# taz.de -- Nur Männer beim Holtzbrinck-Preis: Der „Quoten“-Mann | |
> Gabor Steingart will, dass nicht nur Männer den Preis für | |
> Wirtschaftspublizistik gewinnen. So ein Versprechen hat er schon einmal | |
> nicht eingehalten. | |
Bild: Gabor Steingart spricht von Frauenförderung, setzt sie aber selten um | |
Wenn man sich nicht ärgern müsste, könnte man [1][fast über dieses Foto | |
lachen]. So seltsam aus der Zeit gefallen sieht es aus: 16 Männer in 16 | |
Anzügen. Wobei die Anzüge nicht das Problem sind. Auf dem Familienfoto des | |
Georg von Holtzbrinck Preises für Wirtschaftspublizistik 2017 sind die | |
Preisträger und Redner des Abends allesamt Männer. | |
Wenn es nach Gabor Steingart geht, Herausgeber des Handelsblatts und | |
Mitglied der Jury, war es das letzte Männerjahr für diesen Preis. | |
[2][Because it's 2017]. Auf Twitter sorgte das Foto mit den werten Herren | |
für reichlich Unmut und Spott. Steingart [3][antwortete prompt und | |
schrieb]: „Wird es nochmal passieren? In meinem Beisein nie wieder. | |
Ehrenwort!“ | |
Gabor Steingart (55) hat den Großteil seines beruflichen Lebens beim | |
Spiegel verbracht. Unter Chefredakteur Stefan Aust stieg er bald zu dessen | |
[4][“Kronprinz“] auf. Er leitete das Wirtschaftsressort, später das | |
Berlin-Büro. Und eigentlich wollte er 2007 an die Spitze der mächtigen | |
Mitarbeiter KG gewählt werden. Seit 1974 sind die Mitarbeiter*innen des | |
Magazins mit 50,5 Prozent Hauptgesellschafterin des Spiegels. Die KG beruft | |
unter anderem die Chefredaktion und entscheidet über den Redaktionsetat. | |
Sie ist das wichtigste Gremium des Hauses. Doch Steingart verlor die Wahl | |
um einen Platz in der Geschäftsführung der KG krachend. Wunden leckend ging | |
er als Korrespondent nach Washington D.C.. | |
Als die Mitarbeiter KG 2008 nicht ihn, sondern Georg Mascolo und Mathias | |
Müller von Blumencron in die Chefredaktion berief, wurde Steingart zwei | |
Jahre später eben Chef vom Handelsblatt. | |
## Mehr Frauen! Ach, ja? | |
Beim Handelsblatt verkündete er 2011: Es soll eine Frauenquote geben. 30 | |
Prozent Frauen in Führungspositionen wollte er und unterstützte vollmundig | |
die Forderung vom Verein ProQuote. 2014 bekam er dafür von eben jenem den | |
„[5][Betenden Gartenzwerg“] verliehen – ein Negativpreis. Denn auf die | |
großen Worte folgten keine Taten. Nur die Ernennung von Miriam Meckel als | |
Chefin der Wirtschaftswoche fiel positiv auf. Steingart ist seit 2013 | |
Geschäftsführer der Handelsblatt Verlagsgruppe, zu der die Wirtschaftswoche | |
gehört. Doch nur einer von 16 leitenden Posten in der | |
Handelsblatt-Redaktion ist mit einer Frau besetzt. | |
Er wolle diesen Preis nur einmal entgegennehmen, sagte Steingart 2014 und | |
gelobte Besserung. Doch Miriam Meckels Nachfolger bei der Wirtschaftswoche | |
ist ein Mann. Im Handelsblatt ist die Chefredaktion noch männlich, 20 | |
Prozent der Positionen mit Personalverantwortung sind nach eigenen Angaben | |
mit Frauen besetzt. Man kann sich also über das Versprechen von Gabor | |
Steingart freuen, aber es ist nicht ganz klar, wie viel man auf sein | |
Ehrenwort geben kann. | |
1 Dec 2017 | |
## LINKS | |
[1] http://www.handelsblatt.com/unternehmen/it-medien/georg-von-holtzbrinck-pre… | |
[2] https://www.youtube.com/watch?v=LLk2aSBrR6U | |
[3] https://twitter.com/gaborsteingart/status/936145111976726528 | |
[4] /!635814/ | |
[5] http://www.pro-quote.de/proquote-uebergibt-handelsblatt-chef-steingart-den-… | |
## AUTOREN | |
Amna Franzke | |
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