# taz.de -- SPD-Landesparteitag Rheinland-Pfalz: Dreyer gibt sich kämpferisch | |
> Auf dem SPD-Landesparteitag gerät die Nominierung von Malu Dreyer zur | |
> Spitzenkandidatin für die Landtagswahl fast zur Nebensache. | |
Bild: Malu Dreyer und Roger Lewentz eröffnen den Parteitag. | |
LUDWIGSHAFEN taz | Das Ergebnis stimmt. Aber ansonsten dürfte sich Malu | |
Dreyer ihre Krönungsmesse anders vorgestellt haben. Zwar wählten die | |
Delegierten der rheinland-pfälzischen SPD die Ministerpräsidentin mit 99,5 | |
Prozent der Stimmen zur Spitzenkandidatin für die kommende Landtagswahl im | |
März. Aber überschattet war der Landesparteitag am Samstag in Ludwigshafen | |
von den Attentaten in Paris. | |
Dabei war alles so schön vorbereitet im Pfalzbau: Auf den Tischen der | |
Delegierten lagen „Malu“-Schilder parat für schöne Jubelbilder. Als | |
Hintergrundkulisse hing ein großes Panoramabild mit Burg und Weinhang an | |
der Wand, versehen mit dem Slogan „Erfolgsland Rheinland-Pfalz“. Das Event | |
sollte eigentlich die SPD bereit für den Kampf um die Wiederwahl machen. | |
Doch die bei solchen Anlässen übliche Selbstbeweihräucherungsstimmung | |
konnte und wollte diesmal nicht aufkommen. | |
„Wir stehen unter Schock“, sagt Malu Dreyer zu Beginn des Parteitags. | |
Währenddessen flackert eine große Frankreich-Fahne mit dem Schriftzug „Nous | |
sommes unis“ (Wir sind vereint) über die Monitore. „Das ist ein Anschlag | |
auf die Menschlichkeit, auf die Demokratie, auf Europa, auf die | |
Menschenrechte.“ | |
Dreyer ist fast ganz in Schwarz gekleidet, ein weißes T-Shirt ist der | |
einzige Farbtupfer, den sie sich erlaubt hat. Unter den Augen zeichnen sich | |
dunkle Ringe ab. Sie sei die ganze Nacht wach gewesen. „Das waren unsere | |
Freunde, die da angegriffen wurden“, sagt die 54-Jährige. | |
## Eine Schweigeminute für Paris | |
Von Ludwigshafen sei es schneller nach Paris als nach Berlin, fügt | |
Parteivorsitzender Roger Lewentz betroffen hinzu. Fast wäre der Parteitag | |
abgesagt worden wegen der Anschläge, berichtet Generalsekretär Jens Guth. | |
SPD-Chef Sigmar Gabriel verzichtet wegen der Ereignisse auf seinen | |
geplanten Auftritt. | |
Das Licht geht aus. Der Raum ist dunkel. Eine Schweigeminute für die Opfer | |
von Paris. Und für den am vergangenen Dienstag verstorbenen Altkanzler | |
Helmut Schmidt. Nur Dreyer und Lewentz sind im Spotlight. Auch Trauer will | |
inszeniert sein. | |
Inszenierung ist generell ein Punkt beim Landesparteitag. Trotz alledem. | |
Alles ist nach US-Manier auf Malu Dreyer zugeschnitten. Der Hashtag des | |
Parteitags ist ihr Name, das WLAN nach ihr benannt. Die Partei will mit der | |
Person punkten. Denn Dreyer bekommt meist Spitzenwerte in puncto | |
Beliebtheit im Land. Damit wollen die Genossen die sinkenden Umfragewerte | |
wett machen. | |
Wäre jetzt Landtagswahl, es würde laut der jüngsten Umfrage der | |
Forschungsgruppe Wahlen nicht für die Fortsetzung von Rot-Grün reichen. Die | |
CDU käme auf 41 Prozent, für die SPD sieht das Institut nur 30 Prozent – | |
der schlechteste Umfragewert seit über einem Jahrzehnt. Ihr grüner | |
Bündnispartner liegt bei 8 Prozent, während AfD und Linkspartei knapp über | |
und die FDP knapp unter der 5-Prozent-Hürde rangieren. | |
In ihrer Rede gibt sich Dreyer kämpferisch. Soziale Gerechtigkeit, gute | |
Versorgung von Familien, gebührenfreie Bildung und Kita-Plätze sowie die | |
Digitalisierung, das sind ihre Themen. Die SPD als soziale Zukunftspartei, | |
das ist das Image, das sie verkaufen will. Bei ihrer Nominierung zur | |
Spitzenkandidatin erhält Dreyer 395 von 397 Stimmen. Eigentlich ein | |
Traumergebnis. Wenn nicht CDU-Konkurrentin Julia Klöckner bei ihrer Wahl | |
vor zwei Monaten ein einstimmiges Ergebnis geholt hätte. Dreyer weiß, dass | |
es ein harter Wahlkampf wird. „Wir müssen kämpfen, wir wollen kämpfen, und | |
vor allem wollen wir gewinnen“, ruft sie den Delegierten zu. | |
15 Nov 2015 | |
## AUTOREN | |
Alina Leimbach | |
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