# taz.de -- Kolumne Die Kriegsreporterin: Kein Penis, kein Chef | |
> Die ARD will die Frauenquote der „Tatort“-Regisseure auf 20 Prozent | |
> erhöhen? Silke Burmester zahlt ab sofort nur noch 20 Prozent | |
> Rundfunkbeitrag. | |
Bild: Geben doch alle Feuer, oder? Ach so, aber: Einer ist länger. | |
Hallo taz-Medienredaktion! Es ist noch nicht lange her, da konnte man die | |
Bedeutung eines Mediums auch an der Zahl seiner Auslandskorrespondenten | |
ablesen. Das ist vorbei. Die Büros werden dichtgemacht, stattdessen gelten | |
Regionalseiten als der neue, heiße Scheiß. Rheinland-Pfalz ist der neue | |
Kongo. | |
Nachdem auch der Spiegel auf den Zeit-Provinz-Zug aufspringt, habe | |
natürlich auch ich überlegt, auf „regional“ zu machen, schließlich will … | |
ja auch hip sein. Dann aber fiel mir der Kinderspruch ein „Nachmacher-Ich | |
kann das nich!“ und ich dachte, och nö, das ist dann doch zu billig. Mach | |
ich doch lieber Frauenseiten! Und so freue ich mich, mit tollen, aktuellen | |
Fakten aus dem Notstandsgebiet „Frauen“ aufwarten zu können. | |
Wir erinnern uns: Frauen, das sind die Menschen, die keine Chefposten | |
bekommen, weil sie keinen Penis haben. Auch keinen kleinen. Letzte Woche | |
nun hat Pro Quote, der Verein, der dafür kämpft, dass Menschen trotz einer | |
Vagina auf dem Chefstuhl Platz nehmen dürfen, die Ergebnisse seiner | |
Emnid-Umfrage veröffentlicht, deren Kern das Hamburger Abendblatt mittels | |
der hübschen Überschrift „Die Deutschen unterstützen die Frauenquote“ | |
benannte. | |
Recht lustig ist, dass kurz vor der Pressekonferenz der Chefredakteur des | |
Kress-Report, Bülend Ürük, seinen „Kommentar“ zu Pro Quote veröffentlic… | |
in dem er dem Verein unter anderem vorwirft, kein Mentoring und keine | |
Frauenförderung zu betreiben. Was nicht nur schlicht nicht das Ziel des | |
Vereins ist, sondern ähnlich dämlich, wie dem Deutschen Roten Kreuz | |
vorzuwerfen, keine Blumenbeete anzulegen. Zumal es für Themen wie Mentoring | |
etwa den „Journalistinnenbund“ gibt. Mit dem Pro Quote eng | |
zusammenarbeitet. Ach ja, die Herren! Nicht nur, dass sie wieder wissen, | |
dass „Pro Quote neue Ziele braucht“, nein, sie überlegen sich gleich die | |
ganze Ausrichtung neu. Toll! | |
## Dankbar für die Brotkrumen | |
Das ist fast so toll, wie wenn die ARD als Reaktion auf den Druck des | |
Schwestervereins Pro-Quote-Regie letzte Woche verkündet, in den nächsten | |
drei Jahren 20 Prozent der „Tatort“- und „Polizeiruf 110“-Folgen von Fr… | |
drehen zu lassen, und dafür Lob erwartet. Den sie dann auch von jenen | |
Frauen bekommt, die es gewohnt sind, für die Brotkrumen dankbar zu sein, | |
die die Herren in väterlicher Manier vom Tisch fallen lassen. 20 Prozent! | |
Zwei von zehn Filmen! | |
Dass die ARDler sich überhaupt trauen, dieses „Ergebnis“ ihrer | |
Intendantentagung zu verkünden. Dass sie die Chuzpe haben, mir, die ich | |
ihre goldenen Ärsche ebenso wie das Programm finanziere, so ein | |
erbärmliches, peinliches und beschämendes Ergebnis vorzulegen! Mir ist der | |
Platz hier zu schade, die Namen von x geeigneten Regisseurinnen zu nennen, | |
auf dass die Hälfte dieser Filme von Frauen gemacht werden könnte. Kleine | |
Frage an die Intendantenrunde: Vor dem Hintergrund welcher Qualifikation | |
haben Sie Ihren Posten erhalten? | |
Und Ihr, liebe Damen von Pro-Quote-Regie, wer hat euch ins Hirn geblasen, | |
dafür in eurer Erklärung auch noch Anerkennung zu zeigen? Natürlich nur | |
einleitend, damit Ihr dann – Diplomatie! Diplomatie! – mehr fordert. Könnt | |
Ihr mal bitte auf diese Arschkriecherei verzichten und Eier zeigen! Dicke, | |
fette Eier und sagen: Scheiße, das ist ja wohl das Hinterletzte! ZWANZIG | |
PROZENT!?! | |
Manchmal wundere ich mich, dass wir Frauen nicht jeden Tag auf die Knie | |
fallen müssen, weil wir überhaupt am öffentlichen Leben teilhaben dürfen. | |
„Langfristig“ wolle die ARD den Anteil erhöhen. Vielleicht, so denke ich, | |
zahle ich ab sofort nur noch 20 Prozent Rundfunkbeitrag. Ich kann den ja | |
langfristig erhöhen. Zu 80 Prozent sauer zurück nach Berlin! | |
30 Sep 2015 | |
## AUTOREN | |
Silke Burmester | |
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