# taz.de -- Konsequenzen aus der VW-Affäre: Dopingtest für Autos | |
> Alexander Dobrindt will unangemeldete Abgastests für Autos einführen. Für | |
> die Grünen ist das ein schlechter Witz, sie fordern europaweit | |
> einheitliche Kontrollen. | |
Bild: Auch beim Faschingsumzug in Erfurt war die Abgas-Affäre ein Thema | |
Berlin afp | | Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) will | |
Abgassünder mit unangemeldeten Tests nach dem Vorbild von Dopingkontrollen | |
im Sport überführen. „Es wird Kontrollen für Kraftfahrzeuge im Stile von | |
Dopingtests geben – unangemeldet, jedes Jahr“, sagte der Minister der Bild | |
am Sonntag. Damit wolle er die Konsequenz aus der VW-Affäre um manipulierte | |
Abgaswerte ziehen. Die Opposition kritisierte die Pläne als unzureichend. | |
Dobrindt schwebt vor, Fahrzeuge per Zufallsprinzip etwa über | |
Autovermietungen auszuwählen und dann den Schadstoffausstoß zu testen, wie | |
er in dem Interview sagte. Dafür sollten eigene staatliche Prüfstellen beim | |
Kraftfahrtbundesamt aufgebaut werden. | |
„Diese zusätzlichen Prüfungen sollen helfen, durch den VW-Skandal | |
verspieltes Vertrauen in die Autoindustrie wiederherzustellen“, sagte | |
Dobrindt. Die Manipulationen dürften sich nicht wiederholen. Neben den | |
Schadstoff-„Antidopingtests“ seien überdies eine Rotation der Prüfdienste | |
und die Offenlegung der Motorsoftware geplant. | |
Die Grünen bemängelten Dobrindts Ankündigungen. Diese seien „ein halbes | |
Jahr nach Bekanntwerden der Manipulationen ein schlechter Witz“, befand | |
Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter. „Das Kraftfahrtbundesamt hat bisher | |
bei der Kontrolle der Autoindustrie versagt, warum sollte das auf einmal | |
anders werden?“ | |
Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer forderte europaweit einheitliche | |
Abgaskontrollen: „Die fortgesetzte Kumpanei zwischen Bundesregierung und | |
Autoindustrie macht einen Kulturwechsel und neue Zuständigkeiten | |
erforderlich.“ | |
## Winterkorn unter Druck | |
In der VW-Abgasaffäre steigt unterdessen der Druck auf den früheren | |
Konzernchef Martin Winterkorn. Die Bild am Sonntag zitierte aus einem | |
internen VW-Dokument, demzufolge Winterkorn bereits am 23. Mai 2014 von | |
einem Mitarbeiter schriftlich vor Ermittlungen der US-Umweltbehörden wegen | |
überhöhter Abgaswerte und der Suche nach einer VW-Betrugssoftware gewarnt | |
worden sei. | |
In den US-Messungen seien die Grenzwerte um ein Vielfaches übertroffen | |
worden, schrieb der Mitarbeiter demnach an Winterkorn. Es sei „zu vermuten, | |
dass die Behörden die VW-Systeme daraufhin untersuchen werden, ob | |
Volkswagen eine Testerkennung in die Motorsteuergeräte-Software | |
implementiert hat“, zitierte die Zeitung aus dem Brief. Winterkorn wollte | |
sich laut „Bild am Sonntag“ unter Verweis auf die laufenden Ermittlungen | |
nicht zu dem Sachverhalt äußern. | |
SPD-Fraktionsvize Sören Bartol nahm den Bericht zum Anlass, erneut | |
vollständige Aufklärung von Winterkorn zu fordern: „Er muss die Karten auf | |
den Tisch legen. Ansonsten leidet weiter der gute Ruf der Arbeit, die | |
Tausende von Volkswagen-Mitarbeiter tagtäglich leisten.“ Die Forderung nach | |
Einrichtung staatlicher Prüfstände beim Kraftfahrtbundesamt unterstützte | |
der SPD-Politiker. | |
Auch Minister Dobrindt bekräftigte am Wochenende seine Erwartungen an VW: | |
Er verlange, dass VW „vollumfänglich über die Abläufe, die zu der | |
Manipulation geführt haben, Auskunft gibt“, sagte er der „Bild am Sonntag�… | |
Es reiche für VW nicht aus, wieder regelkonforme Autos auszuliefern. | |
Volkswagen hatte im September zugeben müssen, dass weltweit bei rund elf | |
Millionen Dieselfahrzeugen mehrerer Marken eine Schummel-Software | |
eingesetzt worden war, die den Stickoxid-Ausstoß im Testbetrieb zu niedrig | |
auswies. Besonders in den USA drohen dem Konzern Strafzahlungen und | |
Schadenersatzforderungen in Milliardenhöhe. | |
14 Feb 2016 | |
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