Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Skandal um Abgastests weitet sich aus: Renault stinkt auch
> Umweltschützer finden bei einem Renault Espace extrem hohe
> Schadstoffemissionen. Und auch die VW-Tochter Audi hat illegale Software
> genutzt.
Bild: Komisch: Der Renault-Motor war kalt sauberer als warm
Berlin taz | Der Skandal um die VW-Manipulationen von Abgastests weitet
sich aus. Am Montagabend räumte die VW-Tochter Audi ein, dass in
3,0-Liter-Dieselmotoren für den US-amerikanischen Markt eine Software zur
Steuerung der Abgasreinigung eingesetzt wird, die in den USA als illegale
Abschalteinrichtung gilt. In Deutschland gerät indes der französische
Autokonzern Renault ins Visier der Deutschen Umwelthilfe, die bei einem
Modell in Tests stark überhöhte Schadstoffwerte gemessen hat. Bereits im
Oktober hatte die Organisation auf fragwürdige Testergebnisse bei einem
Opel Zafira hingewiesen.
Bislang hatte Volkswagen in den USA nur zugegeben, bei 2,0-Liter-Motoren
gezielt getrickst zu haben. Jetzt ist der Konzern gegenüber den US-Behörden
auch bei größeren Motoren in Erklärungsnot, die in Modellen von Audi,
Porsche und VW verbaut wurden. Audi will nun die Software für den selbst
entwickelten Motor nachbessern und aufspielen, sobald sie von den
US-Behörden genehmigt ist.
Harte Vorwürfe erhebt die Deutsche Umwelthilfe (DUH) gegen den Hersteller
Renault, der in Deutschland als Importeur – auch mit seiner Billigmarke
Dacia – erfolgreich ist. Die Organisation ließ Anfang November einen
Renault Espace 1.6 dCi in der Schweiz in einem Labor der Berner Universität
testen. Das überprüfte Fahrzeug, Erstzulassung 2015, erfüllt offiziell die
strenge Euro-6-Norm und hatte beim Test einen Kilometerstand von 12.300.
„Die Ergebnisse des Tests sind erschreckend“, sagte
DUH-Bundesgeschäftsführer Wolfgang Resch. Insbesondere Tests mit warmem
Motor wiesen sehr hohe Stickoxid-Emissionen auf. Die Werte hätten den
geltenden Grenzwert um das 13- bis 25-Fache überschritten.
## Erhebliche Überschreitungen
Besonders merkwürdig fanden die Tester: Wenn der Motor – entsprechend der
Vorkonditionierung für offizielle Tests – kalt war, blieb das Fahrzeug
deutlich unter den Grenzwerten. Lief das Fahrzeug aber mit warmem Motor,
zeigten sich erhebliche Überschreitungen. „Dafür gibt es keine vernünftige
physikalisch-chemische Erklärung“, sagte Testexperte Axel Friedrich.
Normalerweise müsse der Warmtest besser ausfallen als der Kalttest. Die
Vorkonditionierung eines Fahrzeugs ist im Testverfahren vorgeschrieben, um
die Vergleichbarkeit und Reproduzierbarkeit der Ergebnisse sicherzustellen.
Damit kann sich die Möglichkeit für Fahrzeughersteller ergeben, die Autos
so einzustellen, dass sie Prüfsituationen erkennen – und für diesen Fall
die Abgasreinigung optimal einzustellen. In den anderen Fällen könnten eine
– illegale – Abschalteinrichtung aktiv und die Abgasreinigung reduziert
werden, um mehr Leistung aus den Motoren zu holen, wie es VW bereits
eingeräumt hat. Und wie kann ein Fahrzeug erkennen, dass es nicht im
Testbetrieb läuft? Etwa, indem Sensoren feststellen, dass es auf der Straße
unterwegs ist: durch Lenkbewegungen, Erschütterungen oder durch schwankende
Außentemperaturen.
Verkehrsexperte Friedrich sieht nun die Politik in der Pflicht. Nötig sei
ein umfassender Umbau des Zulassungssystems von Fahrzeugen, in das
„regelmäßige Kontrollmessungen auf der Straße verbindlich integriert
werden“, sagt er.
24 Nov 2015
## AUTOREN
Richard Rother
## TAGS
Renault
Dieselskandal
Deutsche Umwelthilfe
Audi
Automobilindustrie
Dieselskandal
General Motors
CO2-Emissionen
Dieselskandal
Umweltbehörde
Auto-Branche
Dieselskandal
Dieselskandal
## ARTIKEL ZUM THEMA
Verdacht genügt für Absturz an der Börse: Renault dementiert Betrug à la VW
Kursbeben bei Frankreichs Autobauer: Die Umweltministerin muss öffentlich
Schummeleien wie beim deutschen Konkurrenten verneinen.
CO2-Affäre betrifft viel weniger Autos: VWs Nebelkerze
Im Skandal um geschönte CO2-Werte meldet VW Entwarnung. Doch das ist
ohnehin nur ein Nebenskandal. Neues zum „Dieselgate“ gibt es Donnerstag.
Manipulierte Abgaswerte bei Volkswagen: Einfacher, als die Polizei erlaubt
VW will die Motoren mit simplen Maßnahmen sauberkriegen. Wenn das so
einfach ist, warum hat der Konzern es nicht früher gemacht?
Rückruffrist im VW-Skandal: Jetzt wird‘s ernst
Die kalifornische Umweltbehörde gibt VW, Audi und Porsche 45 Tage, um einen
Rückrufplan zu erstellen. 15.000 Autos sind in dem Bundesstaat betroffen.
Bundesregierung reagiert auf VW-Affäre: TÜV soll auch Motorsoftware prüfen
Als Reaktion auf die Abgas-Affäre bei Volkswagen soll nun die Motorsoftware
von unabhängigen Prüfern untersucht werden. Bisher war die Regierung
dagegen.
VW in den USA: Shoppen gegen den Diesel-Frust
VW muss in den USA am Freitag Vorschläge für einen Rückruf der
manipulierten Diesel-Fahrzeuge vorlegen. Der Konzern verteilt derweil
Einkaufsgutscheine.
VW-Absatz in Europa: VW spürt Dieselgate
Nach dem Abgasskandal sinken erstmals die Verkaufszahlen des Autokonzerns.
Immer mehr Modelle erweisen sich als manipuliert.
Folgen des VW-Skandals: Die EU will schärfer kontrollieren
Nationale Behörden und Kfz-Zulassungsstellen sollen stärker überprüft
werden. Die EU-Industriekommissarin sucht das Gespräch mit Dobrindt und
Gabriel.
Abgasskandal bei VW: Jetzt auch Probleme mit CO2
Bei VW-Fahrzeugen gibt es auch beim CO2-Ausstoß falsche Werte. Das ist eine
neue, milliardenschwere Baustelle. Was kommt noch alles heraus?
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.