. Denn faktisch läuft ihr Ansinnen auf eine Obergrenze hinaus, | |
wenngleich alle diesen inzwischen belasteten Begriff vermeiden. Aber 300 | |
Flüchtlinge pro Quadratkilometer ergibt eben eine begrenzte Anzahl im nicht | |
grenzenlosen Stadtstaat. | |
„Wir aber müssen die Flüchtlinge unterbringen, die zu uns kommen – und | |
niemand weiß jetzt, wie viele das allein in diesem Jahr werden“, sagt | |
Tjarks. „Am Ende aber muss das schon aufgehen.“ | |
## Eine Art Realitätscheck | |
Das Angebot, das Rot-Grün der Initiative unterbreiten will, ist eine | |
verstärkte Beteiligung bei der Standortauswahl. Damit könne die Suche nach | |
geeignete Flächen für Flüchtlingsunterkünfte „transparenter und | |
verbindlicher“ gestaltet werden. Zugleich sei das eine Art | |
„Realitätscheck“, sagen Dressel und Tjarks übereinstimmend: Die Unterkün… | |
müssten zeitlich und planerisch machbar sein, ohne den dringend notwendigen | |
Wohnungsbau zum Erliegen zu bringen. | |
„Wir freuen uns auf konstruktive Vorschläge“, sagt Schomacker, „und werd… | |
sie sorgfältig prüfen.“ Wichtig sei, die Integration von Flüchtlingen für | |
die Stadtentwicklung zu nutzen. „Es geht nicht um Flüchtlinge hier, | |
Wohnungsbau dort“, sagt Schomacker, „es geht auch um soziale | |
Durchmischung.“ | |
Dass die AfD-Fraktion in der Bürgerschaft jetzt erklärte, sie wolle die | |
Volksinitiative „auf allen Ebenen“ unterstützen, gefällt Schomacker gar | |
nicht. „Wir lehnen jegliche Unterstützung von rechten Parteien oder | |
Organisationen ab“, sagt er. „Wenn die uns Unterschriftenlisten bringen, | |
zerreißen wir die.“ | |
29 Feb 2016 | |
## AUTOREN | |
Sven-Michael Veit | |
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