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# taz.de -- Förderung von Frauen in den Medien: Luft nach oben
> In Führungspositionen von Medienunternehmen sind Frauen deutlich
> unterrepräsentiert. Das Erich Pommer Institut will nun dagegen angehen.
Bild: Sylvia Nagel, Kathrin Buchner, Dagmar Engel, Judith Scholter, Sabine Kart…
Schlechtere Bezahlung, wenig Aufstiegschancen, fehlende Sichtbarkeit: Seit
Jahren fordern Verbände wie Pro Quote und Pro Quote Regie die
Chancengleichheit für Frauen in der Medien- und Filmbranche. Mit einem
Leadership-Programm will das Erich Pommer Institut (EPI) sich nun direkt an
Unternehmen aus den Bereichen Film, TV, Radio, Publishing, IT, Games und
Musik richten.
Der Zeitpunkt für eine solche Maßnahme ist gut, die Arbeit der Verbände
wird in der medialen Öffentlichkeit diskutiert und von der Politik
aufgenommen. Die Bundesregierung hat Anfang des Jahres die Gesetzesvorlage
zur Lohngleichheit beschlossen, das in Unternehmen ab 200 Mitarbeitern
geschlechtsspezifische Auskünfte zur Bezahlung für gleiche Arbeit
vorschreibt, und die niedersächsische Sozialministerin Cornelia Rundt
fordert, 50 Prozent aller Positionen im öffentlichen Dienst mit Frauen zu
besetzen.
## Das Programm
Im Lichte der Debatte sieht die EPI-Geschäftsführerin Nadja Radojevic ihr
Projekt sparkx bestätigt, das vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales
und den Europäischen Sozialfonds auf drei Jahre gefördert wird: „Generell
arbeiten zwar sehr viele Frauen in Medienunternehmen, doch in der Regel
wird der Anteil signifikant geringer, je höher man in der Hierarchie
aufsteigt. Dieses Phänomen wollen wir mit unserem Programm angehen, das
natürlich von der aktuellen Gleichstellungsdiskussion inspiriert ist, die
nun endlich etwas Fahrt aufnimmt.“
Radojevic freut sich darüber, dass das Thema auch bei den Verantwortlichen
angekommen sei. Ihr Ziel ist ambitioniert: „Mit sparkx möchten wir
erreichen, dass es perspektivisch einen höheren Frauenanteil in
Führungspositionen in Medienunternehmen gibt und dass Unternehmen das große
Potenzial, das mit Führungsfrauen einhergeht, mehr erkennen und nutzen.“
## Das Coaching
Im Mittelpunkt steht dabei das Empowerment von Frauen durch Vermittlung von
Führungs-Skills und Coaching: „Wir haben ein Programm entwickelt, das sich
an angestellte Frauen aus dem mittleren Management richtet und in drei
Workshops Themen vermittelt, wie Führungsstrategien, Verhandlungs- und
Präsentationstechniken, Selbstmarketing, aber auch selbstreflexiv die
eigenen Werte und Motivationen beleuchtet.“ Dabei sei es wichtig, dass die
Frauen auch selbst für eine höhere Sichtbarkeit sorgen müssten. „Wir wollen
auch dazu ermutigen, proaktiv zu signalisieren, sich im Unternehmen
weiterentwickeln und mehr Verantwortung übernehmen zu wollen“, so die
Geschäftsführerin.
Dass neben der Teilnahme der jeweiligen Frau auch eine Person aus der
Personalverantwortung des Medienunternehmens in das Programm eingebunden
und weitergebildet werden soll, sei dabei genauso wichtig, „um
herauszufinden, welche Strukturen und Hemmnisse die gläserne Decke
begünstigen und wie wir diese Hindernisse abbauen können“. Es gehe vor
allem um einen Prozess der Selbstreflexion, den das Unternehmen vollziehen
müsse. Außerdem gibt es eine begleitende Veranstaltungsreihe. „Es gibt
erfreulicherweise einige tolle Medienfrauen da draußen, die in
Führungspositionen sind, und diese wollen wir ins Licht rücken“, so
Radojevic. Die Klage darüber, dass sich erfolgreiche Frauen oft vor dem
Schritt ins Rampenlicht zieren, kann sie zwar nachvollziehen, kennt aber
auch andere Ursachen: „Teilweise erhalten wir Zusagen von Frauen, die dann
hinterher von deren – zumeist männlichen – Vorgesetzten mit der Begründung
widerrufen wurden, dass die Frau nicht hochkarätig genug sei, um über ein
gewisses Thema zu reden.“
Bis Ende April läuft noch die Bewerbungsphase, die bisherigen Rückmeldungen
aus der Branche zu sparkx bewertet Radojevic als positiv, besonders in
Bereichen wie IT- und Games, die als äußerst männerdominiert wahrgenommenen
werden, sei das Thema Fachkräftemangel längst angekommen. Als ein
Sorgenkind bezeichnet sie dagegen die Lage im Musikbusiness: „Hier sind
Frauen in Führungspositionen extrem unterrepräsentiert.“
22 Mar 2017
## AUTOREN
Jens Mayer
## TAGS
Pro Quote
Frauenquote
Medien
Gabor Steingart
Digitalisierung
Familie
Silke Burmester
Bild am Sonntag
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