# taz.de -- Klage nach VW-Abgasskandal: Zunächst keine Rücknahme | |
> Ein Käufer wollte sein Geld zurück. Doch das zuständige Gericht sieht | |
> keinen Anspruch. Das Urteil steht noch aus. In Brüssel tut sich was. | |
Bild: Beim Genfer Autosalon am 1. März 2016: Ein Aktivist wird von Sicherheits… | |
Brüssel/Berlin taz Der krisengeschüttelte VW-Konzern kann zunächst | |
aufatmen: Er muss Fahrzeuge mit fehlerhafter Abgasreinigung nicht zum | |
Neupreis zurücknehmen. Der Besitzer eines knapp ein Jahr alten VW Tiguan, | |
in dem eine illegale Abschalteinrichtung verbaut ist, hatte auf | |
Rückabwicklung des Kaufes geklagt, weil das Auto erheblich mehr Schadstoffe | |
ausstoße als angegeben. Der zuständige Richter am Amtsgericht Bochum, Ingo | |
Streek, erklärte im Prozess am Mittwoch jedoch, dass er dies nicht für | |
gerechtfertigt halte. | |
„Ich komme zu dem Ergebnis, dass die Pflichtverletzung der Beklagten nicht | |
so erheblich ist, dass sie zum Rücktritt führt“, sagte er. Der Fehler könne | |
schließlich durch ein Software-Update behoben werden. Der Kläger will sich | |
damit nicht zufriedengeben. Er hält das Fahrzeug derzeit für unverkäuflich | |
und befürchtet eine geringere Leistung oder einen höheren Verbrauch nach | |
der Reparatur. | |
Endgültig sicher vor einem Massenrückkauf ist VW aber noch nicht: Ein | |
Urteil soll erst Mitte März fallen, sofern sich Kläger und Autohaus bis | |
dahin nicht auf einen Vergleich einigen. Für den Fall einer Niederlage | |
kündigte der Kläger an, in die nächste Instanz zu gehen. | |
Neues Ungemach droht dem Unternehmen unterdessen auch aus Brüssel. Dort | |
konstituierte sich am Mittwoch ein Untersuchungsausschuss des | |
Europaparlaments. Dieser soll unter anderem mögliche Versäumnisse der | |
EU-Kommission und der EU-Staaten untersuchen. „Der Ausschuss muss Antworten | |
auf die Fragen finden, wer wann was gewusst hat und warum Hinweisen auf | |
Manipulation nicht nachgegangen wurde“, erklärte die Grünen-Abgeordnete | |
Rebecca Harms. | |
Das ist auch dringend nötig. Denn bisher legte weder der Wolfsburger | |
Konzern noch die EU-Kommission in Brüssel großen Eifer bei der Aufklärung | |
an den Tag – im Gegenteil. Die Kommission setzte dem deutschen Unternehmen | |
zwar mehrmals Fristen, ließ diese aber verstreichen, ohne dass VW die | |
geforderten Informationen geliefert hatte. | |
## Frühe Warnung, keine Reaktion | |
Auch die eigene Rolle bei den manipulierten Abgastests klärte die | |
EU-Behörde nicht auf. Dabei hat der frühere Umweltkommissar Janez Potočnik | |
schon 2013 vor Tricks bei der Abgaskontrolle gewarnt. Doch Deutschland und | |
die mächtige Brüsseler Autolobby bügelten alle Nachfragen ab. | |
Bei den Bremsmanövern bekommen sie Schützenhilfe von den Konservativen im | |
Europaparlament. Der lettische Abgeordnete Krišjānis Kariņš warnte im Namen | |
der konservativen EVP vor einer „Hexenjagd“ auf die Industrie oder die | |
Diesel-Technologie. | |
2 Mar 2016 | |
## AUTOREN | |
Eric Bonse | |
Malte Kreutzfeldt | |
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