# taz.de -- De Maizière und Betterplace.org: Crowdfunding für Willkommenskult… | |
> Ausgerechnet das Innenministerium unterstützt eine Webseite für | |
> Flüchtlingsprojekte. Sie offenbart die Lücken in der staatlichen | |
> Versorgung. | |
Bild: Ein Staat profitiere davon, wenn „eine starke Bürgergesellschaft“ Au… | |
BERLIN taz | Draußen rollen schwarze Busse die Gäste der Fashionweek durch | |
die Stadt, drinnen, im Loft-Büro in einem Kreuzberger Hinterhof, steht | |
Thomas de Maizière und irgendwie geht es hier auch um Kleidung. Nur ganz | |
anders. | |
Der Innenminister ist bei [1][Betterplace.org] zu Besuch, einem | |
Unternehmen, dass eine Plattform für Crowdfunding-Aktionen bereitstellt. | |
Ihr neuestes Projekt: eine Seite, auf der ausschließlich | |
Flüchtlingsinitiativen Spenden sammeln: [2][zusammen-fuer-fluechtlinge.de]. | |
2,7 Millionen Euro wurden dort bereits gespendet. Für ein Schnellboot in | |
der griechischen Ägäis beispielsweise, für Deutschunterricht oder für einen | |
Fahrer, der Kakao und Kekse dorthin bringt, wo Geflüchtete in langen | |
Schlangen auf ihre Registrierung warten müssen. Aber auch für Schuhe, | |
gefütterte, warme für Männer. Denn die sind längst Mangelware in | |
zahlreichen Kleiderkammern. Die Webseite ist ein Kaleidoskop der deutschen | |
Hilfsbereitschaft. | |
De Maizière sagt, wie froh er über dieses ehrenamtliche Engagement sei: | |
Überall nur Staat, das sei nicht gut, im Gegenteil. Ein Staat profitiere | |
davon, wenn „eine starke Bürgergesellschaft“ Aufgaben übernehme. Deshalb | |
fördert sein Ministerium die Seite auch finanziell. Dabei offenbart sie, wo | |
Lücken in der staatlichen Versorgung klaffen, wo Kleidung, Sprachkurse, | |
Zuwendung fehlen. Aber darüber will de Maizière nicht sprechen, lieber über | |
die Selbstverständlichkeit, mir der ein Land wie Deutschland Geflüchteten | |
ein Bett und Schutz anbiete, sie anständig behandle. | |
## Falscher Begriff | |
„Ich finde, das ist mit dem Begriff Willkommenskultur nicht richtig | |
beschrieben“, sagt de Maizière. Vielleicht ist er auch tatsächlich falsch | |
für das, was sich in Deutschlands Turnhallen abspielt. | |
Neben dem Innenminister steht Sophie Mirow vom Projekt „Flüchtlinge | |
willkommen“, das Geflüchtete in WGs, Wohnungen und Häuser vermittelt. Raus | |
aus der Massenunterkunft, rein in die Gesellschaft. „Wir sehen, wie | |
effektiv es ist, wie viel es hilft“, sagt Mirow. | |
Acht Mitarbeiter vermitteln in vierzehn deutschen Städten und neun weiteren | |
Ländern, allein durch Crowdfunding finanziert. Und sie kommen nicht | |
hinterher. „Ich freue mich, wenn sich der Innenminister über ziviles | |
Engagement freut“, sagt sie. Besser aber wäre Unterstützung, beispielsweise | |
dann, wenn Asylregelungen es Geflüchteten schwermache, in eine eigene | |
Unterkunft zu ziehen. | |
Bisher geht die Unterstützung eher in die andere Richtung: Mirow und ihre | |
Kollegen springen ein, wenn am Berliner Lageso Geflüchtete vergeblich für | |
ihre Registrierung angestanden haben und deshalb obdachlos sind. Ihr | |
Projekt zu unterstützen „macht Sinn für die Politik“, sagt Mirow. Aber da | |
ist de Maizière schon wieder weg. | |
22 Jan 2016 | |
## LINKS | |
[1] https://www.betterplace.org/de/ | |
[2] http://www.zusammen-fuer-fluechtlinge.de/ | |
## AUTOREN | |
Christina Schmidt | |
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