# taz.de -- VW in den USA: Shoppen gegen den Diesel-Frust | |
> VW muss in den USA am Freitag Vorschläge für einen Rückruf der | |
> manipulierten Diesel-Fahrzeuge vorlegen. Der Konzern verteilt derweil | |
> Einkaufsgutscheine. | |
Bild: Der Applaus für ihn hielt sich bei der Automesse in L.A. in Grenzen: Mic… | |
LOS ANGELES dpa/afp | Kurz vor Ablauf eines wichtigen Ultimatums hält die | |
kalifornische Umweltbehörde [1][CARB] den Druck auf Volkswagen im | |
Abgas-Skandal aufrecht. „Wenn sie keinen Plan vorlegen, der für uns und die | |
[2][EPA] akzeptabel ist, dann stehen uns Strafen zur Verfügung – es geht | |
nicht ewig so weiter, es gibt eine Deadline“, sagte CARB-Chefin Mary | |
Nichols am Mittwoch bei der Los Angeles Auto Show. Allerdings werde man den | |
Wolfsburgern noch etwas Zeit geben. | |
Am Freitag läuft für VW eine erste Frist ab, innerhalb derer der deutsche | |
Autobauer den US-Regulierern Vorschläge für einen Rückruf von knapp 500. | |
000 Diesel-Fahrzeugen unterbreiten muss, in denen eine spezielle Software | |
(“Defeat Device“) zur Manipulation von Emissionstests in den USA | |
installiert wurde. Die Behörden haben dann 20 Geschäftstage Zeit, den Plan | |
zu prüfen. | |
„Danach könnten wir potenziell anfangen, Strafen zu verhängen“, so Nichol… | |
Es gehe allerdings nicht darum, VW mit Strafen zu überziehen, sondern eine | |
Lösung zu finden. | |
VW-USA-Chef Michael Horn wurde bei seinem Auftritt in Los Angeles kühl | |
empfangen. „Das mit dem Applaus werden wir nochmal üben müssen“, sagte er | |
zur Begrüßung. Horn, der von Dutzenden Journalisten bedrängt wurde, | |
entschuldigte sich abermals für die Verfehlungen des Konzerns und erklärte: | |
„Nichts ist für mich persönlich wichtiger als die Zufriedenheit der Kunden | |
und es wieder gut zu machen für alle, die über die Jahre Vertrauen in | |
Volkswagen hatten.“ | |
Horn bestätigte, dass VW-Vertreter sich am Freitag zu Gesprächen mit den | |
US-Behörden EPA und CARB treffen werden. „Wir kooperieren voll und ganz, | |
und wir werden dies weiter tun, mit maximal möglicher Transparenz.“ Zum | |
konkreten Zeitplan für den Rückruf hielt der US-Statthalter der Wolfsburger | |
sich aber weiter bedeckt. „Es ist zu früh, und ich würde großen Ärger | |
bekommen, wenn ich heute etwas dazu sage.“ | |
## „Mehr um ihren Aktienkurs besorgt“ | |
CARB-Chefin Nichols übte indes massive Kritik am bisherigen | |
Krisenmanagement des Unternehmens: „Am Anfang haben sie abgestritten, dass | |
es überhaupt ein Problem gibt.“ Dann habe der Konzern zunächst Anwälte | |
angeheuert und Pressemitteilungen verschickt, anstatt an einer Lösung zu | |
arbeiten. „Sie waren offenbar mehr um ihren Aktienkurs und möglicherweise | |
ihre Kunden besorgt, als um die Umweltschäden, die sie anrichten“, sagte | |
die Vorsitzende der Institution, die im September gemeinsam mit der | |
US-Umweltbehörde EPA die Affäre ins Rollen gebracht hatte. | |
Sollte sich VW bei einem Rückruf nicht an die Vereinbarungen halten, gäbe | |
es die Möglichkeit, die betroffenen Autos aus dem Verkehr zu ziehen, sagte | |
Nichols. Bei der jährlichen Erneuerung der Registrierung würde dann die | |
Fahrerlaubnis verweigert. „Dies sind drakonische Strafen, und es ist | |
überflüssig zu sagen, dass wir nicht hoffen, sie verhängen zu müssen.“ Do… | |
die exzessive Luftverpestung durch die Fahrzeuge müsse gestoppt werden. | |
„Wir warten noch immer darauf, wie das gelöst werden kann.“ | |
Ein großes Problem beim Rückruf sei, so Nichols, dass Fahrer möglicherweise | |
überhaupt kein Interesse daran hätten. Denn der Ausbau der | |
Schummel-Software, die VW seit 2009 in diversen Diesel-Fahrzeugen | |
installierte, ginge zu Lasten von Leistung und Spritverbrauch. „Wenn sich | |
herumspricht, dass die Reparatur die Autos weniger spritzig fahren lässt | |
und dadurch mehr Sprit bezahlt werden muss [...], werden Leute sich dagegen | |
entscheiden.“ Durch den „Defeat Device“ wird die Abgasreinigung nur im | |
Testbetrieb voll aktiviert. | |
## Pannenhilfe | |
Unterdessen haben als Zeichen der Wiedergutmachung bisher 120.000 | |
geschädigte Kunden Einkaufsgutscheine im Wert von tausend Dollar | |
angenommen. Das gab der Chef von VW in den USA, Michael Horn, am Mittwoch | |
bei der Automesse von Los Angeles bekannt. Das Gutscheinpaket beinhaltet | |
eine mit 500 Dollar (469 Euro) aufgeladene Prepaid-Karte, einen Gutschein | |
im selben Wert, den die betroffenen Kunden bei einem VW-Händler einlösen | |
können, sowie Pannenhilfe für drei Jahre. | |
Der USA-Chef Horn bekräftigte, dass die Einkaufsgutscheine die betroffenen | |
Kunden nicht davon abhalten sollten, gegen Volkswagen juristisch | |
vorzugehen. Das Unternehmen hatte vor anderthalb Wochen an die geschädigten | |
Kunden Briefe verschickt und die Gutscheine als „eine Geste des guten | |
Willens“ angeboten. | |
Volkswagen steht wegen manipulierter Abgaswerte seit Wochen stark unter | |
Druck. Im September hatte der Konzern nach Untersuchungen der | |
US-Umweltbehörde zugegeben, dass bei rund elf Millionen Dieselfahrzeugen | |
Software eingesetzt wurde, die den Ausstoß von Stickoxiden im Testbetrieb | |
als zu niedrig auswies. Alle Fahrzeuge müssen nun umgerüstet werden. | |
Kürzlich gestand das Unternehmen zudem ein, dass bei rund 800.000 Autos der | |
tatsächliche Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid höher ist als | |
angegeben. | |
19 Nov 2015 | |
## LINKS | |
[1] http://www.arb.ca.gov/homepage.htm | |
[2] http://www3.epa.gov/ | |
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