# taz.de -- Kommentar Rückkehr zur Kleinstaaterei: Grenzenloser Wahnsinn mit G… | |
> Wenn Schlagbäume wieder Grenzen verschließen, ist das nicht nur ein | |
> Schlag für den Mittelstand. Die Einheit Europas steht auf dem Spiel. | |
Bild: Europa ohne Grenzen ist nicht nur Bequemlichkeit und Wirtschaftsförderun… | |
Es war einmal eine Zeit, als ein aufstrebender Jungpolitiker nicht ganz | |
legal Schlagbäume an der deutschen Grenze aufstemmte. Er habe das „aus | |
Begeisterung über den europäischen Aufbruch“ getan, erklärte der Mann | |
später. Dieser Politiker hieß Helmut Kohl, und die von ihm beseitigten | |
Befestigungen markierten die Grenze zu Frankreich, dem vormaligen | |
„Erbfeind“. | |
Heute sind es seine Parteifreunde von der CDU/CSU, die ultimativ verlangen, | |
diese Schlagbäume europaweit wieder einzurichten. Geschichtslos plädieren | |
Stoiber, Seehofer und Bosbach [1][für die Kleinstaaterei]. Dabei ist das | |
grenzenlose Europa nicht nur eine Erleichterung für Spediteure, Lkw-Fahrer | |
und Unternehmen, die ihre Waren ohne Umstände dorthin bewegen können, wo | |
sie gebraucht werden. Es ist auch nicht nur sehr bequem, wenn wir ohne | |
lästige Kontrollen nach Barcelona, Paris oder Athen reisen können. | |
Es ist viel mehr: ein zivilisatorischer Fortschritt auf einem Kontinent, | |
der über Jahrhunderte von nationalstaatlich motivierten Kriegsgemetzeln | |
geprägt war. | |
Aber was interessiert schon die europäische Einheit, wenn Flüchtlinge des | |
deutschen Michels Zipfelmütze bedrohen? Was gilt der 1995 geschlossene | |
Vertrag von Schengen angesichts einer erregten Debatte über die angeblich | |
mangelnde Integrationsfähigkeit fremdländischer Muslime? | |
Den [2][in nationalen Schablonen denkenden Befürwortern von Schlagbäumen] | |
scheint nicht nur die Zukunft Europas ein vernachlässigenswertes Thema. | |
Paradoxerweise fallen diese Konservativen auch ihrer eigenen Klientel in | |
den Rücken. Denn es wären natürlich die grenzüberschreitend tätigen | |
Unternehmer, die unmittelbar von dem neuen Grenzregime betroffen wären. | |
Doch denjenigen, die sonst bei jeder Mindestlohndebatte laut aufschreien | |
und auf den bedrohten deutschen Mittelstand verweisen, ist dieser | |
Mittelstand plötzlich schnurzegal, wenn es um die Abwehr von Flüchtlingen | |
geht. | |
Die Einwanderung [3][über geschlossene Grenzen stoppen zu wollen] erscheint | |
etwa so sinnvoll, wie das Auslaufen überschäumender Milch dadurch zu | |
verhindern, dass man einen Deckel auf den Topf setzt, die Herdplatte aber | |
eingeschaltet lässt. Bei diesem Verfahren ist am Ende nicht nur die Milch | |
verbrannt, sondern auch der Topf ruiniert. | |
25 Jan 2016 | |
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## AUTOREN | |
Klaus Hillenbrand | |
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