# taz.de -- Akif Pirinçci bei Pegida: Ein bisschen Schmusehetze | |
> Zum ersten Jahrestag von Pegida redet Autor Akif Pirinçci von | |
> „Moslemmüllhalden“ und KZs – und die Zuhörer sind überrascht. | |
Bild: Undeutsche Fremdworte wie „pathologisch“ und „masochistisch“ häu… | |
Montagabend, in Berlin Mitte. Ein Mini-Mob zieht grölend durch die | |
Linienstraße. „38.000 Volksgenossen sind heute Abend in Dresden auf der | |
Straße“, tönt es aus dem Megaphon. Was für ein widerlicher Haufen. Schnute | |
ist tot, doch Bärgida lebt. | |
In Wahrheit sind es 15.000 Urangsthasen, die sich [1][zur selben Zeit auf | |
dem Dresdner Opernplatz versammelt] haben. Da haben sie wohl | |
Gegendemonstranten, Polizei und Tauben mitgezählt – das kann schon mal | |
passieren. Es ist der erste Jahrestag des faschistoiden Montagsumzugs, der | |
Deutschland in der Innen- und Außenwahrnehmung verändert und überdies | |
gespalten hat: Schau an, so hässlich sind wir noch, beziehungsweise wieder. | |
Einer der hässlichsten von allen ist der [2][vormalige Katzenkrimi-Autor] | |
Akif Pirinçci. Das prädestiniert ihn dazu, vor den „Volksgenossen“ zu | |
sprechen, daher hat man ihn eingeladen. Er gilt als schwulenfeindlich, | |
[3][frauenfeindlich], fremdenfeindlich und überhaupt [4][so rundum | |
feindlich], dass ihm als einzige Freunde neben anderen Rechtsradikalen wohl | |
nur noch Katzen bleiben. | |
An diesem Abend spricht er von der „Moslemmüllhalde“, zu der Deutschland zu | |
werden droht. Es fallen die Worte „Gauleiter“ und „Umvolkung“ – das i… | |
keine rechtspopulistische Rhetorik, das ist [5][urnationalsozialistisches | |
Vokabular]. Ironisch bedauert Pirinçci weiter: „Die KZs sind ja leider | |
derzeit außer Betrieb.“ Denn dort hinein würden Politiker, „die den Respe… | |
vor dem eigenen Volk restlos abgelegt“ haben, den deutschen Michel gerne | |
sperren, nur weil der gerne unter sich bleibt. | |
## Je länger, desto schwieriger | |
Für das KZ gibt es Applaus. Ebenso für die „Vaterlandsverräter“ – geme… | |
sind die Flüchtlingsunterstützer –, die unter dem „Deckmantel einer | |
pathologisch-masochistischen Willkommenskultur und Multi-Kulti-Scheiße | |
Gräber für die Deutschen geschaufelt“ hätten. Doch je länger die Rede | |
dauert, desto ungeduldiger wird das Publikum. Der Typ ist ja schon klasse, | |
aber jetzt wird der Vortrag dann doch ein bisschen lang. | |
Ein paar „Aufhören“-Rufe ertönen. Einigen ist die Rede schlicht zu schwer. | |
Undeutsche Fremdworte wie „pathologisch“ und „masochistisch“ häufen si… | |
das ist dann doch zu intellektuell. Warum kann man für | |
„pathologisch-masochistisch“ nicht das gute alte „durchgeknallt“ benutz… | |
Wenn noch mehr solcher Wörter kommen, tut der Kopf weh, und aufs Klo muss | |
man auch. Das ist immer das Blöde an Bier. | |
„Keine Hetze!“, ist schließlich auch zu hören. Und das ist wirklich irre. | |
Was haben sich die Rufer denn gedacht? Dass sie in eine Jauchegrube | |
springen können, ohne braun zu werden? Dass sie nicht wussten, dass es sich | |
überhaupt um eine Jauchegrube handelt, weil sie den Gestank nicht bemerkt | |
haben? | |
Jetzt haben sie ihn gerochen. Gerade für diese Erweckung muss man Pirinçci | |
dankbar sein. Vielleicht konnte er sogar ein paar Seelen retten, die in | |
Zukunft Montags zu Hause bleiben. Auch wenn ein solcher Effekt fraglich | |
bleibt, denn Leute, die nach einem Jahr noch immer nicht begriffen haben, | |
in welcher Gesellschaft sie sich dort befinden, dürften für eine | |
Seelenrettung nur bedingt geeignet sein. Es sind dieselben, die täglich | |
darüber heulen, dass ihnen das Etikett „Nazi“ angeheftet wird. Dabei haben | |
sie sich freiwillig und aktiv einer Menge angeschlossen, die gemeinsam | |
Hetze betreibt. Woche für Woche, seit einem Jahr. | |
Und nun auf einmal rufen sie „keine Hetze“, auf der renommiertesten | |
Hetzveranstaltung seit dem Sportpalast. Wie bescheuert ist das denn! Sie | |
wollen lieber so ein bisschen Halbhetze, ein Hetzchen, eine freundliche | |
Schmusehetze, ein nur sanft gehauchtes „Ausländer raus“ mit Abschiedskuss | |
und Erinnerungsselfie. Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass: wie | |
absurd das ist, hat uns Pirinçci mit selbst für Pegida-Verhältnisse kaum | |
gekannter Klarheit aufgezeigt. Spätestens jetzt muss auch dem letzten, | |
Freund wie Feind, klar sein, wo die Grenze verläuft und jeder, der sich auf | |
eine der Seiten gestellt hat, weiß wofür er sich entschieden hat und trägt | |
auch die Verantwortung dafür. | |
20 Oct 2015 | |
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## AUTOREN | |
Uli Hannemann | |
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