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# taz.de -- Moderator Klaas Heufer-Umlauf über Organspende: „Geht nicht daru…
> Der Verein „Junge Helden“ wirbt auf Partys und im Kino für Organspenden.
> Für Heufer-Umlauf hat das Thema mehr mit Leben als dem Tod zu tun.
Bild: Will nach seinem Tod alle Organe spenden: Moderator Klaas Heufer-Umlauf.
taz: Herr Heufer-Umlauf, was steht in Ihrem Organspendeausweis?
Klaas Heufer-Umlauf: Da stehen mein Name, meine Unterschrift und, dass
meine Organe im Falle des Falles in vollem Umfang zur Verfügung stehen.
Warum engagieren Sie sich für das Thema Organspende?
Es ist eigentlich ein einfaches Prinzip, kann aber so viele Schicksale und
Menschen retten. In der Gesellschaft ist die Bereitschaft dafür längst da.
Es fehlt nur der letzte Schritt, dass man sich einen Organspendeausweis in
die Tasche steckt. Dass ich mich engagiere, ist persönlich bedingt – durch
Claudia, der Gründerin des [1][Vereins Junge Helden]. Sie hat mich
mitgerissen in ihrer Begeisterung für das Thema und den Verein.
Wie haben Sie Claudia Kotter kennengelernt?
Ich kannte sie über drei Ecken und fand sie immer schon beeindruckend. Dann
habe ich ein Interview mit ihr bei Johannes B. Kerner gesehen, sie
angerufen und gesagt: „Ich heiße Klaas, ich arbeite bei Viva, was kann ich
tun?“
Was hat Sie so beeindruckt?
Jeder der Claudia als Person erlebt hat, weiß wie charismatisch und
beeindruckend sie war. Sie hatte seitdem sie sieben Jahre alt war die
Krankheit Sklerodomie. 2011 ist sie gestorben. Sie hat es zu einer ihrer
Lebensaufgaben gemacht, das Thema mit Spaß und Lebensfreude aufzubereiten.
Mir ist da zum ersten Mal klar geworden, dass Organspenden einen größeren
Bezug zum Leben haben als zum Tod.
Was macht der Verein Junge Helden genau?
Es geht darum, das Thema mitten im Leben zu platzieren und aus dem
Wartezimmer beim Arzt oder der Apotheke herauszuholen. Es gibt jetzt den
[2][Film „Entscheidend ist die Entscheidung“], der im Kino läuft und als
Diskussionsgrundlage für Schulen bereitsteht. Am bekanntesten sind aber
wohl die Partys. Da stehen engagierte Leute und Prominente in
Junge-Helden-Shirts hinter der Bar oder der Garderobe. Die Leute können
sich auf der Party in ausgelassener Atmosphäre mit dem Thema
auseinandersetzen.
Entscheiden sich Jugendliche leichter für einen Ausweis?
Junge Leute sind vielleicht ein bisschen flexibler, wenn es um die großen
Einstellungen des eigenen Lebens geht. Viele Fragen haben sie sich noch
nicht gestellt. Als erwachsener Mensch hat man ja irgendwann die Illusion,
man hätte jetzt mal alles überlegt.
Warum haben nur etwas mehr als ein Viertel der Deutschen einen
Organspendeausweis?
Ich bin mir nicht sicher, ob tatsächlich alle wissen, wie wichtig das Thema
ist. Ich habe manchmal das Gefühl, dass die Leute denken, dass es kein
Beinbruch ist, wenn sie nicht mitmachen. Das stimmt aber nicht. Umso mehr
Leute mitmachen, umso besser und effektiver funktioniert das System, desto
kürzer sind die Wartezeiten und desto wahrscheinlicher ist es, dass jemand
überlebt. Ein Problem ist auch, dass man in unserer Gesellschaft nicht
automatisch mit dem Thema in Berührung kommt.
Warum?
Es fehlt die Information. Es ist nicht so, dass man in einem bestimmten
Alter mit der Frage, ob man seine Organe spenden will, konfrontiert wird.
Auch in der Schule steht das Thema auf keinem Lehrplan, sondern es sind
dann engagierte Lehrer, die sich vornehmen, mit ihren Schülern darüber zu
sprechen. Dass man wirklich nur den Ausweis ausfüllen und mit sich führen
muss, um Organspender zu sein, wissen viele nicht.
Ist es auch okay, Nein anzukreuzen?
Klar, das ist eine persönliche Entscheidung und die verdient Respekt. Es
geht nicht darum zu missionieren, mit einem schlechten Gewissen zu arbeiten
und zu sagen, du bist ein schlechterer Mensch, weil du Nein ankreuzt.
Hat Ihr Vertrauen unter den Organspendeskandalen gelitten?
Nein, weil ich mich damit auseinandergesetzt habe, wie Eurotransplant
arbeitet. Es gibt überall schwarze Schafe. Die Debatte ist oft mit
schaurigen Märchen durchmischt.
Etwa, dass Ärzte Organspendern nicht das Leben retten?
Genau. Den Tod müssen aber zwei Ärzte unabhängig voneinander feststellen.
Sie tun ihr menschenmögliches, damit die Leute durchkommen.
23 Oct 2015
## LINKS
[1] http://www.junge-helden.org/
[2] https://www.youtube.com/watch?v=1ErfqrPw_vg
## AUTOREN
Andrea Scharpen
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